Liebe auf Arabisch
Abendessen an, bei dem er plötzlich so schleimige, vorsintflutliche Dinge über Frauen sagte, dass ich nicht glauben konnte, dass es sich dabei um denselben Mann handelte, der zuvor die Menschenrechte verteidigt und die Freiheit des Individuums gefordert hatte.«
»Und danach?«
»Danach?«
»Was habt ihr nach dem Abendessen gemacht?«
»Nun, ich habe seine Gesellschaft nicht abgelehnt. Aber weder er, noch Fouad, noch irgendein Saudi wird sich je woanders für die Sache der Frau einsetzen, als in einem Bett …«
Der Traummann
»Auf die Plätze, fertig, los!«
Dies war weder ein Wettkampf, noch eine Wette, sondern einfach ein Spiel, bei dem sich alle Antworten um dasselbe Thema drehten, das so oft in unseren Gesprächen auftauchte: der Traummann. Ich muss zugeben, dass diese Übung, im Gegensatz zu unseren Sexgesprächen, geradezu unschuldig wirkte. Und da uns Joumanas Schwiegermutter Gesellschaft leistete, hielten wir uns automatisch an die Regeln des Anstands. Wir ließen sie bedenkenlos an unserem Spiel teilhaben, was zeigte, wie weit ihre Toleranz reichte. Die Schwiegermama akzeptierte unsere Erwägungen voll und ganz und fand sogar Gefallen an unseren Worten, die blitzschnell aufeinanderfolgten:
»Mein Traummann wäre selbstsicher und würde mich bestärken und verstehen.«
»Ich könnte mit ihm über alles reden.«
»Er würde mir Geschenke machen.«
»Er würde mir seine Liebe zeigen.«
»Aber nicht zu sehr …«, warf die Schwiegermutter ein.
»Warum nicht?«, fragte Joumana. »Ihr erzieht eure Söhne dazu, sich den Frauen nicht anzuvertrauen oder ihnen ihre Liebe zu gestehen, damit sie nicht an Männlichkeit verlieren.«
»Hör jetzt mal für einen Moment auf, uns zu missionieren. Lass uns mit den Herzen sprechen«, protestierte Soha.
»Das sollte nicht heißen, dass ihr den Kopf ausschaltet«, grummelte Joumana.
Das Spiel begann erneut.
»Er wäre aufrichtig.«
»Er würde mich nicht belügen.«
»Er würde mich niemals betrügen.«
Joumanas Schwiegermutter lächelte:
»Kinder, das ist die einzige Eigenschaft, die er nie und nimmer erfüllen wird.«
Joumana schon wieder:
»Und wie hat Ihrer Meinung nach der Traummann zu sein, liebste Schwiegermama?«
Sie zählte eine Flut von Eigenschaften auf:
»Jemand, der sich für dich und die Deinen interessiert, der versucht, sich deiner Familie anzunähern. Der dir ein Kompliment macht, wenn du etwas Schönes getan hast. Der nicht jeden Cent umdreht und nicht vergisst, dir Geschenke zu machen.«
Nun fragte Soha sie:
»Und nehmen wir einmal an, wir hätten den Traummann gefunden, wie stellen wir es an, ihn zu halten, Tante? «
Die Schwiegermutter antwortete mit einer Liste, die sie vermutlich auswendig gelernt hatte, wie Generationen von Frauen vor ihr seit unserer Mutter Eva.
Sie sagte:
»Um ihren Ehemann zu halten, muss eine Frau
Gut kochen können, man hält die Männer mit Essen bei Laune, der Sex kommt erst an zweiter Stelle.
Ihm Komplimente machen, Männer sind narzisstisch veranlagt und ihr Aussehen zählt mehr als alles andere, also muss man sie in dem Glauben wiegen, sie seien die Besten.
Sich dafür interessieren, was ihr Ehemann macht, auch wenn sie nur so tut. Egal, ob es um Politik, Geld oder Fußball geht, wenn es ihn interessiert, sollte sie ihn leidenschaftlich unterstützen.
Ihn glauben machen, er sei der Schönste, der Beste, der Schlauste.
Ihm etwas schenken, das es ihm beweist.
Ihn in dem, was er tut, unterstützen und ihm zeigen, dass sein Erfolg wichtiger ist als der ihre.
Sie sollte sich um seine Familie kümmern, damit er kein schlechtes Gewissen bekommt.
Sagen, dass sie seine Mutter liebt, auch wenn es ein Lippenbekenntnis ist.
Ihm zeigen, dass er der Mann ist und verantwortlich für alle Entscheidungen, harte Arbeit und jegliche andere Form von Initiative.
Im Bett muss sie ihn glauben lassen, er sei der Chef des Orchesters, und dass ihre eigene Begabung nicht durch Übung, sondern eine Art plötzliche Offenbarung entstanden sei, die nur er ihr ermöglicht hat.«
Sie klang ein wenig wie eine Großmutter, und das, obwohl Welten lagen zwischen dieser Saudi, die angeblich nichts über die Männerwelt wusste, und meiner eigenen Großmutter, die zwar die Adresse von Gott kannte, jedoch wohl kaum die eines Sexologen.
Joumanas Schwiegermutter schloss mit folgender Bemerkung:
»Tja Mädchen, ich durchschaue euch! So sehr ihr euch über die Männer beklagt, so sehr liebt ihr sie auch!«
Joumana intervenierte
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