Liebe auf den ersten Klick
dass ihr Exverlobter sie anruft. Ich nehme einen Stift und beginne, den Persönlichkeitstest am Seitenende auszufüllen.
Sind Sie auch ein Mädchen,
das »absolut alles« hat?
Alter: 32. Aber wie wir alle wissen, ist das Alter nur eine Zahl, genauso wie die Kleidergröße.
Wie würden Sie Ihre Beziehung auf einer Skala von eins bis fünf bewerten, wobei fünf für »absolut perfekt« steht?
Nicht vorhanden.
Wie würden Sie Ihre Karriere auf einer Skala von eins bis fünf bewerten, wobei fünf für »absolut erfüllend« steht?
Auch nicht vorhanden. Meine Arbeit hat nichts mit Karriere zu tun, eher mit über die Runden kommen.
Wie würden Sie Ihre Freundschaften mit den Schlüsselpersonen in Ihrem Leben bewerten?
Hm. Schlüsselpersonen … Bei mir wären das wohl Lucy und Max, meine beiden ältesten Freunde. Ich kreuze »gut« an, streiche es aber durch und nehme stattdessen »absolut spitze«, für den Fall, dass Lucy es sieht.
Für jede Frage gibt es eine bestimmte Punktzahl, die man am Ende zusammenzählen muss, bevor man die dazugehörige Persönlichkeitsbeschreibung lesen kann. Grob gesagt steht bei mir, ich sollte meine Prioritäten noch einmal überdenken und mir »Lebensziele« setzen. Natürlich! Lebensziele, das ist genau das, was ich brauche!
Na ja, Lebensziel Nummer eins liegt auf der Hand: Rob! Ihn heiraten und Mutter seiner Kinder werden … Aber vermutlich sollte auch der Punkt »Karriere machen« dazugehören. Dann würde ich nicht ganz so wie ein Loser dastehen, außerdem habe ich schon immer davon geträumt, Einkäuferin bei Barnes & Worth zu werden, bevor ich in Mutterschutz gehe.
Derzeit arbeite ich als Produktmanagerin in der Geschenkeabteilung ebendieses Kaufhauses und verbringe den Großteil meiner Arbeitszeit damit, »kreative Geschenkideen« zusammenzustellen, damit die Leute sich keine Gedanken darüber zu machen brauchen, was sie ihrer Erbtante und ihrer Schwiegermutter schenken könnten: ein Sommerregenduft-Set mit Schaumbad und Körperlotion (dazu ein Gratiskulturbeutel mit Regen tropfenmuster), Automatikschirme, Nagelpflegesets, Massagehandschuhe, hautschmeichelnde Lederhandschuhe, Schminktäschchen aus Steppsatin, Schlüsselringe in Tierform mit integrierter Taschenlampe, saisonale Kopfbedeckungen, Minikräutergärtchen für die Fensterbank, exquisite Marmeladengläschen zum Probieren und all solche Dinge.
Ich werfe einen Blick auf mein Handy: immer noch stumm. Diesen Monat hat Rob Geburtstag. Ob ich ihn anrufen und ihm gratulieren soll? Ab wann denkt man eigentlich nicht mehr an den Geburtstag seines Freundes? Das muss ich unbedingt herausfinden, denn genau diese Art Fragen sollen auf meiner neuen Website beantwortet werden.
Letztes Jahr habe ich ihm einen Überraschungstrip nach Rom geschenkt. Das war unglaublich romantisch, allerdings meinte er, ich solle so etwas auf keinen Fall noch einmal machen, weil er sich »völlig überrumpelt« gefühlt hätte. Aber es bringt nichts, den guten alten Zeiten hinterherzutrauern – was ich brauche, ist die knallharte Realität. Ich muss mein Leben in die richtige Perspektive rücken. Ich nehme mir eine Zeitung vom Tisch und schlage sie auf.
»Führender Wissenschaftler behauptet, wer zu lange mit der Schwangerschaft wartet, riskiert Unfruchtbarkeit.«
Ich betrachte das Foto einer jungen Frau, die traurig das Gesicht in einem gestrickten Strampelanzug vergräbt. »Nach dem 35. Lebensjahr nimmt die Fruchtbarkeit rapide ab«, besagt die Bildunterschrift. O Gott, jetzt ist meine Laune endgültig im Eimer. Ich starre die Strampler-Frau an, die den Absprung nicht rechtzeitig geschafft hat. Sie sieht genauso aus wie ich. Wieso müssen die eigentlich so einen Mist verzapfen, den dann Millionen von Frauen über dreißig lesen? Was bezwecken die damit? Dass wir auf die Straße laufen, uns irgendeinen x-beliebigen Kerl schnappen, Hauptsache, er kommt noch allein aus dem Stuhl hoch, und uns von ihm schwängern lassen, bevor unsere Fruchtbarkeit endgültig den Bach runtergeht?
Noch bin ich nicht Mitte dreißig, das heißt, mir bleiben noch mehrere Jahre, bevor sich meine Gebärfähigkeit verabschiedet, und bis dahin habe ich mich schon längst wieder mit Rob versöhnt. Ich werfe die Zeitung auf den Boden.
Lucy kommt mit dem Champagner zurück – echter Champagner, kein billiges Blubberwasser. Sie kann es sich leisten, weil sie einen tollen, superschicken Job in einem tollen, superschicken Büro am Berkeley Square hat. Komisch, ich weiß
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