Liebe auf Arabisch
dass man im Alter manchmal ein bisschen die Lust verliert«, belehrte uns Soha.
»Es ist noch viel schlimmer! Also er …«
»Er was?«
Salma wurde rot und sagte:
»Er bekommt keine Erektion mehr.«
Selbst dann nicht, wenn du ganz eng neben ihm liegst, mit dem ganzen Körper?«, fragte Farah und ignorierte Salmas Scham. »Wenn du ganz nackt bist?«
»Ich kann mich doch nicht nackt vor meinem Ehemann zeigen!«
»Gott bewahre, das wäre haram, ein Fall für die Sittenwächter«, ironisierte Joumana. »Stellt euch das mal vor! Sie wird in der Hölle landen, wenn sie sich vor ihrem angetrauten Ehemann ihrer Abaja entledigt. Spinnst du oder was? Gott lässt uns doch bei unserem Ehemann freies Spiel. Wir dürfen sie sogar überall küssen und umgekehrt auch.«
»Das geht doch nicht! Allah wird mich verfluchen!«
»Wisst ihr was?«, rief Farah, die offenkundig schockiert war über den Grad an Unwissenheit ihrer Freundin, was Sex betraf. »Ich glaube, wir müssen mal so richtig die Sau raus lassen, ich schlage also Folgendes vor: Nächstes Mal gehen wir shoppen.«
»Shoppen?«
»Ganz genau. Was nützt dir denn das ganze Geld, wenn du es nicht dafür ausgibst, um deinem Mann zu gefallen, um ihn zu verführen und für immer an dein Bett zu fesseln? «, sagte Farah. »Du brauchst ein paar Fummel, die deine nackte Haut eher zur Schau stellen, als dass sie sie verdecken. Wir müssen deinem Mann Appetit machen. Du wirst schon sehen.«
Dessous und nackte Tatsachen
Bei einer Zwischenlandung in Paris kaufte ich an einem Zeitungskiosk eine Ausgabe von Union, die ich blitzschnell in meiner Tasche verschwinden ließ, damit mich niemand sah. Diese und ein paar andere, noch versautere Exemplare wollte ich Salma mitbringen. Auch eine Têtu befand sich in der Auslage, doch ich hielt mich zurück. Mir war aufgefallen, dass der heiße Hengst mit der athletischen Brustmuskulatur und den Rehaugen auf dem Cover Salmas Ehemann ein wenig ähnlich sah und konnte mir ein Lachen nicht verkneifen. Die Arme konnte sich wahrscheinlich gar nicht vorstellen, dass es Magazine gab, in denen Männer mit gestählten Körpern und riesenhaften Geschlechtsteilen in winzigen Slips posierten, die ihr bestes Stück kaum zu halten vermochten, und das alles, um andere Männer heiß zu machen.
Ohnehin wäre sie fast in Ohnmacht gefallen, als sie Fotos von Paaren in Aktion sah.
Sie bekam ihre Gefühle in den Griff, als wir uns fertig machten, um auszugehen. Ich zog die Abaja über die Gallabiyya, die Joumana mir geschenkt hatte, eine lange durchscheinende Robe mit reicher Verzierung, die saudische Frauen häufig während des Ramadan trugen. Nur Salma verdeckte ihr Gesicht mit dem Khimar.
Die zweite Woche des heiligen Monats brach an. Wie jedes Jahr zu dieser Zeit wurde Dschidda am Abend von unzähligen Lampions, Kerzen, Halbmonden und strahlenden
Sternen erleuchtet. Die Psalmodien und der Ruf des Muezzins ertönen im gleichen Moment wie das Getöse der großen Limousinen und Jeeps. Der liebste Freizeitspaß ihrer männlichen Fahrer ist das unablässige Hupen. Es werden Festzelte aufgestellt, um die Armen zu speisen – hauptsächlich Pakistanis und Inder – oder fastende Pilger auf der Durchreise. Sobald das Tarawih gesprochen wurde, öffnen die Geschäfte und Menschenmengen drängen sich auf den Straßen. Vergnügungsparks und Einkaufszentren platzen aus allen Nähten.
In zwei separaten Autos fuhren wir in Richtung Steilküste, Farahs Sohn und Joumanas Chauffeur waren unsere Fahrer. Auch Joumanas Zwillinge durften zu diesem besonderen Anlass einmal mitkommen, sie würden sich mit ihrer Nanny im Atallah Happyland-Vergnügungspark amüsieren.
Das Viertel war bekannt für seine Luxushotels und seine riesigen Einkaufspassagen, die in Sachen Prunk mit Alt-Dschidda und der Thalia-Street konkurrierten. Entlang der gesamten Promenade reihen sich Restaurants und Spielhallen aneinander, ein bisschen wie in Dubai, nur dass strengere moralische Regeln herrschen und die Mutawwas unaufhörlich Frauen ermahnen, ihre Schleier zurechtzurücken.
In der Herra Mall angekommen, nahmen wir sofort Kurs auf das Geschäft, in dem Soha zur Stammkundschaft gehörte. Anhand von Fotos von Modeln, die die Dessous über ihren Kleidern und Hosen trugen, wählten die Kundinnen ihre Favoriten aus. Selbst von Kopf bis Fuß verhüllt, planten sie, ihren Ehemann in winzigen Fummeln zu verführen, sobald sie zu Hause mit ihm allein waren. Vielleicht war auch das eine Art Rache. Eins
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