Liebe auf Arabisch
auf den ich unbedingt warten sollte.
Morgen ist auch noch ein Tag, pflegte ich dann laut zu sagen. Und meine Antwort schien meine Freundinnen zufriedenzustellen, die mich ganz gegen ihre Überzeugungen, wenn sie ehrlich waren, wohl eher in ein neuerliches Abenteuer verwickelt sehen wollten als mit einer Horde Kinder am Hals.
Mit List und Tücke
Nachdem ich also offen zugegeben hatte, dass ich mich nach festen Händen sehnte, konnte ich protestieren, so viel ich wollte: Meine Freundinnen, bei denen es auf eine Widersprüchlichkeit mehr oder weniger nicht ankam, rieten mir, die Gefangenschaft der Ehe noch ein wenig aufzuschieben und zu »leben«. Es ist kaum zu glauben, aber wahr: Es waren die Saudierinnen, die mich zum Laster antrieben, mich, die Marokkanerin! Dass ich eine alleinstehende Jungfrau war, tat nichts zur Sache, ich sollte ihr Purzelbaum schlagender French Doctor sein, allein schon wegen meines Berufes und meiner Herkunft.
Sie, die armen Eremitinnen, waren auf meine Hilfe angewiesen, um mehr über die Männerwelt zu erfahren. Kurz gesagt wurde mir klar, dass sie sich mit der Theorie zufriedengeben würden und sich ganz auf mich verließen, was die Praxis anging. Sie wollten mich in der Rolle der Liebhaberin sehen, ohne dass ich jedoch den Titel der Sabiyya, also der Jungfrau, verlor, dass ich in Sachen Sex herumexperimentierte, ohne als Hure zu gelten. Um ihre Neugier zu befriedigen, musste ich jedoch sehr genau dosieren, wie viel ich ihnen anvertraute und was ich für mich behielt. Es lag ein schmaler Grat zwischen Abenteuer und Laster, zwischen Spielerei und Übermut. Diese Frauen, die mir wie einer Schwester ihre Türen geöffnet hatten, konnten sie mir schon morgen aus moralischen Gründen vor der Nase zuschlagen. Meine Intuition sagte mir, dass
ich bei der Wahl zwischen Hure und artiger Abenteurerin zu jeder Zeit in der zweiten Rolle bleiben musste.
Einstimmig verkündeten sie, dass jedes Abenteuer, von dem ich ihnen berichtete, mit einem Geschenk für meine Aussteuer belohnt werden sollte. Ich wusste, dass sie dieses Versprechen einhalten würden. Und dass ich sie nicht enttäuschen durfte.
»Wohin fliegst du als nächstes?«, fragte Soha.
»In die Türkei.«
»Das ist doch die Gelegenheit, um uns zu berichten, wie die türkischen Männer so bestückt sind.«
»Es ist mir noch nie in den Sinn gekommen, mit einem Asiaten zu schlafen.«
Salma hielt es für angebracht, mich zu korrigieren.
»Das sind keine Asiaten, sie sind Muslime.«
»Muslime gibt es überall, meine Liebe, auch in der Türkei«, ergänzte Joumana.
»Wirst du es uns zuliebe tun?«, fragte Soha erneut.
»Mit einem von ihnen schlafen?«
»Es reicht, wenn du mit ihm ein bisschen flirtest, das kannst du doch sicher.«
Ja, das konnte ich. Ich war schließlich dazu genötigt, mich bis zu meiner Hochzeit auf das Flirten zu beschränken.
Ihr Vorgehen war hinterlistig, sie gaben sich ganz unschuldig, wie es Frauen so häufig tun. Doch ich musste mich bei meinen Gastgeberinnen für ihre Großzügigkeit erkenntlich zeigen, für ihren Mut, eine Fremde mit fragwürdigem Arbeitsplatz in ihr Haus zu lassen, ohne einen Gedanken an die Meinung ihrer Ehemänner zu verschwenden, oder darüber, was die Leute sagen würden, wenn sie es herausfänden. Und ich gebe zu, dass ich bei diesem Unterfangen mit finanziellem Gewinn rechnen
konnte, wenn es auch kein kompletter Lebensunterhalt war.
Am Anfang beschränkte ich mich darauf, ihnen Bilder aus Zeitschriften mitzubringen. Ich überlegte jedoch sehr genau, was ich in meiner Wohnung herumliegen ließ. Es war allgemein bekannt, dass die Sittenpolizei manchmal in unserer Abwesenheit die Wohnräume durchsuchte. Pech für die Flugbegleiterin oder den Steward, bei dem man schmutzige Bilder, Videos oder eine Flasche Alkohol fand. Das mit den Zeitschriften nahm ich selbst in die Hand: Bevor die Zollbeamten die Fotos von nackten Frauen herausschnitten, griff ich selbst zur Schere und versteckte die interessantesten Bilder, um sie später meinen Freundinnen zu übergeben.
Die Fotos waren ihnen nicht genug. Sie wollten Erfahrungsberichte … Damit musste ich sie versorgen. War meine Quelle an eigenen Abenteuern einmal versiegt, versuchte ich, auf anderem Wege an eine Geschichte zu kommen und begnügte mich mit den Schweinereien, die ich bei Kollegen während eines Fluges aufschnappte. War auch das nicht sehr ergiebig, hatte ich immer ein paar versaute Witze im Gepäck.
Da ich nie und nimmer meine
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