Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe auf eigene Gefahr Roman

Liebe auf eigene Gefahr Roman

Titel: Liebe auf eigene Gefahr Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma McLaughlin
Vom Netzwerk:
seiner oberen Zähne. »Wie hast du dir den Zahn abgebrochen?«, frage ich, ohne meine Lippen von seinen zu lösen.
    »Bin aufs Armaturenbrett geknallt, als ich sieben war.«
    Ich ziehe den Kopf zurück. »Warst du nicht angeschnallt?«
    Er lässt meine Bluse auf den Boden fallen und greift nach meinen Handgelenken, um sie mir auf den Rücken zu drehen. Als ich ihn in die Lippe beiße, lässt er ein tiefes Lachen hören und zwingt mich rückwärts, bis ich an ein großes, in die Wand eingelassenes Aquarium stoße. Ich drehe mich um, damit ich es besser sehen kann.
    »Keine Fische«, seufzt er und kniet vor mir, die Wange gegen meinen Oberschenkel gelehnt. »Sie sind uns ständig eingegangen, weil meine Mom sich nicht darum kümmern konnte, und ich hatte irgendwann auch keine Lust mehr, deshalb ist es jetzt nur noch ein Wasseraquarium.«
    »Wie schade«, sage ich und starre noch immer hinein, als könnte jeden Moment ein einsamer Überlebender aus dem Gipsriff geschwommen kommen. »Ich fühle mit jedem, dessen Ambitionen, ein Haustier zu halten, vereitelt werden.«
    »Tja, man muss halt da leben, wo die Haustiere sind. Aber er findet es in Ordnung, er hat in Hongkong gelernt, dass es gut für die kreative Energie ist, Wasser am Arbeitsplatz zu haben …« Ein Geräusch übertönt plötzlich das Gurgeln des Wassers – ein hohes Beben, ein Tierlaut, der vom vorderen Teil des Hauses kommt. Ich schaue auf Jake hinunter, aber er kauert völlig bewegungslos da, das Gesicht ausdruckslos.
    »Jake?«, flüstere ich.
    Die Geräuschwellen durchlaufen auf dem Weg zu uns einen Dopplereffekt, werden immer höher, während sie nach ihrem Ziel suchen. Einzelne Sätze tauchen auf: »… machen
mich krank … verdammter Hurensohn von Vater!« Als ich Jakes Schulter berühre, zuckt er zurück und steht auf. » Wo zur Hölle steckst du?! Bist du im Keller?! « Sie stürmt herein, verschwitzt, die verengten Blutgefäße färben ihr Gesicht leuchtend rot. » Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du deinen verfluchten Rucksack nicht im Flur stehen lassen sollst, damit ich darüberstolpere, du nichtsnutziger … nichtsnutziger … «
    »Tut mir leid, Mom.« Seine Stimme ist ganz klein. »Was ist mit deinem Tennis-Match?«
    Als ihr Blick auf mich fällt, hält sie keuchend inne, ihre Tonlage fällt um eine Oktave. »Es hat angefangen zu regnen.« Mit zitternder Hand streicht sie sich den Pferdeschwanz glatt. »Barbara hat mich hier abgesetzt.« In ihrem Faltenrock macht sie einen Schritt durch die Tür, bis sich ihre Tennisschuhe makellos und schneeweiß vom dunklen Perserteppich abheben. »Bleibt dein Gast zum Dinner?«
    »Ich würde sehr gerne, äh, zum Abendessen bleiben, danke.« Verrückte Frau. »Entschuldigen Sie, ich bin Katie.« Ich angle nach meinem zwei Meter entfernt liegenden Oberteil. »Freut mich sehr, Sie kennenzulernen.«
    »Wir essen um sieben. Ich hoffe, Lachs ist in Ordnung, aber davon gehe ich aus«, antwortet sie für mich. Ihr Atem kommt immer noch stoßweise. »Ich mache jetzt ein paar Martinis und ziehe mich um. Jake, achtest du bitte auf die Türklingel? Die Humboldts müssten gleich hier sein – lässt du sie rein?«
    »Klar.«
    Mit einem verkrampften Lächeln in meine Richtung verlässt sie den Raum.
    Ich stürze mich auf meine Bluse und knöpfe sie bis zum Hals zu. »O Gott, alles klar bei dir?«
    »Komm.« Er läuft zum Keller, und ich folge ihm die Treppe hinunter, ohne zu wissen, was ich sagen soll. »He, machst du die Tür zu?«, fragt er beiläufig. Unten angekommen,
knipst er nacheinander das Licht, die Stereoanlage und den Verstärker an, und beginnt, seine Gitarre zu stimmen, deren Sound den Raum mit warmem, menschlichem Grollen füllt. Genau wie er tue ich so, als wäre nichts passiert, und schlage mein Geschichtsbuch auf, aber ich starre nur auf das Tintenmuster, als wäre es Kyrillisch.
    »He, gib mir mal das Telefon«, sagt er nach ein paar Minuten, und ich lehne mich zurück, um für ihn nach dem Kopf der Plastikente zu greifen.
     
    Benjy schaut auf seine Uhr. »Morgen ist meine Abschlussprüfung in Mathe, Kumpel. Wir sollten eigentlich gar nicht hier sein.«
    Dankbar, dass jemand anderer in die Bresche gesprungen ist, stehe ich auf und mache den Reißverschluss an meinem Rucksack zu. »Jake, ich muss wirklich lernen.«
    »Leute!«, fleht Jake. Sam wirft uns hinter seinem verschwitzten Rücken einen Blick zu.
    »Okay.« Geschlagen hebt Benjy seine Drumsticks, während ich mich wieder

Weitere Kostenlose Bücher