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Liebe auf Arabisch

Liebe auf Arabisch

Titel: Liebe auf Arabisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B. Leïla
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    »Wenn ich du wäre, dann würde ich dafür sorgen, dass Iqbal ihren Liebsten kennenlernt.«
    »Spinnst du? Wenn man sie hier zusammen erwischt, werden beide hingerichtet und ich noch dazu.«
    »Du übertreibst! Du nutzt die Abwesenheit deines Mannes, bestichst die Bediensteten, fertig.«
    »Unmöglich, völlig unmöglich!«, stieß Joumana aus.
    »Dann tue ich es eben.«
    Augenblicklich wurden alle Handys abgestellt und wir scharten uns um Farah, als ginge es um unser eigenes Schicksal, das uns alle in dasselbe Abenteuer verwickelte.
    »Du schickst Iqbal nächsten Dienstag zum Dhohr -Gebet zu mir.«
    »Weißt du überhaupt, was du da tust?«
    In diesem Augenblick kam Joumanas Schwiegermutter herein. Ich weiß nicht, ob sie einige Gesprächsfetzen aufgeschnappt hatte oder nicht, an ihrem Blick konnte ich es nicht ablesen. Sie schlug vor, uns die merkwürdige Geschichte einer Frau zu erzählen, die ganz Dschidda in Atem hielt und sie persönlich sehr amüsierte. Offenbar gab es da eine Verrückte, die die Straßen der Stadt unsicher machte und die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, die Männer zu reizen, ohne dass sie etwas dagegen tun konnten. Sie agierte in überfüllten Einkaufszentren oder
den kleinen Gässchen eines Basars. Sie wählte ihr Opfer aus, einen Mann, den sie aufmerksam beobachtete, bevor sie sich in eine dunkle Ecke begab, in der nur er sie sehen konnte. Dann hob sie ihre Abaja. Für den Bruchteil einer Sekunde offenbarte sie ihren nackten Körper seinem Blick. Ihm blieb überhaupt keine Zeit, sich zu rühren: Sie war schon verschwunden.
    »In einem Land, in dem es passieren kann, dass ein Mann sein Leben lang noch nicht einmal den Knöchel einer anderen Frau zu sehen bekommt als den seiner Mutter, Ehefrau oder Tochter, ist es das schlimmste Attentat überhaupt, ihm ihre intimsten Körperregionen zu zeigen, und dann auch noch mitten in der Stadt. Der elfte September war nichts dagegen«, kommentierte Joumana.
    »Wahrscheinlich ist es die Unfähigkeit der Männer, auf eine solche Tat zu reagieren, die diese Frau erregt«, überlegte Joumanas Schwiegermutter.
    »Vielleicht ist sie einfach eine Exhibitionistin. Das gibt es bei Männern, warum sollte es so etwas nicht bei Frauen geben?«, sagte Farah. »Ich gehe jede Wette ein, dass sie sich nach jedem Mal selbstbefriedigt und wie neugeboren fühlt«, fügte die Schöne in zweideutigem Ton hinzu.
    »Kein Wunder«, sagte Joumana, während sich ein trauriger Schatten über ihren Blick legte. »Es gibt Nationen, in denen kämpfen die Frauen wie Soldaten und beteiligen sich daran, die Geschichte ihres Landes zu schreiben. Und in anderen zeigt eine Frau ihren Mut, indem sie in einer stillen Ecke ihre …«
    Aus Respekt vor ihrer Schwiegermutter sprach sie das Wort nicht aus.
    Nachdem diese uns verlassen hatte, wechselte Farah das Thema und unterhielt uns mit ihrer üblichen Koketterie
und ihrem Lachen, bei dem ihre birnenförmigen Brüste wackelten, die sie sich gerade neu hatte machen lassen. Außerdem versprach sie Soha, ihr die Adresse ihres Chirurgen zukommen zu lassen, der sich mit ihrem Ehemann in Kairo in Verbindung setzten sollte, wo er seine zahlreichen Teppichgeschäfte führte.
    Wir kamen schnell auf Schönheitsoperationen zu sprechen, nach denen die Frauen des Königreiches so verrückt sind und die manche unter ihnen sogar bis nach Brasilien führen.
    »Warts nur ab, du wirst aussehen wie Haïfa Wahbi oder sogar noch besser«, versicherte Farah.
    Soha, die die libanesische Sängerin verehrte, sah zufrieden aus. Man muss dazu sagen, dass sie nicht die einzige war, die von dieser Art Frau fasziniert war, drall und hellhäutig, die auf dem Bildschirm sang, wie man auf einer Parkbank Liebe macht, mit lasziver Mimik und derben Bewegungen, in einem Kleid, das bis zur Poritze ausgeschnitten war, manchmal mit durchsichtigen Teilen, ohne dabei allerdings wirklich begabt zu sein. Genau das war jedoch seit einiger Zeit Mode. Die Königinnen der plastischen Chirurgie hatten Dank des Skalpells den Platz der wirklichen Künstler eingenommen und niemand sah darin etwas Schlechtes, niemand beschwerte sich darüber. Anscheinend war ein Augenschmaus noch besser als der Klang einer wunderbaren Stimme.
    Soha kannte die Texte sämtlicher Alben von Haïfa auswendig, sie kannte die Liste ihrer Liebhaber, die Designer ihrer Kleider, ihre berühmten Visagisten und Friseure, und jedes Mal, wenn sie auf dem Bildschirm erschien, ließ sie alles stehen und liegen.

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