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Liebe auf den zweiten Klick

Liebe auf den zweiten Klick

Titel: Liebe auf den zweiten Klick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rowell Rainbow
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drückte ihm etwas in die Hand. »Hier hast du meine Karte. Ruf mich an. Am besten hast du mich gestern schon angerufen. Und das meine ich auch so, Lincoln.«
    Sie blickte ihn ernst an. Er nickte und hielt die Karte fest.
    Â»Lincoln«, rief sie und war ganz gesenkte Wimpern und wissendes Lächeln. Sie fasste ihn an den Schultern und küsste ihn rasch auf beide Wangen. »Vorsehung!«
    Und dann rauschte sie auch schon davon. Die Sohlen ihrer hochhackigen Schuhe waren pink. Sie hatte nicht einmal einen Film mitgenommen.
    Und Lincoln … Lincoln stand immer noch da.

Kapitel 67
    Letztendlich lieh er sich nicht Hairspray aus, und auch nicht Harold und Maude .
    Nachdem Sam gegangen war und Lincoln eine Weile wie betäubt vor den » H « gestanden hatte, wurde ihm klar, dass er keine Lust mehr hatte, nach Hause zu gehen. Ihm war nicht danach, herumzusitzen und still zu sein. Er verließ Blockbuster mit leeren Händen und blieb direkt vor der Tür stehen, um Sams Visitenkarte in kleine Stückchen zu zerreißen und in den Mülleimer zu werfen. Es war keine bedeutungsschwere Geste; er wusste schließlich, wo sie arbeitete, und er kannte die Telefonnummer ihrer Eltern noch immer auswendig. Aber dann holte Lincoln sein Portemonnaie heraus und fand Beths E -Mail über ihn, die mit dem Satz »versuchen, ihm nicht in die Schulter zu beißen«. Er las sie noch mal. Und noch mal. Und ein letztes Mal. Und dann knüllte er sie zusammen und warf den Papierball weg.
    Und dann … dann ging er zu einer Party. Der Neujahrsparty. Chuck hatte ihm eine Einladung mitgegeben, und er war sich ziemlich sicher, dass die noch in seinem Auto lag. Als er auf dem Rücksitz danach suchte, merkte er, dass seine Hände zitterten. Das ist schon okay, dachte er. Hast dich tapfer geschlagen. Als er vor Chucks Haus parkte, entdeckte er im Rückspiegel, dass er grinste.
    Die Party war bereits in vollem Gange.
    Liliputaner-Emilie war da, mit ihrem Kürbisbrot, und Lincoln ging ihr nicht aus dem Weg. Er wollte ihr nicht ausweichen. Emilie war wirklich nett, und sie fand all seine Witze lustig – weshalb er letztendlich noch witziger wurde, weil er keine Angst haben musste, dass womöglich keiner lachte. Außerdem gab sie ihm das Gefühl, riesig zu sein. Was tatsächlich ein ziemlich gutes Gefühl ist, das kann keiner leugnen.
    Bei Electronic Catch Phrase startete er voll durch.
    Er trank Shirley Temples.
    Bei der 1999-Scharade erntete er mit seiner völlig lautlosen zweiminütigen Darstellung von The Sixth Sense stürmischen Beifall. »Als du so getan hast, als würde der Ring hinfallen«, sagte Chuck und klatschte heftig, »da hab ich wirklich vergessen, dass ich ja eigentlich schon wusste, dass du tot bist.«
    Und als die Uhr dann Mitternacht schlug – es war die Uhr am Videorekorder, und sie blinkte daher eher, als dass sie schlug –, da küsste Lincoln Emilie auf die Wange. Ihm wurde aber sofort klar, dass das ein Fehler gewesen war, also schnappte er sich die Layouterin mit dem irren Blick und küsste sie ebenfalls. Was ihm wie ein noch größerer Fehler vorkam, also küsste er jede andere Frau in Reichweite, ebenso Danielle, die Chefkorrektorin; zwei Damen, die er noch nie zuvor gesehen hatte, die Frau von Chuck, mit der dieser ja eigentlich zerstritten war, und schließlich sogar Chuck selbst.
    Dann sangen alle Auld Lang Syne. Lincoln war der Einzige, der vom Text mehr kannte als nur den Refrain und die erste Zeile. Er schmetterte laut mit klarer Tenorstimme:
    Wir zwei, wir zogen übers Land
    und pflückten Blümlein zart
    Wir taten manchen müden Schritt
    seit jenem fernen Tag

Kapitel 68
    Als Lincoln aufwachte, schneite es. Er sollte Doris um zehn Uhr bei ihrer Wohnung treffen, aber er schaffte es nicht vor zehn Uhr fünfzehn. Er fand vor einer Bäckerei einen Parkplatz und wünschte, er hätte Zeit, um kurz reinzugehen.
    Es gab in der Stadt nicht viele Viertel wie dieses. Eine Mischung aus teuren, alten Häusern, großen Backsteinbauten mit Mietwohnungen, schicken Shops und Restaurants. Doris’ Gebäude war ein gelber Ziegelbau, vierstöckig mit Innenhof und einem kleinen Springbrunnen.
    Lincoln rannte die Vordertreppe hinauf, wischte sich den Schnee aus den Haaren und drückte auf den Knopf neben ihrem Namen.
    Sie drückte den Türöffner. »Dritter Stock«, rief sie von oben herunter.

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