Liebe auf den ersten Klick
ja so gut aus, Max. Nicht, Viv?«
Er wendet sich mir zu und grinst doof.
»Ja, das stimmt wohl«, murmle ich.
»Es geht mir auch gut, Eve. Und wie läuft’s bei Ihnen so?«
»Ach, na ja, ich kann nicht klagen …« Sie gibt mir einen Kuss, lässt uns ins Haus und geht voran in die dampfende Küche. Der Duft nach Rinderbraten steigt mir in die Nase. Wie immer führt sie sich in Max’ Gegenwart auf wie ein alberner, kichernder Teenager, und mir ist es peinlich. »Führ doch diesen reizenden jun gen Mann hinaus in den Garten, Vivienne, ich komme gleich mit den Getränken nach.«
Wir öffnen die Terrassentüren und treten hinaus in die Sonne. Die moosbedeckten Steinplatten sind bröckelig und rissig wie eine zerknüllte Straßenkarte. Unter einem ramponierten Sonnenschirm steht ein rostiger Tisch mit vier Stühlen. Max wendet sich der Sonne zu und setzt seine Sonnenbrille auf.
»Was für ein schöner Tag«, meint er.
»Du erfreust dich hier ja größter Beliebtheit.«
»Ja, na ja, Eve und ich, das ist eine uralte Geschichte.«
Ich schnalze abfällig mit der Zunge. Auch wenn es bescheuert ist, fühle ich mich irgendwie ausgeschlossen. »Sie sollte dringend etwas wegen des Gartens unternehmen«, murmle ich und gehe die drei abgetretenen Stufen hinunter in den Garten. Max folgt mir. Wir schlendern an herrlich duftenden Jasminsträuchern vorbei, und ich bleibe vor Nanas Engelsskulptur mitten auf dem Rasen stehen. Beim Anblick ihrer friedlichen Miene fühle ich mich plötzlich, als wäre ich sieben Jahre alt. Damals habe ich immer vor ihr gestanden, in ihre traurigen steinernen Augen geblickt, ihr meine Geheimnisse anvertraut und Gänseblümchen über die Flügel gehängt. Ich dachte allen Ernstes, meine Mutter könnte mich hören, wenn ich mit dem Engel spreche. Die Obstbäume spenden angenehmen Schatten, und der Duft nach Äpfeln hängt in der Luft. Wir gehen weiter bis zum Ende des Gartens, wo sich wilde Rosensträucher ranken, deren bauschige Köpfe von Bienen umschwärmt werden. »Ich liebe englische Rosen«, sage ich und sehe zu, wie Max mit seiner sonnengebräunten Hand über die Unterseite der pfirsichfarbenen Blütenblätter streicht.
»Ich auch«, sagt er. Ich sehe ihn an – sein Gesicht ist zu einem warmen, versonnenen Lächeln verzogen – und wende mich wieder den Rosen zu. »Ich gehe mal und helfe deiner Oma mit den Getränken«, sagt er.
Er macht kehrt und geht zur Terrasse, während ich mir die Cowboystiefel ausziehe und barfuß über das Gras und vorbei an Nanas vertrocknetem Gemüsebeet zu der Engelsstatue zurückschlendere.
»Was weißt du?«, frage ich die Statue und berühre ihre verwitterten Fingerspitzen.
Rufe und Gelächter dringen aus der Küche, dann tritt Nana mit einem breitkrempigen weißen Hut aus dem Haus, dicht gefolgt von Max, der sich einen Strohhut aufgesetzt hat und das Tablett mit den Getränken balaciert. Nana hebt mit einer Hand die Krempe an und ruft übertrieben gut gelaunt: »Sieh nur, Viv, wir sind an der Riviera! Ich habe Margaritas gemacht!«
Max steht fröhlich grinsend hinter ihr. Seine ge bräunte Haut und die dunklen Locken, die unter dem Hut hervorlugen, lassen ihn wie einen griechischen Kellner auf Verführungsjagd nach willigen Touristinnen aussehen.
»Ihr seid echt albern.« Ich trete auf die Terrasse. Kaum sitzen wir mit unseren Drinks unter dem Sonnenschirm, zündet Max sich eine Zigarette an.
Nana nimmt das Päckchen. »Darf ich?«
»Klar.« Er schiebt ihr das Feuerzeug zu.
»Aber du rauchst doch gar nicht!«, rufe ich.
Sie verzieht ihr Gesicht, als sie inhaliert. Dann hält sie die Zigarette, deren Filter korallenfarbene Lippenstiftspuren zieren, ungelenk zwischen den Fingern und hustet, während sie den Rauch entweichen lässt.
»Eigentlich wollte ich schon immer damit anfangen, aber ich musste erst siebzig werden, bis es so weit war.« Sie hat ihren Rocksaum etwas hochgeschoben, unter dem ihre mageren, von dunklen Venen durchzogenen Beine zum Vorschein kommen.
»Wieso denn das?«
»Na ja, Rauchen kann tödlich sein«, antwortet sie, nimmt noch einen Zug und wird prompt von einem Hustenanfall geschüttelt. »Aber ich glaube nicht, dass es mir schmeckt. Möchten Sie die vielleicht zu Ende rauchen, Max?«
Er beugt sich vor, nimmt ihr die Zigarette aus der Hand und legt sie auf der Untertasse ab. »Gibt es sonst noch etwas, was Sie gern ausprobieren würden, Eve? Drachenfliegen? Harte Drogen?«, erkundigt er sich.
»Drogen wären prima. Vor
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