Liebe auf den ersten Klick
allem etwas, was gegen meine Arthritis hilft. Drachenfliegen nicht, aber vielleicht eine Ballonfahrt. Ich wollte immer so gern an Bord eines Heißluftballons heiraten.«
»Sie ist so eine Angeberin! Du hast doch Höhenangst, Nana.«
»Aber das ist ja das Schöne an einem Ballon – man muss nicht allzu hoch aufsteigen und kann ein paar Gäste mitnehmen.«
»Das ist echt genial, Eve! Das wäre definitiv etwas für meine Hochzeit.« Er schenkt unsere Gläser voll.
»Wer will dich schon heiraten?«, blaffe ich ihn an.
Er blickt auf. »Keine Sorge, es gibt massenhaft Frauen, die hinter mir her sind. Ich bin nur wählerisch, das ist alles.« Er zwinkert Nana zu.
»Richtig so, Max«, kichert sie.
»Tja, Max, du magst so einiges sein, aber wähle risch ganz bestimmt nicht.« Lachend lehne ich mich mit meinem Glas in der Hand zurück.
»Es gibt eine Menge, was du nicht über mich weißt, Vivienne«, entgegnet er leise.
»Ach so?« Ich lächle.
»Ja.« Er wendet sein Gesicht der Sonne zu. Plötzlich bekomme ich eine Gänsehaut. Eine Zeitlang sitzen wir da, lauschen dem Zirpen und Zwitschern im Garten, ehe Nana aufsteht und verkündet, dass der Braten fertig ist.
»Obwohl es so ziemlich das Letzte ist, was man an einem Tag wie diesem essen will«, fügt sie hinzu.
In der Küche beschließen wir spontan, ein Büfett daraus zu machen: Max schnippelt die gekochten Kartoffeln zu einem Salat mit Mayonnaise und Senf, während ich Karotten reibe und mit Koriander und Orangensaft verfeinere.
»Also, Max, erzählen Sie mir doch von Ihren Bildern. Haben Sie vor, sie irgendwann auszustellen?«, fragt Nana mit vollem Mund.
»Das tue ich bereits. In einer kleinen Galerie im Norden Londons. Die haben immer ein paar Sachen von mir hängen.«
»Und verkaufen sie sich auch?«
»Ab und zu. Zumindest oft genug, dass ich die Miete davon bezahlen kann.«
Ich denke an seine verlotterte Bude und frage mich, wie viel er jeden Monat dafür hinblättern mag.
»Und was ist mit Auftragsarbeiten?«
»Bislang noch keine. Ich hoffe aber, ich kriege einen Platz in der großen Ausstellung, die die Kunstakademie plant. Das wäre eine tolle Möglichkeit, meine Arbeiten zu präsentieren.«
»Ich erinnere mich noch an eines Ihrer Bilder – ein nackter Mann mit einer Katze auf dem Schoß. Ich fand es sehr beeindruckend.«
»Das war Teil meiner ersten Ausstellung. Und es wurde sogar verkauft.«
»Ich finde es toll, dass Sie so ein Talent besitzen, Max. Das dürfen Sie niemals aufgeben.«
Es ist seltsam, Max so über seine Arbeit sprechen zu hören. Offenbar ist er wirklich mit Überzeugung bei der Sache. Und ich habe ihm immer zugeredet, sich doch einen anständigen Job zu suchen.
Er wirft mir einen Blick zu. »Für Viv sind kreative Leute bloß Loser, die ständig pleite sind.«
»Das habe ich so nie gesagt!«
»Vivienne, ich kann mich nur über dich wundern«, erklärt Nana stirnrunzelnd, während Max lacht.
»Mir gefallen deine Bilder«, versuche ich, mich zu verteidigen. »Das von Lula ist wirklich schön.«
»Danke. Aber es ist nicht meine beste Arbeit. So etwas entsteht nur, wenn man etwas für das Modell empfindet, das man malt. Es ist, als würde eine ganz bestimmte Energie von ihm oder ihr ausstrahlen … Erst dann kann etwas wirklich Schönes entstehen.« Er lächelt mich an. Seine Augen sind unendlich dunkel. Ich reiße den Blick von ihnen los und sehe mit glühenden Wangen in den Garten hinaus. Zu meiner Verblüffung ertappe ich mich dabei, dass ich mir wünsche, er würde etwas zu meinem Porträt sagen.
»Puh, was für eine Hitze«, stöhne ich und schiebe meinen Stuhl in den schmalen Streifen Schatten.
»Ich hatte gehofft, Sie könnten eine kleine Skizze von mir anfertigen, Max.«
Er wendet sich Nana zu, worüber ich unendlich erleichtert bin.
»Aber gern! Haben Sie Papier da?«
Ich räume den Tisch ab, während die beiden sich in ihre Rollen begeben: Der große Künstler krempelt die Hose hoch, unter denen seine schlanken behaarten Beine zum Vorschein kommen, und skizziert schweigend, während das Modell verträumt in den Garten hinausblickt. Ich lasse Wasser ins Spülbecken laufen, schrubbe die Töpfe ab und sehe ihnen zu. Nana nimmt ihren Hut ab. Max reißt eine Seite vom Block runter. Es ist typisch für meine Oma, einen Stift und einen Zeichenblock im Haus zu haben. Offenbar legen sie eine kurze Pause ein, denn ich höre sie lachen und plaudern – die beiden flirten, was das Zeug hält. Ich lasse frisches Wasser
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