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Liebe auf den zweiten Klick

Liebe auf den zweiten Klick

Titel: Liebe auf den zweiten Klick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rowell Rainbow
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Campus bleiben und bei der Produktion von Eine Weihnachtsgeschichte mitwirken. (Sie war sich ziemlich sicher, dass sie die Rolle des Tiny Tim ergattern konnte.) Aber ihr Vater hatte so einige Vielflieger-Punkte eingelöst und ihr ein Business-Class-Ticket geschickt. »Ich bin noch nie erster Klasse geflogen«, erzählte sie Lincoln ganz aufgeregt. »Ich werde auf den Betty-Grable-Look setzen, irgendwas mit Handschuhen anziehen und Gin Tonic bestellen.« Lincoln würde den Bus nehmen, was Sam zufolge faszinierend sein würde. »So eine richtige Amerika-Erfahrung. Ich werd dir ein paar Sandwiches machen.«
    Was sie dann nicht tat. Sie erklärte auch, sie würde Lincoln nicht zum Busbahnhof begleiten können, weil sie an dem Nachmittag ein Treffen der Theatergruppe hatte. Er sagte, das sei schon in Ordnung, er wollte sowieso nicht, dass sie ihn begleitete. Ein Mädchen, das als Tiny Tim durchgehen konnte, sollte nicht allein von der Busstation zurücklaufen müssen.
    Aber Lincoln hasste die Tatsache, dass sie sich zwischen seiner Busreise und Weihnachten ein paar Tage lang nicht sehen würden. Aber wenigstens würden sie beide nach Hause kommen. Und dann würden sie die Woche nach Weihnachten haben, und Silvester. Vielleicht würde es ihnen guttun, sich wieder in ihrem ursprünglichen Lebensraum zu begegnen. Er beschloss, Sam einen Zettel hinzulegen, bevor er den Bus nahm, um ihr zu sagen, dass er sie vermissen würde. Im Laden gegenüber vom Wohnheim kaufte er einen billigen Blumenstrauß und schrieb auf ein Blatt liniertes Uni-Papier:
    Sam,
    oh, auch wenn ich das Tal des Todes durchquere,
    fliegt mein Herz dennoch erster Klasse.
    In Liebe, Lincoln
    Klingt doch romantisch, dachte er, als er auf ihr Gebäude zulief. Und irgendwie geographisch. Und hat auch einen biblischen Anklang. Er blieb in ihrem Stockwerk vor den Liften stehen und fügte noch ein Postskriptum hinzu: Ich liebe dich und ich liebe dich und ich liebe dich . Als er gerade das letzte »dich« geschrieben hatte, öffnete sich einer der Aufzüge.
    Lincoln hätte fast gelächelt, als er Sam sah. Beinahe. Sie stand auf Zehenspitzen, hatte die Arme triumphierend um den Hals eines anderes Mannes geschlungen und bäumte sich ihm entgegen. Die beiden küssten sich … und zwar zu leidenschaftlich, um zu bemerken, dass der Aufzug längst angekommen war. Der Mann hatte eine Hand in Sams schwarzen Locken vergraben und die andere in ihrem kurzen Rock. Es war Lincoln überhaupt nicht klar geworden, wie falsch das ganze Szenario war, bis sich die Aufzugtüren wieder schlossen. Tatsächlich hatte er noch gedacht: Die proben wahrscheinlich. Denn kannte er den Typen nicht aus dem Theater?
    Lincoln streckte die Hand aus und drückte den Aufzugknopf. Die Tür öffnete sich wieder.
    Na klar, er erkannte ihn wieder. Marlon. Er war klein und dunkel und nicht von hier. Brasilianer. Oder vielleicht aus Venezuela. Er war einer von diesen typischen Kerlen, die auf Partys der Theatergesellschaft immer von einer Menschentraube umgeben waren und ständig auf Tische sprangen, um einen Toast auszubringen. Marlon . Sam und er hatten im September zusammen in einem Stück gespielt: The Straw .
    Sam holte zwischen Kuss und Kuss tief Luft. Er konnte ihre Zunge sehen.
    Â»Marlon?«, sagte er laut.
    Sam drehte sich abrupt um. Ihre Miene erstarrte, während sich die Türen ein zweites Mal schlossen.
    Lincoln fing an, erneut wütend auf dem Knopf herumzudrücken. Die Lifttüren gingen wieder auf, aber das ignorierte er. Er wollte jetzt in den anderen Aufzug. Plötzlich war er völlig verzweifelt und wollte nur noch eines, nämlich endlich weg.
    Â»Lincoln«, hörte er Sam sagen.
    Er ignorierte sie und drückte immer nur noch weiter auf den Knopf.
    Â»Lass es mich doch erklären«, bat sie.
    Drück, drück, drück. Runter, runter, runter.
    Â»Er wird nicht kommen, solange wir hier sind«, sagte Sam. Sie stand immer noch im Aufzug. Marlon hielt die Tür auf.
    Â»Dann geh doch«, knurrte Lincoln.
    Â»Du kannst diesen Aufzug nicht haben«, versetzte Marlon mit dieser sexy Latin-Lover-Stimme.
    Drück, drück, drück.
    Â»Lincoln, hör auf damit, du tust dir noch weh«, flehte Sam.
    Â»Oh, natürlich«, flötete Marlon, »das ist Lincolon !« Er hob die Hände in einer Geste des Wiedererkennens. Als wollte er mich umarmen, dachte Lincoln.

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