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Liebe auf den zweiten Klick

Liebe auf den zweiten Klick

Titel: Liebe auf den zweiten Klick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rowell Rainbow
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vor Flecken auf ihrem Kleid, dass sie nur Knoblauchbrot gegessen hat. (Ob ich ihre Portion Nudeln verdrückt habe? Na, und ob!)
    Der Hochzeitstanz von Kiley und Brian zu Louis Armstrong war fantastisch. Sie sah so wunderschön aus. Ich musste den Brautjungferntanz – zu dem Song aus Titanic  – mit einem von den Sigma Chis absolvieren, und der hat mir ganz offensichtlich in den Ausschnitt geguckt, was widerlich war, aber auch ein wenig schmeichelhaft. Anscheinend hab ich’s immer noch drauf.
    Sobald meine offiziellen Pflichten als Brautjungfer erledigt waren, zog ich meine Strickjacke an und fühlte mich schon hunderttausendmal besser. Ich war in toller Stimmung und erleichtert, dass das Schlimmste jetzt vorbei war, und hab mich darauf gefreut, den Rest des Abends mit Chris zu verbringen. Ich war plötzlich so wahnsinnig verliebt wie noch nie zuvor.
    Denn erstens sah er gefährlich gut aus. Er trug die dunkelgraue Jacke, die ich ihm gekauft hatte, mit einem weichen, blauen, krawattenähnlichen Ding aus Satin, das er irgendwo gefunden hat. Damit kam er rüber, als sollte er eigentlich Gedichte auf Französisch schreiben. (Um Jungfrauen damit zu verführen.) Meine Mutter hat ihn gefragt, ob er da einen Schal trägt.
    Und zweitens wusste ich, dass er sich in die ganze Sache nur deshalb so reingehängt hat, weil er mich liebt. Um mir einen Gefallen zu tun. Ich hatte das Gefühl, sein gutes Benehmen war ein geradezu erdrückender Beweis für die Tatsache, dass ich ihm wichtig bin. Ich sollte dafür ja eigentlich gar keinen Beweis brauchen, aber solche Hinweise können ziemlich beruhigend sein.
    Während des Abendessens ist Chris nach draußen verschwunden, um eine zu rauchen, und als ich ihn neben der Hintertür entdeckte, schien er sich zu freuen, mich zu sehen, genau wie ich. »Gehörst du jetzt mir?«, fragte er. Er hat mir gesagt, wie schön ich aussehe. Er hat mich geküsst und meinte, ich sollte doch die Strickjacke ausziehen. »Lass uns nach Hause gehen«, schlug er vor.
    Ich erklärte, dass ich noch nicht gehen konnte, dass ich meiner Schwester versprochen hatte, ich würde noch tanzen. Sie wollte auf keinen Fall einen von diesen Empfängen, bei denen nur kleine Kinder tanzen, also mussten ihr alle Brautjungfern schwören, bis zum Ententanz zu später Stunde auf der Tanzfläche zu bleiben.
    Â»Dann werden wir wohl mal tanzen«, verkündete er und zog noch einmal an seiner Zigarette. Er hat die Angewohnheit, beim Inhalieren den Kopf vorzubeugen und von unten zu mir hochzugucken; ich kann durchaus verstehen, warum Zwölfjährige Rauchen cool finden.
    Also gingen wir wieder rein und haben zu jedem einzelnen Song getanzt. Sozusagen getanzt. Eigentlich haben wir uns vor allem im Arm gehalten, uns hin und her gewiegt und uns Eskimoküsschen gegeben.
    Weißt du noch, wie ich damals völlig von diesem litauischen Restaurant in der Stadt besessen war? Und das hatte dann immer nur geöffnet, wenn der grummeligen alten Besitzerin gerade danach war! Einmal hab ich eine Woche lang jeden Tag dort vorbeigeschaut, ohne Erfolg. Und dann, als ich schon längst jede Hoffnung aufgegeben hatte, jemals wieder Napoleon-Torte zu essen, bin ich zufällig da vorbeigefahren und habe das »Geöffnet«-Schild im Fenster gesehen.
    Na ja, wenn man mit Chris zusammen ist, dann ist das etwa so, als würde man mit diesem Restaurant zusammen sein. Ich weiß nie, wann er da ist und wie sehr er sich mir gegenüber öffnen wird. Er ist fast nie ganz da, hundertprozentig dabei. Den Chris, der da auf Kileys Hochzeit war, den kriege ich fast nie zu sehen – das »Geöffnet«-Schild, kalte Gurkensuppe, Rouladen und Mohn-Kolatschen.
    Plötzlich hab ich mich dabei ertappt, wie ich dachte, dass ich so auch gerne auf meiner eigenen Hochzeit tanzen würde. (Wenn auch ohne die ganzen Dixie-Chicks- und Alan-Jackson-Songs.) Auf diese Art und Weise, bei der Tanzen eigentlich mehr ein Sich-Anfassen zur Musik ist. Das ist so, als würde man die Augen zumachen und überlegen, wie man jemandem sagen kann, dass man ihn liebt, wenn man es weder mit Worten noch mit Sex ausdrücken will.
    Chris’ Arm lag um meine Hüfte, und er fuhr mir mit den Fingern durchs Haar. Er hat mir lächelnd einen Kuss auf die Stirn gedrückt. Er sah mich an, sah direkt in mich hinein, und das fühlte sich an, als wäre ich in die Sonne

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