Liebe auf den zweiten Klick
der letzten Cinerama-Leinwände im ganzen Land. Ich kann nicht fassen, dass sie das Kino schlieÃen wollen. (Ich hab da alle vier Star-Wars -Filme gesehen. Mist, ich muss die Saga wirklich mal abschlieÃen.) Pam will darüber morgen eine Story bringen. Also hab ich tatsächlich mal einen Abgabetermin. Wie eine richtige Reporterin. Keine Zeit für Liebesgeschichten.
Von Jennifer an Beth: Okay, du bist entschuldigt. Fürs Erste. Aber du musst die Geschichte noch zu Ende erzählen.
Von Beth an Jennifer: Mach ich. Versprochen.
Kapitel 14
Lincoln würde Jennifer Scribner-Snyder und Beth Fremont nie eine Verwarnung schicken.
Das konnte er zumindest sich selbst gegenüber zugeben. Er würde sie niemals verwarnen. Weil er sie mochte. Weil er fand, dass sie nett und clever und witzig waren. Wirklich witzig â manchmal lachte er wegen ihrer Mails laut los. Er mochte es, wie sie sich gegenseitig aufzogen und sich umeinander kümmerten. Er wünschte, er hätte bei der Arbeit einen Freund, mit dem er so reden könnte.
Okay. So. So würde es dann wohl laufen. Er würde ihnen niemals eine Verwarnung schicken.
Daher. Deshalb. Also ⦠hatte er theoretisch überhaupt keine Rechtfertigung mehr dafür, ihre Mails zu lesen.
Lincoln hatte sich selbst die ganze Zeit eingeredet, dass es völlig in Ordnung war, in seinem Job zu arbeiten (dass es in Ordnung war, ein professioneller Schnüffler und Wühler zu sein), solange das Ganze keine voyeuristischen Züge annahm. Solange er keinen Spaà am Schnüffeln und Wühlen hatte.
Aber jetzt machte es ihm SpaÃ. Er hoffte, dass die Nachrichten von Beth und Jennifer im Firmenfilter landen würden, und ertappte sich dabei, dass er jedes Mal lächelte, wenn er ihre Namen im WebShark-Ordner entdeckte. In langweiligen Nächten las er ihre Nachrichten gelegentlich sogar zweimal.
Es war Lincoln auch schon in den Sinn gekommen, dass er einfach ihren persönlichen Posteingang öffnen und ihre kompletten Mails lesen konnte, wenn er wirklich wollte.
Nicht, dass er das vorhatte. Oder es jemals tun würde. Das wäre doch äuÃerst merkwürdig.
Das hier war allerdings auch merkwürdig , dachte er.
Er sollte wirklich damit aufhören, ihre Nachrichten zu lesen. Wenn er ihnen niemals eine Verwarnung schicken würde, dann sollte er einfach damit aufhören.
Okay, sagte Lincoln zu sich selbst, ich höre jetzt damit auf.
Kapitel 15
Von: Jennifer Scribner-Snyder
An: Beth Fremont
Gesendet : Di., 07. 09. 1999, 9:45 Uhr
Betreff: Nette Geschichte
Und sogar auf der Titelseite. Du hast es immer noch drauf.
Von Beth an Jennifer: Hey, danke. War richtig aufregend, mal wieder mit den Nachrichtenredakteuren zusammenzuarbeiten. Bei denen sind alle so richtig mit Leidenschaft dabei. Ich kam mir vor wie Lois Lane.
Von Jennifer an Beth: Normalerweise fühlst du dich eher wie Roger Ebert, oder?
Hey, rate mal, von wem deine Ãberschrift stammt!
Von Beth an Jennifer: Jetzt, wo duâs erwähnst, das war wirklich âne gelungene Schlagzeile. Sogar richtig knackig. Die kommt bestimmt von Chuck.
Von Jennifer an Beth: Sehr witzig.
Von Beth an Jennifer: Wir beide, wir sind echt ein tolles Team. Wir sollten uns zusammentun und ⦠unsere eigene Zeitung gründen oder so.
Von Jennifer an Beth: Mitch hat deine Story beim Frühstück gelesen und war echt sauer. Er liebt dieses Kino. Er hat da sechsmal Die Goonies gesehen. (Die Freundin, die er in der siebten Klasse hatte, stand auf Corey Feldman.) Er hat gesagt, die Cinerama-Leinwand lässt jeden Film gut aussehen.
Von Beth an Jennifer:
1. Mitch hatte in der Siebten eine Freundin? Erzähl weiter!
2. Ich hoffe nur, er wollte damit nicht sagen, dass Die Goonies ein schlechter Film war. Ich liebe Martha Plimpton, und Corey Feldman war fantastisch. Er hat es nicht verdient, so eine Witzfigur zu werden. Hast du mal Das Geheimnis eines Sommers gesehen? Meine teuflischen Nachbarn ? Cap und Capper?
3. Ich stelle mir so gerne vor, wie ihr beiden beim Frühstück zusammen die Zeitung lest. Trautes Heim, Glück allein.
Von Jennifer an Beth: Das sah heute Morgen leider ganz anders aus.
Ich hab die Inlandsmeldungen überflogen, und da gab es eine Nachricht über eine Mutter, die von ihrem Sohn gefesselt worden war, weil sie ihm keine PlayStation kaufen wollte, und da hab ich dann verkündet: »Gott, noch ein Grund, um keine Kinder zu
Weitere Kostenlose Bücher