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Liebe auf eigene Gefahr Roman

Liebe auf eigene Gefahr Roman

Titel: Liebe auf eigene Gefahr Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma McLaughlin
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worden. Aus jedem Fenster schießt ein weißer Lichtstrahl und bildet um das Domizil herum einen gespenstischen Ring aus künstlichem Sonnenschein. Ich halte mir die Hand vor die Augen, und mein Blick bleibt vorübergehend am Rasen hängen, wo die Hitze der Lichter den Schnee auf den Blumenbeeten zum Schmelzen bringt. Natürlich haben es die Sharpes nicht nötig, sich durch so belangslose Faktoren wie die tatsächliche Tageszeit einschränken zu lassen.
    Ich ziehe den Kopf ein und sprinte zum Haus, wo mir das alte Kellerfenster ins Auge springt. Dort lasse ich mich auf die Knie nieder, taste mit den Fingerspitzen nach der Rille, die ich ins Holz gemacht habe, und ziehe. Erstaunlicherweise springt das Fenster auf, und ich schwinge die Beine hindurch, bis meine Füße etwas Festes unter sich spüren. Dann schiebe ich den Oberkörper nach.
    »Hallo, Katie.« Ich erstarre. Während ich auf der Waschmaschine kauere, streiche ich mir so nonchalant wie möglich die Haare aus den Augen und schaue zu Susan Sharpe hinüber, die ein Weinetikett prüft und gleichzeitig am samtenen Ziersaum ihres Kaschmir-Cardigans herumfingert.
    »Hallo, Susan«, antworte ich gelassen und genieße es, wie sie zurückzuckt, als ich sie beim Vornamen nenne. »Wie geht’s?«, frage ich höflich, obwohl das feine Geflecht aus geplatzten Kapillargefäßen auf ihren Wangen und die Flasche in ihrer Hand die Frage bereits beantwortet haben.
    Mit dem gewohnten eisigen Ausdruck der Verachtung richtet sie den Blick auf mich. »Der Lärm dort oben ist ein bisschen viel. Ich kann beim besten Willen nicht verstehen, warum Jake die Hysterie um sich herum noch verdoppeln möchte.« Sie stellt die Flasche zurück und zieht eine andere heraus, während ich auf den Betonboden hinunterspringe und meine Kleider glatt streiche. »Ah, das ist er, der Réserve .«
Sie zieht sich die Brille aus dem gräulich blonden Haar vor die Augen, um das Etikett zu prüfen, wobei das Horngestell ihren wässrigen Glanz verbirgt. »Ich gehe besser wieder hoch.« Dazu lächelt sie dieses Country-Club-Lächeln, das sich auf irgendeine Art und Weise in die Wildnis Vermonts verirrt hat. »Zieh das Fenster hinter dir zu, wenn du gehst.« Sie schließt die geriffelte Glastür und schwebt auf Ferragamo-Pumps wieder nach oben, wo sie die Lichter ausknipst.
    »Vielen Dank auch«, murmle ich, als die Tür zufällt. Während ich meine Jacke aufknöpfe, schaue ich mich im grellen Licht, das durchs Fenster hereinfällt, ein wenig um. Abgesehen davon, dass der halbe Raum in einen temperierten Weinkeller verwandelt worden ist, ist alles weitgehend unverändert. Da ist die alte grüne Couch, und da ist die Bandausrüstung, die sich geisterhaft unter den Laken abzeichnet, mit denen sie abgedeckt ist. Ich werfe einen Blick auf die Waschmaschine, von der ich gerade gehüpft bin. Immer noch die alte Maytag. Wärme schießt mir in die Wangen.
    Okay, genug davon.
    Mit der Hand am Treppengeländer und dem Fuß auf der untersten Stufe halte ich inne. Wir haben Winter, nicht Sommer. Ich bin nicht leicht gebräunt. Und ich kann mich nicht hinter einem Ehemann verstecken. Ich könnte einfach wieder gehen. Durchs Fenster zurückklettern und weitere zehn Jahre warten. Ich hole Luft – mein ganzes Adrenalin saugt mich zur angelehnten Glasscheibe zurück. Aber ich kann nicht. Ich kann nicht den ganzen Weg hierhergekommen sein, nur um hier unter ihm stehen zu bleiben.
    Also steige ich die Treppe hoch und betrete den langen hinteren Gang, der, wie Susan mir einmal stolz erzählte, im neunzehnten Jahrhundert für die Bediensteten gebaut worden war, damit sie hin und her eilen konnten, ohne jemanden zu stören. Ich folge den tumultartigen, mit hämmerndem
Bass unterlegten Geräuschen zum Wohnzimmer und stecke vorsichtig den Kopf durch die Tür. Während auf den ersten Blick erkennbar ist, dass Susan das alte Esszimmer mit dem Wohnzimmer verbunden und die Decke herausgeschlagen hat, um einen »offenen Raum« zu schaffen, bleibt mir verborgen, was sie sonst noch verändert hat, weil das Zimmer vollgestopft ist mit Kamera- und Videoausrüstungen, Kulissen, Requisiten, Kleiderständern über Kleiderständern, zwei Haar- und Make-up-Stationen und meterweise dicken Kabeln, die sich über alles hinwegschlängeln.
    »Hier, Larry.« Neben mir steht ein Mann von der Statur eines Holzfällers und wirft seinem Kollegen einen Mikrofongalgen zu, der die Holztäfelung zerkratzt. Fröhliche Weihnachten, Susan.
    Mit einem rollenden

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