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Liebe auf eigene Gefahr Roman

Liebe auf eigene Gefahr Roman

Titel: Liebe auf eigene Gefahr Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma McLaughlin
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Tür.
    »Hi.«
    »Komm doch rein.« Er winkt mich mit der blauen Pappschachtel herein. Es bringt mich aus dem Konzept, dass er sich so verhält, als hätte er mich erwartet, deshalb trotte ich treudoof hinterher. Ich bin kurz davor, meine Tasche wie bei Laura im Flur stehen zu lassen, aber dann kommt mir der Gedanke, dass ein abgewetzter grüner JanSport-Rucksack auf dem glänzenden Hartholzboden doch sehr fehl am Platze wirken würde. Jake gleitet unterdessen in Tom-Cruise-Manier auf Socken davon und verschwindet schon wieder auf der anderen Seite des Wohnzimmers durch die Tür wie ein weißes Kaninchen in Jogginghosen. Ich versuche, Schritt zu halten, bin jedoch von der Holztäfelung, den chinesischen Keramikgegenständen und den kleinen Porzellanhunden mit platt gedrückten Nasen auf dem Kaminsims wie hypnotisiert. Die Hausbar ist mit Reihen von Kristallkaraffen bestückt. In einem annähernd vergleichbaren Haus war ich erst einmal, als wir meine Cousins und Cousinen im Ritz-Carlton in Boston zum Tee trafen. Damals war ich neun.
    Ich finde ihn in der Küche vor, die in einem zartlila Muster tapeziert ist, passend zu den Stoffen in der Frühstücksecke. Keine Bilder. Kein Nippes. Keine Zeichnungen oder gute Noten am Kühlschrank. Keine Mickymaus-Ohren, die jemand auf dem Stapel Kochbücher vergessen hat. In den
Möchtegern-Familienküchen aus den Fernseh-Sitcoms steht mehr Kram herum als in dieser echten Familienküche.
    Jake rührt auf dem Herd das Käsepulver ein, während ich hinter ihm stehe und meine Bücher umklammere. Nachdem er endlich mit dem Ergebnis zufrieden ist, dreht er sich um, lässt den Topf auf die Ablagefläche der Kücheninsel gleiten und schwingt sich auf einen Hocker mit zartlila Sitzkissen.
    »Willst du nicht deine Bücher ablegen?«, fragt er und nimmt einen großen Mundvoll mit dem Holzlöffel. Ich lege sie auf die Ablage und lasse meinen Rucksack auf den Boden gleiten. Er legt den Löffel hin. »Entschuldige. Willst du auch was?«
    »Klar«, sage ich automatisch, und er beugt sich vor, um zwei Gabeln aus einer Schublade zu ziehen und mir eine davon zuzuwerfen, als wäre sie ein Springkiesel. Ich fange sie auf, und er schiebt den Kupfertopf zwischen uns.
    »Wo sind deine Eltern?«, frage ich und nehme eine Gabel voll orangefarbener Nudeln.
    »Mein Dad ist auf Geschäftsreise. Irgendwo im Westen. Texas oder New Mexico diese Woche, glaube ich. Und Mom schläft, sie ist oben.«
    »Arbeitet sie nicht?«
    »Nein«, sagt er mit einem halben Lachen und stochert mit der Gabel im Topf herum, wobei ihm die Haare ins Gesicht fallen.
    Ich nicke unbeholfen und versuche herauszufinden, wie ich in diese intime Situation geraten bin, die durch die schallende Stille in diesem Haus noch intimer wirkt. Denn diese Nähe, der halbe Meter Abstand zwischen uns, hat zur Folge, dass ich nur damit beschäftigt bin, nicht die Gabel hinzuwerfen, sein Gesicht in beide Hände zu nehmen und ihn zu küssen. Im Moment bin ich das Mädchen, das nicht Jake Sharpe küsst. Ich bin das Mädchen, das nicht Jake Sharpe küsst, aber sich jetzt räuspert.

    »Jake, ich bin echt sauer. Ich meine, ich wurde quasi zu diesem blöden Duett genötigt, weil du den Mund nicht halten konntest, und dann habe ich auch noch die halbe Woche damit verschwendet, auf dich zu warten, während du mich total hängenlassen hast.«
    Ich lege den Kopf schief und warte auf eine Antwort. Er hat aufgehört zu essen und schaut mich konzentriert an.
    »Du bist mit Craig zusammen.«
    Was … »Ja, bin ich.«
    »Seit wann?«
    Ich höre das Blut in meinen Ohren rauschen. »Ich weiß nicht. Irgendwann im November.« Ich starre zurück. »Du bist mit Annika zusammen«, erwidere ich schließlich gelassen.
    »Ja.« Er nickt in den Topf hinunter. »Bin ich.«
    »Und?«
    »Ich bin nicht besonders gut, was Termine angeht.«
    »Aha.«
    »Aber jetzt bist du ja hier.«
    »Ja.«
    »Also, lass uns üben.«
    »Okay.«
    Er stößt sich von der Ablage ab, und der Hocker fällt um, als er herunterspringt und den Topf in die Spüle stellt, um Wasser hineinlaufen zu lassen, wie man es ihm offensichtlich beigebracht hat. »Sam und ich haben mit Todd an ein paar Sachen für die Band gearbeitet. Wir haben an diesem Jefferson-Starship-Song herumgespielt, und ich glaube, wir sind da auf eine Variation gestoßen. Willst du ein Klondike?« Er hält das Eisfach auf. Dampfschwaden wabern über einige Packungen Limo und mindestens fünf Halbliter-Flaschen Wodka hinweg nach

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