Liebe auf den ersten Klick
eine Menge zugemutet habe, und es tut mir leid. Aufrichtig leid, Viv. Aber ich möchte mit dir zusammen sein. Ich weiß, dass ich es komplett verkehrt angefangen habe, aber wir können es schaffen.« Er streicht mir eine lose Haarsträhne aus dem Gesicht. »Wir schaffen das.« Ich starre auf meine ineinander verkrampften Hände. »Okay?« Er hält mir die Kette mit dem Brillantanhänger vor die Nase. »Hier, zieh sie an.« Er legt sie mir um den Hals wie ein Flohhalsband. »Die Immobilienpreise explodieren gerade, deshalb werde ich meine Woh nung verkaufen.« Ich blicke in seine hypnotisch blauen Augen. »Mir wäre es am liebsten, wenn ich hier ein ziehen könnte und wir so schnell wie möglich heiraten würden.« Ich spüre, wie ein verzweifeltes »Nein!« in meiner Kehle aufsteigt, aber was er ankündigt, ist doch genau das, was ich all die Monate herbeigesehnt habe. Er tätschelt meinen Bauch. »Und dann sehen wir zu, dass wir ein Baby hier reinkriegen, okay? Und mach dir keine Gedanken wegen deines Jobs«, fährt er mit beschwichtigender Stimme fort. »Ich meine, als Karriere kann man das ja wohl kaum bezeichnen, und du brauchst nicht zu arbeiten … es sei denn, du willst es unbedingt. Ich kann für dich sorgen, Viv. Mit meinem Gehalt können wir uns ein schönes Leben machen. Dir wird es an nichts fehlen. Wir werden massenhaft Geld haben, und du wirst im Handumdrehen schwanger sein, du wirst sehen.«
Gott, wie leicht das aus seinem Mund klingt. Ich könnte einfach nachgeben, mich zurücklehnen und alles bekommen, was ich mir immer gewünscht habe. Er drückt meinen Schenkel.
»Ich … ich kann jetzt nicht darüber reden. Ich muss ins Krankenhaus.«
Er senkt den Kopf. »Ja. Und ich muss ins Büro.« Er nimmt seine Jacke und öffnet die Tür. »Denk trotzdem über das nach, was ich gesagt habe.« Er tritt hinaus, streckt jedoch den Kopf noch einmal herein. »Und Kopf hoch. Ich bin für dich da. Richte deiner Oma schöne Grüße von mir aus.« Die Tür fällt ins Schloss, und ich höre ihn die Treppe hinunterpoltern.
Ich schnappe seine halb volle Kaffeetasse und schleudere sie gegen die Wohnungstür. Das Porzellan zerbirst, und der Kaffee rinnt am Holzrahmen hinab.
»Das würde ich ja. Das Problem ist bloß, dass sie nicht bei Bewusstsein ist«, sage ich leise.
Einen Moment lang stehe ich da und sehe auf die Straße hinunter. Die Sonne spiegelt sich auf den Dächern der Stadt. Wie um alles in der Welt soll ich Max klarmachen, dass ich nichts mit alldem zu tun hatte?
Aber … in Wahrheit habe ich sehr wohl etwas damit zu tun. Ich bin sogar ganz allein verantwortlich dafür. Ich habe Rob wieder einen Platz in meinem Leben eingeräumt. Ich hätte ihn an diesem Abend abweisen können, aber genau das habe ich nicht getan. Und er ist immer noch hier. Deshalb ist es sehr wohl meine Schuld, dass Max verletzt wurde. Er wird es nicht verstehen. Ich verstehe es ja selbst kaum. Ich gehe im Wohnzimmer auf und ab und zermartere mir das Hirn, wie ich meinen Fehler wiedergutmachen kann. Ich werde ihn zwingen, mit mir zu sprechen. Ich werde ihm eine Mail schicken, vor seiner Haustür kampieren. In diesem Moment bemerke ich das blinkende Lämpchen des Anrufbeantworters. In der Hoffnung, dass die Nachricht von Max stammt, hole ich tief Luft und drücke auf »Play«.
»Hallo, Viv, Schatz, ich bin’s nur, Nana. Mir geht es nicht besonders. Ich habe wieder diese fiesen Schmerzen in der Brust, außerdem ist mir ein bisschen schwindlig. Reg sagt, ich soll ins Krankenhaus fahren … Viv! Bist du da? Sie geht nicht ran … Bis dann, mein Schatz. Ich umarme dich!«
Ich höre mir die Nachricht ein zweites Mal an. Tränen steigen mir in die Augen. Sie hat versucht, mich zu erreichen. Und sie klang so verängstigt und tapfer und brauchte meine Hilfe, und wo war ich? Bei der Erinnerung überläuft mich ein Schauder. Ich mache mich auf den Weg ins Krankenhaus.
24
Liebe
Wenn die Liebe euch ruft, so folgt ihr, auch wenn ihre Wege steil sind und steinig. Und wenn ihre Flügel euch umfangen, so gebt euch hin, auch wenn das in den Schwingen verborgene Schwert euch vielleicht verwundet.
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