Liebe auf eigene Gefahr Roman
Popcorn in Mengen ertaste, die für einen Snackstand gereicht hätten. »Als ich nach Hause kam, war ihr Auto in die Ulme neben der Garage gerammt.«
»O Gott.« Ich drehe mich zu ihm um und wische mir das staubige Salz von der Handfläche.
»Ja, die Front war eingedellt wie eine Bierdose.«
»O Gott, das wusste ich nicht. Es tut mir so leid, Jake. Ist alles in Ordnung mit ihr?«
»Sie lag ohnmächtig im Flur, also ja.« Er lacht trocken. »Ihr ging’s prächtig.«
»Das tut mir echt leid«, sage ich und meine es so. »Du hättest es mir erzählen können, weißt du. Ich wünschte, du hättest es mir erzählt.«
»Hab ich doch jetzt.« Seine Augen kehren zu mir zurück, und er lächelt sein halbes Lächeln. »Du bist diejenige, der ich es erzähle.« Bin ich das? »Hübsches Kleid.«
Mit den Händen fahre ich über das Betsey-Johnson-Kleid, das ich bei Filene’s Basement gefunden habe – der Lohn für
über zwanzig Stunden Babysitten bei den Habermans. »Danke.« Nonchalant. »Hab ich in Boston gekauft.«
»Cool. Was suchst du eigentlich?« Er stopft den Stapel Musik in seinen Rucksack, sein Haar klebt ihm immer noch feucht vom Auftritt an der Stirn.
»Dein Freund Sam scheint Laura ihrer Unterwäsche beraubt zu haben.«
»Beraubt.« Grinsend lässt er sein Gitarren-Plektron in die Außentasche gleiten. »Das kannte ich noch nicht.« Unterdessen lasse ich mich auf den Boden fallen, schiebe den Arm unter die Couch und spüre, wie mir der Stoff die Oberschenkel hochrutscht. Spüre, wie er mir zuschaut. »Macht dir das Spaß?«, fragt er.
Ich ziehe einen halben, zerbrochenen Pokerchip hervor. »Oh, und wie, ich hab mich seit dem Eiersuchen an Ostern nicht mehr so amüsiert.«
Er lacht. Lacht richtig. Und das Ding, das ich immer für ein Gummiband gehalten habe, zieht sich pulsierend zu einem elektrischen Hormonknäuel zusammen, das mein ganzes Leben lang darauf gelauert hat, sich allein bei diesem Geräusch aufzuladen. »Ihr wart gut«, sage ich und schaue unter dem La-Z-Boy-Sessel nach. Richtig gut. So gut, dass Jennifer-Zwei ›Nimm mich, Jake!‹ gekreischt hat. »Mir hat vor allem der neue Song gefallen, der akustische.«
»Echt?« Er lächelt. »Danke, aber ich weiß nicht so recht …« Wir bilden eine Wippe, als ich wieder aufstehe und er sich auf die Fersen hockt, um in den Rucksack zu greifen und ein trockenes T-Shirt herauszuziehen. Dann reißt er sich das Dinosaur-Junior-Shirt vom Leib, in dem er gespielt hat, und wirft es auf den Teppich. »Wir arbeiten mit einem neuen Verstärker, haben den Übergang im dritten Song vergeigt, und Benjys Schlagzeug war überall, wo es nicht hingehört, aber …«
O-GOTT-WO-HAST-DU-DIESEN-WAHNSINNSKÖR-PER-HER-WER-BIST-DU?
»Ja«, quiekse ich als Antwort auf etwas, das ich nicht weiß, das ich nicht gehört habe, das mich nicht interessiert. Ich fühle mich, als hätte ich mit dem Auto auf Glatteis eine Dreihundertsechzig-Grad-Drehung hingelegt. Als ich einen Schritt zurückmache, streift mein Knöchel den Treppenabsatz.
Er steckt den Kopf durchs T-Shirt und schüttelt die Haare. »Okay.«
Okay.
Die Brise weht an mir vorbei. Ich schaue ihn an, schweigend.
»Also, man sieht sich.« Er schnappt sich seinen Gitarrenkoffer und schwingt sich den Rucksack über die Schulter. Doch anstatt zur offenen Tür zu gehen, kommt er auf die Treppe zu, und während ich zusehe, wie er näher kommt, bereite ich mich innerlich darauf vor, dass er aus meiner Nacht, meinem Wochenende, meinem Mai verschwindet. Aber er kommt direkt auf mich zu und wird langsamer, als er bei mir ist. Mit dem Rucksack über der Schulter, der Gitarre in der Hand kommt er zu mir, fährt heran, meine Haut nimmt das Wummern seines Motors wahr.
Er bleibt stehen. Sein Gesicht ist nur Zentimeter, seine Hüfte nicht einmal Sekunden weit weg.
»He«, sagt er einfach noch einmal, auf dem Weg zur Treppe, auf dem Weg nach draußen.
»He.«
Er bewegt sich nicht. Steht einfach da. Zentimeter. Sekunden.
Ich strecke die Fingerspitzen aus und lasse sie unter den Saum seines Shirts gleiten, wo sie seinen straffen Bauch finden. Ihn durchläuft ein Schauder, seine Augen schließen sich flatternd, öffnen sich dann wieder, um mich anzusehen. Ich halte seinem Blick stand, während ich behutsam mit den Daumen die Linie seiner Jeans entlang nach außen
fahre und spüre, wie das Fleisch darunter pulsiert. Ein Stöhnen. Besser als das Lachen. Viel besser.
Dann mache ich einen Schritt nach vorne und lasse seine
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