Liebe auf eigene Gefahr Roman
Porzellankuh herauszuholen. »Dann tust du halt, was du sonst so machen musst. Wir fahren um zwölf.«
»Ich kann nicht … ich bin nicht bereit …« Mit den Fingerspitzen fahre ich mir am Kopf entlang, während sie die
Eier in eine Tonschüssel schlägt und das Eigelb wütend zu Schaum verquirlt. »Ich fahre heute nicht ab.«
»Lass mich dir eins klipp und klar sagen. Ich will ihn weder auf meinem Rasen noch auf meiner Veranda und schon gar nicht in meinem Haus haben.«
»Okay, ich auch nicht.«
»Das glaube ich dir nicht.« Sie klopft den Schneebesen an der Schüssel ab, damit die gelbe, zähflüssige Masse von den Metallfedern tropft. »Du weißt, dass du ihm nur noch mehr Material lieferst.« Meine Handflächen gleiten mein Gesicht hinunter. »Er ist ein Narzisst, Kate.« Sie gießt die Mischung auf die spritzende Butter. »Er nimmt immer nur, ohne zu geben. Zu einer Person, die uns das hier zumutet, ist einfach kein Durchdringen.«
» Das hier passiert aber nicht euch.« Meine Augenhöhlen verengen sich, ich fordere sie heraus, es auszusprechen. » Ihr seid in dieser Sache außen vor.«
»Bei Jake Sharpe gibt es kein außen vor!« Aus meiner Lederhandtasche auf dem Hocker neben der Seitentür vibriert Beths Klingelton, das elektronische Scheppern des »Good Old Song« der University of Virginia. Mom wirft den Pfannenheber auf die rohe Masse, die in der Pfanne vor sich hin gerinnt, knüllt ihre Schürze zusammen und schleudert sie auf den Tresen, bevor sie hinausstolziert.
Durch den Schmerz hindurch, der sich hinter meinen Brauen formiert, wühle ich nach dem Telefon und meinen Augentropfen und sehne mich nach der Normalität meiner Freunde in Charleston.
»Heiliger Strohsack«, kreischt Beth, »wo bist du?!«
»Ich halte das Telefon aus dem Fenster, damit du die Kühe muhen hören kannst.«
»Und ich halte das Telefon ans Armaturenbrett, damit du dein Lied hören kannst.«
»Mistkerl.« Ich lege den Kopf zurück und spüre, wie mir salzige Tränen in die Netzhaut steigen.
»Ja, ich wäre fast von der Straße abgekommen. Wann hat er das geschrieben – und wirst du ihn heiraten?«
»Was? O Gott, nein!« Als ich durch die Tränen hindurchblinzle, rückt die weggeworfene Schürze ins Blickfeld. »In der elften Klasse, als ich nicht mal mit ihm geredet habe, das sollte dir eigentlich so Einiges sagen. Und nein, auf keinen Fall.«
»Und das veröffentlicht er jetzt? Hast du ihn getroffen?«
Ich drücke den Baumwollstoff mit den aufgedruckten Erdbeerblättern an mich und streiche die Falten glatt, bevor ich ihn wieder neben den Herd hänge. »Ja.«
» Und? «
»Glaub mir, ich wünschte, ich könnte das Gegenteil berichten.« Ich ziehe den Bratenheber aus der blauen Pfanne und packe sie am isolierten Griff, um sie zitternd wieder auf die Flamme zu stellen. »Aber sobald ich in seiner Nähe bin, ist es, als wären wir nur ein paar Stunden getrennt gewesen.«
»Das ist die Chemie zwischen euch – warte mal. Ein getoastetes Brötchen mit Butter und einen schwarzen Kaffee, bitte.«
»Verdammte Chemie.« Als ich »Brötchen« höre, greife ich zum Brotkasten, schiebe die Holzklappe hoch und reiße mir ein Stück ab. Dann werfe ich angewidert einen Blick auf die trocken werdende gelbe Eiermasse und drehe den Herd aus. »Wo bist du gerade?«
»Drive-Through. Auf dem Weg zu meinem Dad.«
»Ist Robert bei dir?«, frage ich durch einen Mundvoll Butter-Challabrot hindurch.
»Er musste arbeiten, deshalb kommt er morgen mit dem Hund nach. Außerdem hat er gerne sein eigenes Auto dabei, damit er weiß, dass er mitten in der Nacht abhauen kann, falls nötig.« Plötzlich ist die Verbindung gestört.
»Was? Beth?«
Dann empfange ich ihre Stimme wieder: »… zwei Tage ist eeeewig her, aber wie war dein Date?«
Ich reiße ein weiteres Stück Brot ab und versuche, mein echtes Leben heraufzubeschwören. »Eigentlich ziemlich klasse – er hat ein cooles kleines Restaurant ausgesucht. Und er war geistreich und viel belesener, als ich erwartet hätte – sehr witzig. Und , wie ich zugeben muss, ein Wahnsinnsküsser.«
»Mmmm.«
»Er hat dieses Ding mit den Händen am Gesicht gemacht.« Ich laufe rot an.
»Ich liebe Hände am Gesicht.« Sie seufzt.
»Und Hände in den Haaren gab es auch noch«, sage ich und bin jetzt völlig bei der Sache.
»Hände in den Haaren.« Sie seufzt noch einmal. »Das waren noch Zeiten.«
»Aber ich bin ja die Königin der großartigen ersten Verabredungen. Wahrscheinlich tut er
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