Liebe auf den zweiten Klick
nicht depressiv«, erwiderte sie.
»Dann hast du vielleicht nicht gut genug hingesehen.« Er brüllte, damit sie ihn über den Lärm hinweg hörte, aber das lieà ihn aggressiv wirken. »Ich meine, schau dich doch mal um! Und hör dir diese Musik an!«
»Donnerstags spielen die hier auch Country. Magst du denn keinen Rap?«
»Nein«, bestätigte er und schüttelte heftig den Kopf. Jetzt war er wütend. Eigentlich nicht auf Lisa. Einfach nur wegen der ganzen Situation. Er kam sich vor wie Martin Luther, plötzlich war ihm das alles zu viel. »Es geht mir gar nicht um die Musik«, meinte er. »Es ist nur, na ja, du bist doch sicher hergekommen, um jemanden kennenzulernen, oder? Einen Typen?«
»Stimmt.«
»Vielleicht den Typen, richtig?«
Sie senkte den Blick und starrte auf ihren Drink. »Stimmt.«
»Und wenn du an diesen Typen denkst â und der bin ich ganz bestimmt nicht, das wissen wir beide â, wenn du daran denkst, wie du den triffst, stellst du dir euer erstes Zusammentreffen dann so vor? In so einem üblen Loch? Wo es so laut ist? Willst du etwa, dass er nach Jägermeister und Zigaretten riecht? Willst du, dass euer erster Tanz von einem Song über Stripper begleitet wird?«
Sie sah sich im Lokal um und zuckte wieder mit den Achseln. »Vielleicht.«
»Vielleicht? Nein, natürlich nicht, ganz bestimmt nicht.«
»Erzähl du mir nicht, was ich will«, knurrte Lisa und kramte auf der Suche nach einer Zigarette in der Tasche ihrer Freundin.
»Du hast recht«, sagte Lincoln. »Tut mir leid.«
Sie fand eine Kippe und steckte sie sich in den Mund. Da hing sie dann unangezündet an ihren Lippen. »Wo soll ich denn sonst einen Typen finden?«, fragte sie und schaute den Leuten auf der Tanzfläche zu. »Vielleicht im Park?«
»Ein Park wär doch super«, sagte er. »Ich würde für einen Single-Park sogar Eintritt bezahlen.«
»Das hört sich an, als würde es die Kirchengemeinde meiner Mutter organisieren.« Sie wühlte wieder in der Tasche ihrer Freundin. »Ich denke, wenn ich einen Typen kennenlernen würde, du weiÃt schon, den Typen, dann wäre es mir egal, wo wir sind oder wie er riecht. Dann wäre ich einfach nur, na ja, eben glücklich  â¦
Hör mal«, fuhr sie fort und stand auf. »Es war schön, dich kennenzulernen. Ich werd mal schauen, ob irgendwer Feuer für mich hat.«
»Oh ⦠hm, okay â¦Â« Er wollte aufstehen, stieà mit dem Kopf aber gegen eine Budweiser-Reklame-Leuchte und setzte sich wieder. »Hat mich auch gefreut, dich kennenzulernen.«
Er verspürte schon wieder das Bedürfnis, sich zu entschuldigen, aber er sagte nichts mehr.
Und er sah ihr auch nicht nach.
Als Justin eine Stunde später zurückkam, saà Lincoln immer noch am selben Tisch. »Alter, du musst mir einen Gefallen tun. Ich bin viel zu voll, um mich ans Steuer zu setzen, kannst du meinen Wagen zurückfahren?«
»Hm, ich bin nicht so sicher, ob â¦Â«
»Linc, im Ernst.« Justin legte seinen Schlüsselbund auf den Tisch. »Ich gehe mit Dena nach Hause.«
»Aber was ist denn mit den anderen, dein Bruder â¦Â«
»Ich glaube, die sind eh schon weg.«
»Was?«
»Ich hole den Wagen morgen früh ab. Schlieà ihn einfach ab und leg den Schlüssel unter die FuÃmatte.«
»Ich glaube wirklich nicht â¦Â« Lincoln griff nach den Schlüsseln und versuchte, sie Justin zurückzugeben, aber der war schon weg.
Eve saà am Küchentisch, als Lincoln am nächsten Nachmittag runterkam. Er hatte die Nacht auf einem der Rücksitze in Justins Wagen verbracht und war im Morgengrauen nach Hause gefahren. Sein Nacken fühlte sich immer noch so an, als läge er auf einer Armlehne, und er hatte einen üblen Geschmack im Mund, nach Lakritz und verfaultem Fleisch.
»Was machst du denn hier?«, fragte er seine Schwester.
»Na, guten Morgen, Sonnenschein. Ich hab die Jungen mitgebracht, damit sie ein wenig mit Mom spielen.«
Er sah sich in der Küche um und lieà sich dann schwerfällig auf einem Stuhl neben seiner Schwester nieder.
»Sie sind hinterm Haus und bauen eine Festung«, erklärte sie. »Im Ofen sind Frühlingsrollen. Und wir haben auch gebratenen Reis, hast du Hunger?«
Lincoln nickte, machte aber keine Anstalten, sich zu
Weitere Kostenlose Bücher