Liebe auf Arabisch
saudischen Kollegen zum Thema Sex hätte befragen können, die mich wahrscheinlich in die Irrenanstalt hätten einweisen lassen, beschloss ich, meinen Kollegen Fouad in meine Nachforschungen miteinzubeziehen. Ihn amüsierten die Berichte über meine saudischen Freundinnen und ihre intimen Geständnisse ohnehin. Er war beinahe süchtig danach, sie regten seine Fantasie an.
Eines Tages herrschte ich ihn an:
»Du bist verheiratet. Und kannst nebenbei sogar mit sämtlichen Frauen aus Casa schlafen. Warum interessieren
dich ausgerechnet diese Frauen so sehr, die du niemals haben kannst?«
»Genau deshalb, weil ich sie nicht haben kann.«
»Aber wie kannst du sie begehren, wenn du sie noch nicht einmal gesehen hast?«
»Man merkt, dass du nichts von Begierde verstehst.«
»Männlicher Begierde?«
»Ich hab keine Ahnung. Aber ein Mann bekommt erst richtig Lust, wenn er Hindernisse überwinden muss. Du machst ihn nicht heiß, indem du dich nackt vor ihn stellst. Wenn er weiß, dass es etwas zu entdecken gibt, dass er dich entblättern muss, dich ausziehen muss, dann regt sich sofort etwas in seiner Hose. Die Lust lebt von verbotenen Blicken, Schätzchen.«
Und so kamen noch ein paar Ergänzungen zum Kapitel »Augenblick« hinzu, die ich mit meinen Freundinnen besprechen würde. Ich hakte bei Fouad nach, ob es sich um eine speziell arabische Art der Begierde handle, da die Europäer und Asiaten scheinbar nicht die Notwendigkeit sahen, ihre Frauen zu verschleiern, um sie zu begehren. Wieso fiel es ihnen nicht schwer, sich in Frauen zu verlieben, die kein Kopftuch trugen? Und warum hatte Gott dafür gesorgt, dass die Muslime so viel Wert auf dieses Arrangement legten?
»Heißt das, wenn du in Europa leben würdest und den ganzen Tag halbnackte Frauen sehen würdest, wäre deine Lust auf sie weniger groß?«
»Sagen wir einfach, ich würde dann schneller ans Ziel gelangen. Dabei sollte man in diesen Angelegenheiten nichts überstürzen. Jeder Weg ohne Hindernis und Überraschung ist auf Dauer langweilig.«
»Aber wenn du so ein guter Araber bis – wieso machen dich dann Pornos an?«
»Weil es da um Situationen geht, die eigentlich verboten sind. Außerdem gelten die Schauspielerinnen in diesen Filmen als Huren. Tja, eine Hure ist eine Hure, egal, woher sie kommt, und Männer haben schon immer Fantasien über Huren gehabt, da bilden Araber keine Ausnahme. «
Ich verstand nur die Hälfte von dem, was er sagte und hakte erneut nach.
»Und wenn eine Darstellerin Muslima ist?«
»Na, dann wird es erst richtig interessant. Dann ist es verboten hoch zehn. Man sieht nicht nur, wie sich eine Hure entgegen aller Moral entkleidet, sondern eine Muslima, die sich weder ausziehen noch eine Hure sein darf, die also beide Sünden gleichzeitig begeht. Man könnte sagen, das ist das Nirvana!«
Da soll nochmal jemand behaupten, meine Glaubensbrüder seien ach so ausgeglichen! Ich weihte Fouad in das Tauschgeschäft mit meinen Freundinnen ein. Ich weiß nicht, ob meine Mitteilsamkeit daher kam, dass wir beide weit weg von zu Hause waren oder von den beiden Gläsern Champagner, die mir an jenem Abend bereits zu Kopf gestiegen waren, als wir gerade den Flug Riad – Beirut absolviert hatten.
Schließlich sagte ich mit feuchten Augen:
»Wir müssen diesen Frauen in ihrer Langeweile helfen. Man muss sie unterhalten, und das Einzige, was sie scheinbar amüsiert, sind Bettgeschichten.«
»Und?«
»Es wäre toll, wenn du mir beispielsweise erzählen könntest, wie sich die Männer im Bett verhalten, auf welchen Typ Frau sie stehen. Meine Freundinnen sind ganz verrückt nach solchen Indiskretionen.«
»Und du sagst, sie bezahlen dafür?«
»Daher weht also der Wind! Vergiss es.«
»Was denn? Du sagst doch selber, dass deine Freundinnen im Geld schwimmen. Anscheinend lassen sie noch mehr davon für gute Geschichten springen als für ihre Pelzmäntel, die sie ohnehin nie tragen oder ihre Kleider, die eh kaum jemand zu Gesicht bekommt!«
Einige Flüge später wollte ich noch einmal mit Fouad sprechen, doch er ließ sich nicht davon abbringen. Ich erzähle, sie bezahlen. Sexgeschichten bedeuten harte Arbeit, man muss sich in Bars herumtreiben, man muss immer auf der Lauer sein, in die Intimsphäre seiner Freunde eindringen, die Sünderinnen bestechen und Friseure und Chauffeure zum Reden bringen, genau wie ein Journalist.
Es war mir unangenehm, meinen Freundinnen Fouads Forderungen vorzutragen, sie würden sicher denken, alle
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