Liebe auf den ersten Klick
… Wahrscheinlich brauchte er eine richtige Frau, deshalb …« Oh, wieso, wieso, wieso trage ich meinen Verlobungsring nicht?
»Ach, tatsächlich?«
»Ja. Na ja, eigentlich war es ja nie ernsthaft aus zwischen uns. Aber es tut mir echt leid, dass es mit euch beiden nicht geklappt hat.« Ich lächle mitfühlend.
»Muss es nicht«, sagt sie. »Ich habe keine Ahnung, was er dir erzählt hat, jedenfalls habe ich letzten Monat mit ihm Schluss gemacht.« Sie stellt ihren Eiersalat ab und inspiziert einen perfekten Fingernagel. »Es ist ihm ziemlich an die Nieren gegangen, dem Ärmsten, aber na ja, ich habe mich Hals über Kopf in meinen Gynäkologen verliebt.« Sie deutet auf einen unfassbar attraktiven Mann im Arztkittel mit einer Haut, als wäre er aus Elfenbein geschnitzt.
»Oh.«
»Witzig, dass wir uns ausgerechnet hier, an diesem tristen Ort, über den Weg laufen. Es ist ein Lehrkrankenhaus, und Troy hält heute Vormittag noch einen Vortrag, bevor wir übers lange Wochenende nach Frankreich fliegen.«
»Ah. Troy.« Wieso kratzt sie nicht einfach die Kurve?
»Und ich wollte dir noch sagen … dass Rob der fieseste Typ ist, dem ich je begegnet bin, aber vermutlich sollte ich das lieber nicht tun. Wenn ich mir überlege, dass er mich gezwungen hat, mich jedes Mal bei ihm zu bedanken, wenn er mich zum Essen eingeladen hat.« Sie lässt ein glockenhelles Lachen hören. Der Arzt kommt herübergeschlendert. Die blanke Sexualität dringt ihm aus jeder einzelnen Pore, als er das Gesicht zu einem atemberaubenden Lächeln verzieht. Er legt den Arm um sie. Seine dunkelbraune Hand streift ihre Hüften. Unvermittelt sehe ich die beiden vor mir, wie sie Sex haben – exotisch, hoch erotisch und unglaublich schön, das volle Programm.
»Hallo.« Seine Stimme ist voll und sinnlich.
»Hi.« Ich bemühe mich um ein lässiges Winken, spüre jedoch, wie ich rot werde. Sam macht sich nicht die Mühe, uns einander vorzustellen, sondern lächelt mir nur ins Gesicht und nimmt ihren Salat.
»Und diese Halskette, die du trägst … Rob hat sie mir geschenkt. Ich habe es nicht über mich gebracht, sie zu behalten, deshalb habe ich sie ihm zurückgegeben. Aber sie steht dir sehr gut.« Ich berühre den Brillantanhänger, als die beiden perfekten, bis über beide Ohren verliebten Menschen um die Ecke biegen.
»Was für ein Miststück!« Meine Gedanken überschlagen sich, und ich bekomme beinahe keine Luft mehr. Sie hat mit Rob Schluss gemacht! Und er war plötzlich wieder allein und kam auf die Idee, mit dieser »Ich kann ohne dich nicht leben«- und »Ich musste die ganze Zeit nur an dich denken«-Leier angekrochen zu kommen. Ob sie schon aus seiner Wohnung ausgezogen ist? Bestimmt schon vor einer halben Ewigkeit. Und er benutzt sie nur als Vorwand, um sich wieder in meinem Leben einzunisten. Und das Schlimmste daran ist, dass ich ihm geglaubt habe. Er hat mich zum Narren gehalten. Schon wieder. Ich nehme die Halskette ab und überlege einen Moment, sie in den Mülleimer zu werfen, aber ich bin hier nicht im Film. Ich kann kein kostbares Schmuckstück einfach in die nächste Tonne befördern, obwohl mir beim Gedanken an Rob speiübel wird.
Aber Moment mal – was, wenn sie lügt? Lieber Gott, wie schnell ich bereit bin, das Schlimmste von Rob zu denken! Natürlich lügt sie. Sie würde lieber sterben, als zuzugeben, dass sie mir gegenüber den Kürzeren gezogen hat. Ich habe den Mann bekommen, den sie wollte, und das passt ihr nicht in den Kram. Ha! Einen kurzen Moment lang durchflutet mich ein triumphierendes Gefühl, doch dann stelle ich mir Rob neben dem Adonis-Arzt vor und bin mir meiner Sache nicht mehr ganz so sicher.
Ich zupfe die Sandwichkruste ab. Wenn ich mich entscheiden müsste, würde ich wohl davon ausgehen, dass Rob derjenige ist, der lügt. Höchstwahrscheinlich. Aber spielt es überhaupt eine Rolle, wer mit wem Schluss gemacht hat? Wir sind hier doch nicht im Kindergarten. Er ist zu mir zurückgekehrt, so wie ich es wollte, und mit ihm an meiner Seite brauche ich mir zumindest keine Sorgen wegen meines Jobs zu machen. Ich kann tun, worauf ich Lust habe. Zum Beispiel könnte ich mehr Zeit mit Nana verbringen. Rob und ich werden heiraten. Genau das habe ich mir doch immer gewünscht, oder? Aber nicht wie beim letzten Mal. Nein, eine kleine stilvolle Feier genügt vollkommen. Bestimmt bin ich dann ohnehin schon schwanger. Und ich müsste mir nie wieder Gedanken ums Geld machen, sondern wäre eine dieser Chelsea-Mamis
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