Liebe auf eigene Gefahr Roman
mich auch noch zu lieben, wenn ich senil bin, und zwei – nein, drei tolle Kinder! Laura, wenn ich dir erzählen würde, dass du in drei Stunden Rick Swartz gegenüberstehen könntest, was würdest du tun?«
Ihre Augen schießen zu mir herüber. »Eine zweite Hypothek aufnehmen … Chanel dazu bringen, mir etwas zu zaubern, das hier etwas kaschiert und dort etwas reduziert. Jeden Quadratzentimeter, auch die neu hinzugekommenen, färben, wachsen und polieren, bis ich so verdammt großartig aussehe, dass sich die ganze verdammte Menschheit nach mir umdreht und der kleine Rick Swartz keine andere Wahl hat, als sein ganzes verdammtes bisheriges Leben zu bereuen.«
»Genau, und alles, was er getan hat, war, in der siebten Klasse herumzuerzählen, dass du ihn angerufen hast.« Ich reiche ihr das Bolerojäckchen aus Angora.
Auf ihrem Gesicht zeichnet sich neue Entschlossenheit ab. »Okay, lass uns versuchen, ein paar anständige Jeans für dich zu finden und etwas Make-up. Hier.« Sie greift in den unteren Teil des Stapels und zieht ein Aufgebot an Jeans hervor. Ich erhebe mich wieder.
»Was willst du dem kleinen Arschloch eigentlich sagen?«
»Was würdest du zu Rick Swartz sagen?« Ich schiebe die erste Jeans mit den Füßen weg, und sie reicht mir eine neue.
»Ich habe dir doch erzählt, dass er, glaube ich, im Gefängnis sitzt – ein Glück.«
»Na, dann frohe Weihnachten!«
»Das war mein Weihnachtsgeschenk vom letzten Jahr. Von der Croton Highschool hat man eben noch lange was. Meinst du, ich sollte mich dazu herablassen, ihn zu besuchen, um die Sache mit der Chlamydia …«
»Malaria«, korrigiere ich sie und schlüpfe in ein weiteres Paar.
»Richtig, Malaria. O Gott, Chlamydia, kannst du dir das vorstellen? Egal, ich würde jedenfalls meine perfekt nachgezogenen Lippen schürzen und dabei ganz dezent mein derzeit enormes Dekolleté vorstrecken und ihm sagen, dass die ganze Sache dermaßen für den Arsch war.«
»Genau.« Ich drehe mich um, um ihr meine größtenteils aus der Hose herausschauende Poritze zu zeigen.
»Du hast keinen genauen Plan? Echt? Haben wir keine Notizen oder einen Punkteplan in diesen Sack gepackt?«
»Ich möchte nicht über den Sack sprechen, und außerdem ist es eine Ewigkeit her, dass ich ernsthaft darüber nachgedacht habe. Zum Glück. Ich meine, es gab ja Plan A.« Ich ziehe ihr die Jeans aus der Hand und taumle einen Schritt nach hinten, als sie loslässt. »Wir erfahren, dass er auf einem Gehweg in L. A. gesehen wurde, wie er neben seinem leeren Gitarrenkoffer sitzt und für ein paar Münzen singt.«
»War leider nichts.«
»Plan B, Eintagsfliege. Er verschwindet in totaler, armseliger Finsternis und taucht erst wieder grau und aufgedunsen auf der Couch von Was wurde eigentlich aus …? auf.«
»Plan C«, fährt Laura fort und streckt sich, um eine Hand auf den Spiegel und die andere in ihren Rücken zu legen. »Überdosis. Du erscheinst in einem fantastischen und doch geschmackvollen schwarzen Futteralkleid auf der Beerdigung, trägst deinen Nobelpreis an einem gerippten Seidenband um den Hals, und seine Mutter nimmt deine Hand, blickt dir in die Augen und sagt …«
Ich mache den Reißverschluss an der letzten Jeans zu. »›Weißt du, Liebes, trotz seines großen Erfolgs war er keine Minute lang wirklich glücklich, nachdem er fortgegangen war.‹ Und ich drücke die Hand der alten Schachtel und
sage: ›Ich bedaure Ihren Verlust.‹ Und: ›Hat man ihn wirklich nackt und Daumen lutschend in seinen eigenen Exkrementen gefunden?‹«
»Oh, Plan C war toll!« Im Spiegel begutachtet Laura über meine Schulter hinweg den Schnitt.
»Nun ja, und beim letzten Mal entwickelten wir Plan Z minus, bei dem ich auf deiner Hochzeit über den Mittelgang hinweg mit ihm Blickkontakt haben sollte. Spät an diesem Abend sollten wir uns dann bei der Gartenlaube treffen, wobei ich ein kleines sexy Nichts tragen sollte – anscheinend mit Schmetterlingsmuster.«
Laura zieht eine Grimasse. »Ich weiß bis heute nicht, warum Sam dachte, er würde kommen.«
»Weil diese Jungs immer das Beste von Jake glauben wollen.« Ich seufze.
»Glaub mir, dieser Brunnen erschöpft sich allmählich. Wie dem auch sei, dieser Schnitt ist quasi dafür gemacht, ihn vor Leidenschaft vergehen zu lassen.«
»Und ihn sein ganzes bisheriges Leben bereuen zu lassen«, nehme ich das Stichwort auf. »Während ich mein fantastisches Leben weiterführe. Das war der Plan.«
»Und das sind die passenden Jeans
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