Liebe auf den zweiten Blick (German Edition)
gesagt, ich könnte sie fragen, von wegen unangenehm und so. Ich musste nicht mal fragen, sie hat es mir aus freien Stücken bestätigt.«
»Verstehe.« Er seufzte. Das erklärte auch ihr eigenartiges Verhalten. Lydia hatte ihr Angst eingejagt, folglich hatte es Clarissa die letzten zehn Stunden vor der Hochzeitsnacht gegraut. Und es war alles seine Schuld. Statt dass er sie in punkto Jungfräulichkeit und Liebesakt aufgeklärt hatte, hatte er sie feige an Lydia verwiesen.
Er fuhr sich abwesend mit einer Hand durch die Haare. »Und Lydia hat dir erzählt, dass ich dein Törtchen mit meinem Knüppel zermatschen werde?«
Clarissa nickte erneut. »Sie sagte, dass ihre Mutter ihr erklärt hat, dass der Mann den Schlüssel hat und die Frau das Schloss ist, und dass er seinen Schlüssel in ihr Schloss steckt, aber das sei glatt gelogen. Es ist wohl viel, viel scheußlicher und schmerzhafter. Um es mir zu verdeutlichen, nahm Lydia einen Knüppel und bohrte den in eine Kirschpastete. Die Kruste der Pastete ist die Jungfernhaut, erklärte sie mir, die der Mann mit seinem Knüppel durchstoßen muss. Ich bin mir zwar unsicher, aber soweit ich das ohne Brille beurteilen kann, hast du einen sehr dicken Knüppel, Mylord.«
Letzteres kam so vorwurfsvoll, als wäre ein gut bestückter Mann eine Todsünde, und Adrian musste sich das Lachen verkneifen. Zumal die Situation bestimmt nicht zum Lachen war. Lydia, dieses ausgekochte Biest, hatte es geschafft, ihnen die Hochzeitsnacht zu vermiesen. Zum Glück wusste er jetzt, wo das Problem lag, folglich konnte er gegensteuern. »Clarissa?«
»Ja?« Sie beäugte ihn wie ein scheues, argwöhnisches kleines Reh, ihre Augen groß und wach, ihre Brust hob und senkte sich unter ihren flachen, zerrissenen Atemzügen.
»Magst du meine Küsse?«, wollte er wissen.
Ihre Miene wurde noch eine Spur misstrauischer, als witterte sie irgendeine Falle hinter seiner Frage. Nach kurzem Zögern nickte sie jedoch und sagte: »Ja, Mylord, ich mag deine Küsse, sehr sogar.«
»Und magst du es auch, wenn ich dich streichle und verwöhne?«
Clarissa, die auf ihren Fußspitzen wippte, als wollte sie gleich abheben, nickte abermals.
»Mochtest du auch das, was ich in deinem Zimmer mit dir gemacht habe?«
Clarissa knabberte an ihrer Unterlippe und nickte erneut.
»Und wenn wir das noch mal machen würden?«
»Bloß küssen und streicheln, und …« Im diffusen Licht des Kaminfeuers gewahrte er, dass Clarissa peinlich errötete. »Und das andere?«
»Das hat Zeit«, schwindelte Adrian. Er hatte fest vor, noch weiterzugehen, aber erst einmal sollte sie sich entspannen und sich ihm ganz hingeben. Wenn er ihr im Voraus erzählte, was er plante, tat er sich damit höchstens einen Bärendienst.
Clarissa entspannte kaum merklich. »Und es macht dir nichts aus, wenn wir nicht …«
»Dein Törtchen zermatschen?«, meinte Adrian trocken, als sie stockte. »Nein, es macht mir nichts.«
Clarissa seufzte leise zufrieden und schenkte ihm eines jener breiten, strahlenden Lächeln, die ihm das Gefühl gaben, er wäre der attraktivste Mann auf der ganzen Welt. Statt einer Antwort krabbelte sie in sein Bett und kuschelte sich unter die Decke, dann blinzelte sie ihn erwartungsvoll an.
Adrians Brust hob sich ebenfalls unter einem erleichterten Seufzen, sicher, dass das Schlimmste geschafft war. Dann schlug er die Decke zurück und legte sich vorsichtig neben seine junge Ehefrau.
13
Clarissa merkte, wie sich die Matratze unter Adrians Gewicht senkte, als er neben sie unter die Bettdecke kroch. Schon legte sie los und warf sich auf ihn. Ihr Mann stöhnte gepresst auf, verblüfft, als sie sich an seine Brust schmiegte und hingebungsvoll sein Gesicht herzte, seine Wangen, seine Nase, seine Stirn.
»Danke, danke, danke, danke«, murmelte sie zwischen jedem ihrer Küsse. Ihre Lippen eine sinnliche Explosion auf seiner Haut. »Danke, dass du so geduldig und verständnisvoll bist. Du bist der beste Ehemann auf der ganzen Welt. Wirklich, Mylord. Und du machst mich zur glücklichsten Frau auf der Welt.«
Ein kehliges Lachen entwich seinen Lippen, streifte warm ihr Ohr. »Schön zu hören, dass du glücklich bist.«
»Mmh.« Clarissa schlang ihre Arme um seinen Nacken. Er streichelte mit einer Hand ihren Rücken, strich mit der anderen über die weiche Fülle ihrer Haare. »Bitte küsst mich, Mylord Ehemann.«
»Wie ihr wünscht, meine bezaubernde Lady.« Sein Mund senkte sich auf ihren, und Clarissa öffnete ihm sogleich
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