Liebe auf den ersten Klick
lässt sich in die Kissen fallen. »Wahrscheinlich.«
»Er ist sehr hübsch.«
»Ja. Zweitausendpfundhübsch.«
Wieder betaste ich den Stein. »Bist du sicher, dass ich ihn tragen soll?«
»Deshalb habe ich ihn dir geschenkt, Viv.« Er nimmt meine Hand. »Kann ich heute Nacht hierbleiben?« Er sieht mir in die Augen. »Sie zieht gerade aus, deshalb ist es wohl besser, wenn ich nicht da bin.«
»Oh.« Bei der Erinnerung an den Tag, als ich ausgezogen bin, empfinde ich fast so etwas wie Mitleid mit ihr. Ich betrachte diesen bildschönen Mann und horche in mich hinein in der Hoffnung, dass sich meine Gefühle für ihn nicht geändert haben. Doch mit einem Mal wirkt er viel kleiner, schwächer, so als wäre er ge schrumpft. Bisher war Rob immer wie ein Gott für mich, doch nun steht er vor mir, ein Mann aus Fleisch und Blut, der sich gerade von seiner Verlobten trennt … ein Fremder mit dem Gesicht eines Mannes, den ich einmal sehr geliebt habe. Völlig ausgeschlossen, dass ich ihn nicht mehr liebe. Das darf nicht sein. Es muss am Schock liegen. Kein Wunder nach allem, was ich durchgemacht habe.
»Ehrlich gesagt brauche ich einen Unterschlupf für ein paar Tage. Natürlich könnte ich ins Hotel gehen, aber … ich will den Rest meines Lebens mit dir verbringen, Viv, also kann ich genauso gut jetzt sofort damit anfangen, oder?«
Ich betrachte meine Hand, die in seiner liegt, und denke an den Tag, als er mir das erste Mal einen Antrag gemacht hat. Damals war ich komplett aus dem Häuschen, der glücklichste Mensch auf Erden. Ich kann mich nur fragen, ob ich jemals wieder so empfinden kann.
»Rob, natürlich kannst du hierbleiben …«
»Du bist ein Engel!« Er küsst mich abermals. Ich bemühe mich, etwas zu empfinden, als ich seinen Kuss mit offenen Augen erwidere. Ich betrachte seine langen, perfekt geschwungenen Wimpern, spüre seine Zunge, die sich in meinen Mund drängt … und habe nur einen Gedanken: Max. Ich löse mich von ihm.
»Was ist denn?«
»Wir müssen es langsam angehen.« Er lässt den Kopf sinken, und ich spüre die vertraute Panik in mir aufsteigen. Vielleicht geht er wieder! Dann würde ich ihn ein zweites Mal verlieren. »Aber ich freue mich trotzdem, dass du hier bist«, füge ich leise hinzu, worauf er mich anstrahlt wie ein Schuljunge, der in der Schlange vor dem Eiswagen ganz vorn steht.
Wir essen – auf Tellern und mit Besteck. Voller Gewissensbisse denke ich an das sexy Picknick, das ich für Max arrangieren wollte, und stelle fest, dass es mir den Appetit verschlagen hat. Rob hat auf dem PC ein paar Liebeslieder ausgewählt und Teelichter angezündet – allem Anschein nach fühlt er sich hier wie zu Hause – und erzählt mir irgendwelche Details über Sam, als wäre ich ein Android, der keinerlei Gefühle besitzt. Ich bitte ihn, damit aufzuhören, weil ich nicht wissen will, wie sie sich eine Woche nach meinem Auszug kennengelernt haben, sie ihn um den Finger gewickelt hat, dass sie regelmäßig Mungobohnendiät macht und nur dumme, alberne Freundinnen hat.
Stattdessen erzählt er von der Arbeit. Dieses Jahr noch soll er Partner werden und hat gute Chancen, Millionär zu sein, noch bevor er vierzig wird. Ich sehe die Sonne untergehen und spüre, wie ein Teil von mir über die Dächer hinwegfliegt, hin zu Max, wie ein Drachen im Wind. In diesem Moment läutet Robs Handy mit einem Sirren, das sich anhört, als flöge eine Stechmücke um meine Ohren herum.
»Entschuldige, aber ich sollte rangehen«, sagt er, geht ran und hält es sich mit einer flüssigen, routinierten Bewegung ans Ohr. »Rob Waters.« Ich sehe mich im dämmrigen Raum um und merke, wie seine Stimme leiser wird. »Okay, beruhig dich.« Er geht in den Flur hinaus, während ich das Geschirr abräume, Wasser ins Spülbecken laufen und die Teller hineingleiten lasse. Ich sehe zu, wie sie zu Boden sinken, als mein Blick auf mein Handy fällt. Max hat eine SMS geschickt.
» Kannst du mich anrufen? Geht es dir gut? Oder wirst du von einem haarigen Gorilla festgehalten? Ich sollte wohl doch lieber vorbeikommen .«
» Mir geht’s gut. Bitte, komm nicht. Ich erkläre dir morgen alles «, schreibe ich eilig zurück.
Dann kehre ich ins Wohnzimmer zurück. Die rauchige Stimme einer Frau, die von ihrer verlorenen Liebe singt, dringt aus dem Computer. Ich schalte den Song ab. Robs wütende, schimpfende Stimme dringt plötzlich übermäßig laut aus dem Flur. »Denk nicht mal im Traum daran«, und »Das wagst du nicht«,
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