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Liebe auf den ersten Klick

Liebe auf den ersten Klick

Titel: Liebe auf den ersten Klick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Garcia
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den Liebenden gewidmet, so viel steht fest. Sogar im Radio. Wieso um alles in der Welt müssen die Leute beim Sender anrufen und erzählen »wie wahnsinnig verliebt« sie seien? Wen wollen sie damit überzeugen? Offen gesagt, finde ich das geradezu erbärmlich.
    Ich mache eine Übung, um Körper und Geist zur Ruhe kommen zu lassen. In Kapitel vier von Die innere Freiheit – Finde deinen eigenen Weg geht es darum, die Stimmen in sichzum Schweigen zu bringen und die Seele Frieden finden zu lassen. Das Autorenfoto zeigt eine Frau mit dieser typischen, sorgfältig arrangierten Frisur, die signalisiert, dass man ihr vertrauen kann. O ja, ich weiß , scheint ihr Lächeln zu sagen. Allerdings stelle ich fest, dass es ziemlich schwierig ist, ganz still zu liegen. Gerade als ich mich einem Zustand nähere, den man als so etwas wie Ruhe bezeichnen könnte, ruft Lucy an.
    »Wie geht’s dir?«, fragt sie.
    »Ziemlich beschissen«, antworte ich, sorgsam darauf bedacht, meinen Kiefer möglichst wenig zu bewegen.
    »Noch beschissener als gestern?«
    Ich denke über die Frage nach. Bislang habe ich mir noch nie Gedanken über die Abstufungen von Beschissenheit gemacht. »Einen Hauch weniger beschissen als gestern, würde ich sagen. Wie ist es mit Mr. Supermodel gelaufen?«
    »Dermaßen kleiner Schniedel, da ging gar nichts.«
    »Oh.«
    »Aber trotzdem ein Hammerabend, oder? Du hattest richtig Chancen!«
    »Ja … bei einem totalen Ekelpaket … Habe ich eigentlich etwas an mir, das fremde Lebensformen magisch anzieht?«
    »Vermutlich nehmen sie nur deine Witterung auf. Hast du Lust, zum Single-Lunch mitzukommen? Im Jug & Goblet. Das ist echt irre – die Leute lassen sich volllaufen, bis der Arzt kommt. Da geht keiner allein nach Hause, das kann ich dir garantieren.«
    »Wow. Klingt verlockend, aber ich kann nicht.«
    »Wieso nicht?«
    »Weil ich nicht will.«
    »Und was machst du stattdessen – dich in deiner Wohnung verkriechen und alte Fotos von Rob ansehen?«
    »Nein.«
    »Oder von seiner neuen Freundin? Dich mit Selbstvorwürfen quälen? Oder den ganzen Tag im Bett liegen und Ratgeber lesen?«
    Mein Bick fällt auf Die innere Freiheit – Finde deinen eigenen Weg. »Kann sein.«
    »Komm schon, Viv. Draußen wartet das Leben!«
    »Ich fahre zu Nana. Ich rufe sie gleich an. Mach dir keine Sorgen um mich, ich komme schon klar.«
    »Das klingt ja wild.«
    »Ich habe Max eingeladen mitzukommen. Ich muss ihn auch gleich anrufen.«
    »Wow, was für ein traumhafter Sonntag …«
    Ich habe keine Ahnung, warum sie so überzeugt von ihrer Zuckerbrot-und-Peitsche-Methode ist. Vielleicht ist sie ja tatsächlich ein herzloser Mensch. »Musst du dich denn nicht mit deinem Fuckbuddy treffen?«
    »Nein. Genau das ist ja die Idee dahinter. Man muss überhaupt nichts.«
    »Aha.«
    »Geht’s dir wirklich gut? Du klingst so komisch.«
    »Ja, ja, alles in Ordnung. Wir hören uns später.«
    »Bis dann.« Nach einer Weile schleppe ich mich in die Küche und öffne den Kühlschrank. Die Fächer grinsen mir höhnisch entgegen. Ich nehme den Räucher lachs heraus und lese die Worte »wild« und »Extra klasse« auf der Verpackung. Am Freitagabend war er noch so verheißungsvoll. Ich stehe da, das Päckchen wie ein Gesangbuch zwischen den Händen, und blicke aus dem Küchenfenster. Dann schiebe ich es hoch und spähe in den Innenhof zu den Mülltonnen, wo sich leere Pizzakartons und Getränkedosen häufen. Obendrauf liegt ein schlaffes gebrauchtes Kondom. Ich betrachte den Lachs, in den ich so große Hoffnungen gesetzt habe, ein letztes Mal, ehe ich ihn in die Tiefe fallen lasse. Er landet auf den Überresten samstagabendlicher Ausgelassenheit, eine winzige Perle des guten Geschmacks inmitten der kulinarischen Einöde. Ich mache kehrt und hole den Frischkäse und die Croissants, die ich ebenfalls hinauswerfe, bevor ich eine Erdbeere nach der anderen in den Sommerhimmel schleudere. Ein paar davon prallen gegen den Fensterrahmen und kullern zu Boden. Einen Moment lang überlege ich, die Champagnerflasche folgen zu lassen, besinne mich jedoch eines Besseren, reiße die Folie ab und drehe am Korken. Er ploppt noch nicht einmal, als er sich aus dem Flaschenhals löst. Rob hat mal gemeint, den Korken knallen zu lassen sei vulgär. Ach ja – früher, vor seinen Erziehungsversuchen, habe ich ihn nicht nur knallen lassen, sondern auch noch dazu gejubelt. Gegen die Arbeitsplatte gelehnt, trinke ich ein prickelndes Glas. Dann lasse ich meine letzte Sektflöte

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