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Liebe auf den letzten Blick

Liebe auf den letzten Blick

Titel: Liebe auf den letzten Blick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Beck
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auch der mörderische Durst sein, der mich so einen Blödsinn reden lässt. Oder der Druck meiner Blase trübt meine Sinne.
    Ich sprinte ins Badezimmer. Auf dem Flur höre ich wieder dieses eigenartige Stöhnen. Da hat wohl noch jemand wirre Träume. Oder ist einer krank? Darum kann ich mich jetzt leider nicht kümmern. Ich muss pinkeln.
    Ungestüm reiße ich die Badezimmertüre auf – und erstarre.
    Amelie und Gustl unter der Dusche. Eng umschlungen. Nackt.
    »Was ist denn hier los?«, krächze ich, wobei mir bewusst wird, was das für eine bescheuerte Frage ist.
    Ertappt fährt das Pärchen auseinander. Gustl dreht mir beschämt den Rücken zu. Amelie kichert und winkt mir ungeniert zu, als stünde sie vollbekleidet auf einem Balkon.
    »Huhuuu, Mathilde«, flötet sie.
    Eine Schrecksekunde lang starre ich nur wortlos auf ihre üppigen Brüste, bevor ich rausstolpere und zur anderen Toilette renne.
    Was denkt die sich eigentlich? Ich brauche jetzt dringend ein großes Glas Orangensaft und einen starken Kaffee und marschiere in die Küche. Ein kräftiges Frühstück würde ich auch nicht verschmähen. Doch das werde ich mir heute wohl allein zubereiten müssen. Unser Koch ist ja anderweitig
beschäftigt
.
    Natürlich bin ich Amelie dankbar, wenn sie Gustl aus seiner Endlostrauer holt, aber bitte hinter verschlossener Tür. Haben die beiden denn überhaupt kein Schamgefühl?
    »Hast du das mitgekriegt?« Irmas rauchige Stimme dringt in mein Grübeln. Im hellgrünen Pyjama betritt sie die Küche.
    Missmutig stelle ich die Kaffeedose ab. »Was?«
    »Das Techtelmechtel im Bad?«, kichert sie.
    »Techtelmechtel?«, wiederhole ich gereizt. »Das ist ja wohl die Untertreibung des Jahres.«
    »Ach was«, winkt Irma ab. »Ich finde es niedlich. Warum sollen die beiden sich nicht vergnügen?«
    »Hmmm«, brumme ich. Wenn ich ehrlich bin, ist mir die ganze Nummer suspekt. Ich habe nichts gegen Sex. Ich bin auch nicht prüde. Und wenn die zwei sich mögen, bitte schön. Nur zu, solange sie die Tür abschließen. Ich freue mich für die beiden,ehrlich. Wenn da nicht dieses ungute Gefühl in meiner Magengrube wäre. Wie eine Alarmsirene, die großes Unheil ankündigt. Irma guckt auch ganz kariert.
    »Hast du was?«, frage ich.
    »Nee, alles paletti«, antwortet sie, wobei ihre Stimme merkwürdig klingt. »Na ja, eigentlich …« Sie grinst schief, zieht die Schultern hoch und vergräbt die Hände in den Jackentaschen.
    Ich schalte die Kaffeemaschine ein, die gleich darauf leise zu blubbern beginnt. Doch heute versetzt mich das vertraute Geräusch nicht wie üblich in gelöste Morgenstimmung. Ich fühle mich ganz und gar nicht wie eine Werbefigur, die schlankmachenden Joghurt löffelt. Zudem ziehen draußen Wolken auf. Schlagartig wird es dunkel im Raum. So düster wie meine Stimmung, passt perfekt.
    »Ja … und?«, frage ich.
    »Ich muss dir was sagen.«
    Ein Unterton in Irmas Stimme lässt mich aufhorchen. Die Worte erinnern mich unangenehm an meine letzte Beziehung, deren Ende genau mit diesem Satz begann.
    »Dann gehen wir am besten in mein Zimmer«, antworte ich, so gefasst ich kann. Hiobsbotschaften nehme ich gern in vertrauter Umgebung entgegen.
    Irma nimmt zwei Tassen aus dem Schrank und stellt sie mit dem Kaffee auf ein Tablett. Als ich Orangensaft und Milch aus dem Kühlschrank hole, verstärkt sich mein Magengrummeln. Kein Gebiss im Wasserglas! Ich bin zwar überhaupt nicht scharf auf den skurrilen Anblick, doch heute hätte es wenigstens bedeutet, dass alles ganz normal ist.
    Als wir mein Zimmer betreten, schnauft Irma. »Puh, herrscht hier Ordnung! Lässt du eigentlich nie was rumliegen?«
    Auf meinem Nachtisch steht ein halbleeres Glas Wasser,daneben liegen eine Packung Kleenex für Schweißausbrüche und zwei Bücher, sowie die Wochenendausgabe der
Süddeutschen
. Mein Bett ist zerwühlt, auf einen der beiden Freischwingersessel habe ich achtlos das Kleid geworfen und daneben die Schuhe ausgezogen. Für meine Verhältnisse ist das reichlich Unordnung.
    »Wolltest du mit mir übers Aufräumen reden?«, frage ich und zeige auf mein Bett. »Hier ist es am gemütlichsten. Falls du mir Unerfreuliches mitzuteilen hast, kann ich tot umfallen, ohne mich dabei zu verletzen.«
    »Damit scherzt man nicht«, rügt mich Irma und setzt sich ans Fußende. »In unserem Alter ist es gefährlich, das Schicksal herauszufordern.«
    »Schon gut«, winke ich ab. »Komm zum Thema.«
    »Also, Otto hat doch auf dem Wohnzimmersofa

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