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Liebe auf Arabisch

Liebe auf Arabisch

Titel: Liebe auf Arabisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B. Leïla
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an Saddam oder die Frauenbewegung. Die Welt konnte vor die Hunde gehen, es gab nur noch ihn und mich und die Aussicht, gemeinsam die Nacht zu verbringen.
    Auch in diesem Land, in dem selbst die Frauen gewisse Rechte haben, war es für ein Paar wie uns unmöglich ein Hotelzimmer zu nehmen. Man benötigte dafür ein Dokument, das uns als Mann und Frau auswies. Wir bedienten uns eines Tricks, der jedem Hotelier bekannt ist: Der Mann am Empfang gab jedem ein Einzelzimmer,
obwohl er ganz genau wusste, dass wir uns wenige Minuten später im selben Bett wiedertreffen und man uns am nächsten Morgen das Frühstück auf demselben Balkon servieren würde. Tatsächlich schert sich niemand darum. Mir wurde sogar einmal erzählt, dass in den Hotels dieses Landes selbst im Ramadan eine Flasche Wein bestellt werden kann. In Marokko muss man schon seinen christlichen Glauben nachweisen, um an einen Tropfen von Christus’ Blut zu kommen. Und wenn du im Monat Ramadan darum bittest, wirst du vermutlich ins Gefängnis geworfen.
     
    Es heißt, die Tunesierinnen seien schön und die Marokkanerinnen zögen die Männer von da unten vor. Sie seien sanft, freundlich, intelligent und hätten eine weltoffenere Einstellung. Dies jedenfalls bestätigte mein Bankier an diesem Abend, als er mich auf die nunmehr bekannte Art küsste und streichelte, ohne dass er mich zwang, zu weit zu gehen.
    Eine seiner Landsfrauen, die mit mir zusammen arbeitete, bewies ebenso ihre tunesische Freundlichkeit, indem sie sich nach Schönheitschirurgen für Soha erkundigte. Scheinbar entwickelte sich dieses Land zum Mekka der Schönheits-OPs. Sie empfing mich auf dem Rollfeld mit einem ganzen Stapel von Broschüren, die neben den Vorzügen der Thalasso-Kosmetik auch das Wunder der Liposkulptur anpriesen, der wohlgeformten Nasen und göttlichen Busen.
    Mir war aufgefallen, dass meine tunesische Kollegin stark abgenommen hatte und sehr blass war.
    »Darüber reden wir beim nächsten Mal«, sagte sie, als sie mir zum Abschied ein Küsschen gab.
    Eine Woche später hielt sie ihr Versprechen.

    Eigentlich hatte sie den ganzen Monat lang arbeiten sollen, doch eine Flugplanänderung hatte ihr verfrühten Urlaub beschert. Ihr kam die Idee, ihren Mann mit der verfrühten Heimkehr zu überraschen. Sie waren seit Juli verheiratet und hatten sich seitdem wenig gesehen. Sie hatte ihm eine schöne Swatch, zwei Krawatten und sein Lieblingsparfum gekauft, bevor sie ins Flugzeug gestiegen war. Am Flughafen Tunis Carthage war sie sofort ins erste Taxi gesprungen, doch zu Hause angekommen, erwartete sie eine Katastrophe: Sie erwischte ihren Liebsten in den Armen einer älteren Frau!
     
    »Die Arme!«, riefen meine Freundinnen wie aus einem Mund, als ich ihnen die traurige Geschichte meiner Kollegin erzählte. Wer war so hartherzig, die Abwesenheit seiner Frau zu nutzen, um sie zu betrügen?
    »Das war doch zu erwarten«, sagte Soha. »Man sollte nicht heiraten, wenn man einen solchen Beruf ausübt. Das ist der Freifahrtschein für jegliche Art der Untreue. Man sollte zu Hause bleiben, und selbst das ist keine Garantie. «
    »Vielleicht, aber wenn man heiratet, wenn man seinen Ehemann liebt und von ihm geliebt wird, dann sollte man ein gewisses Minimum an Vertrauen haben können«, gab ich zurück.
    »Nein, mein Mädchen, die Liebe verreist nicht, wie es so schön heißt, sie braucht einen ständigen Wohnsitz. Und bei euch ist sie am meisten gefährdet, weil ihr so wenig zu Hause seid«, bestätigte Farah.
    »Ich finde es überhaupt sehr erstaunlich, dass einige von euch tatsächlich einen Partner finden«, sagte Salma in ihrer gewohnt moralisierenden Art. »Ein Mann muss schon sehr tolerant sein, um seine Frau die meiste Zeit
zu entbehren und zuzusehen, wie sie von anderen Männern angemacht und von Kollegen drangsaliert wird …«
    »Und was wird deine Freundin jetzt tun?«, fragte Joumana.
    »Sie will ihn nicht mehr sehen. Sie lässt sich scheiden.«
    »Das geht?«, rief Soha überrascht.
    »In Tunesien lassen sich Frauen genauso oft scheiden wie Männer, wenn nicht noch häufiger. Zum Glück. Sie sind nicht wie wir Gefangene auf Lebenszeit.«
    Das Gespräch drehte sich nun um die Vorzüge und Nachteile einer Scheidung und Salma schlug vor, den neuen Star eines lokalen Fernsehsenders nach seiner Meinung zu fragen, der mit seinen Predigten und seinem Charme die Herzen der Muslimas der ganzen Welt im Sturm eroberte: Amrou Khaled.
     
    Das nächste Thema, die Tunesierinnen, spaltete

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