Liebe auf den zweiten Kuss
Diamanten«, Robert nickte. »Die hatten damals einen Wert von vielleicht hunderttausend. Heute…« Er zuckte mit den Schultern. »Ich habe damals nicht geglaubt, dass der Ehemann solche Steine drei Meter unter die Erde packen würde. Andererseits wollte ich die Leiche auch nicht ausgraben lassen, um es zu überpüfen. Als ich schließlich eine Beschreibung zusammen hatte, mit der ich die Pfandläden abklappern konnte, war bereits eine Woche vergangen. Niemand hat je gemeldet, dass er die Steine gesehen habe. Natürlich hätten es manche aus gutem Grund nicht getan.«
»Glauben Sie, dass jemand sie umgebracht und die Steine an sich genommen hat?«, fragte Gabe. »Glauben Sie, es handelte sich um einen Raubüberfall?«
»Nein«, erwiderte Robert. »Ich glaube, es war Mord und dass, wer auch immer es getan hat, die Steine als eine Art Trinkgeld betrachtet hat. Ich glaube, der Betreffende ist sie anschließend nicht losgeworden, weil sie so ungewöhnlich waren. Mit all diesen Kreisen? Sie waren viel zu leicht wiederzuerkennen. Es sei denn, er hat die Steine aus den Fassungen gebrochen und sie dann verkauft.«
Scott nahm sich einen Stuhl, schwang ihn herum und setzte sich rittlings darauf. »Gab es jemanden, der ein Motiv gehabt hätte?«
»Sie hat versucht, die Scheidung hinauszuzögern«, erwiderte Robert. »Der Dummkopf hatte eine hochschwangere Geliebte, die er heiraten wollte. Aber die Ehefrau forderte die Hälfte seiner Hälfte der Kanzlei. Das hätte die Kanzlei ruiniert. Nach Aussage aller, mit denen ich gesprochen habe, war ihr das gleichgültig.«
»Dann hatte also der Ehemann ein Motiv.«
»Oder dieser Partner«, warf Robert ein. »Er hatte kein wirklich wasserdichtes Alibi, und eine eventuelle Einkommenseinbuße konnte er auf keinen Fall verkraften. Für eine Ex-Frau zahlte er bereits Unterhalt und leistete sich zusätzlich noch eine teure Geliebte. Ich habe mit ihr gesprochen. Keine sonderlich nette Frau.« Er blickte Gabe an. »Ist er immer noch mit ihr zusammen?«
»Jack?« Gabe schüttelte den Kopf. »Nein. Ungefähr acht Jahre später hat er sich von Vicki scheiden lassen und eine andere Geliebte geheiratet. Mit der ist er immer noch zusammen.«
»Also muss er doppelt Unterhalt zahlen.« Robert lachte. »Was für ein dämlicher Mistkerl. Auf mich wirkte er wie ein Mann, der glaubte, alles haben zu können, wenn er es nur wollte – und dem die Konsequenzen vollkommen egal waren. Er hat das zwar nicht offen zur Schau getragen, aber irgendwie lag es in seinem Blick, verstehen Sie?«
Gabe dachte an Jack. »Ich weiß. Und was ist mit Trevor?«
»Trevor?«, fragte Scott.
»Der Ehemann«, erklärte Robert. »Als es passierte, telefonierte er gerade mit der Tochter. Wir haben es überprüft. Er war in seinem Büro, die Sekretärinnen und andere Angestellte konnten es bezeugen.«
»Wie praktisch«, meinte Scott. »Und was ist mit der Tochter? Hat sie irgendwann geerbt?«
»Ein nettes Sümmchen, aber nichts Ungewöhnliches«, erwiderte Robert. »Dass sie mit der Sache irgendetwas zu tun hatte, können Sie vergessen. Sie war ein süßes, kleines Ding. Sie ist vollkommen durchgedreht, als sie ihre Mutter fand. Ein paar Wochen lang hat man sie unter Beruhigungsmittel gesetzt, und als man diese schließlich absetzte, war sie immer noch sehr labil. Sie hat es nicht getan.«
»Wusste sie, wer es getan hat?«, hakte Gabe nach.
»Wenn ja, dann konnte sie sich nicht mehr daran erinnern. Ich schwöre, dass sie mich nicht angelogen hat, aber sie gehörte nicht zu jenen, die der Wahrheit ins Gesicht sehen können. Zumindest damals nicht.«
Gabe dachte an Margie, die mit Chloe zusammen im Café Teeparty spielte. »Das hat sich bis heute nicht geändert.«
»Ist sie immer noch mit diesem Halunken verheiratet?«, erkundigte sich Robert.
»Nein.« Gabe horchte interessiert auf. »War Stewart ein Halunke?«
»Ein arrogantes Arschloch war er«, bestätigte Robert. »Dümmer als dumm. Wenn ich es einem gern angehängt hätte, dann ihm. Ich wäre allerdings unmöglich damit durchgekommen. Der Typ hätte noch nicht einmal ein Picknick planen können, geschweige denn einen Mord.«
»Wer hat es also getan?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Robert. »Es war einfach nichts da. Sogar die bei Selbstmord charakteristischen Pulverspuren an ihren Händen. Meine einzige Hoffnung waren die Diamanten, doch die sind nie wieder aufgetaucht. Dann hat sich die Tochter also von dem Miststück scheiden lassen? Gut so. Ich mochte
Weitere Kostenlose Bücher