Liebe auf krummen Beinen
hinein in das Klirren des Porzellans. Ich schloß meine Augen, um besser hören zu können. Eva, steh ihm bei!
«Das habe ich», sagte Dan ruhig. «Um das machen zu können, müßten wir mindestens verlobt sein. Das sind wir nicht. Ich glaube, auch deine Eltern sind dieser Ansicht.»
Das war ein mannhaftes Wort! Ich hatte befürchtet, er würde herumreden wie die Katze um den heißen Brei und mit einem halben Versprechen den Rückzug antreten. Nichts davon! Mein Verdienst, und das von Eva! Ihr Bild saß wie ein Riegel vor seinem Herzen, und Rita samt all ihrer Pracht und Mitgift blieb draußen.
Herrchen hatte auch äußerst geschickt geantwortet. Sie konnten ihm schwerlich einreden, es sei nichts weiter dabei, sich mit Rita vier Wochen herumzutreiben. In ihren Kreisen ging das nicht so einfach. Vermögen hat auch Nachteile. Sie konnten ihn auch nicht zur Verlobung drängen. Das wäre demütigend für Rita gewesen. Außerdem hatte ich das Gefühl, daß Frau van Eck von dem Gedanken an eine Heirat nicht begeistert war. Dan gefiel ihr schon; aber Kaufleute bleiben lieber unter sich. Immerhin konnte man Dans Antwort so auffassen, als wollte er sich doch ganz gern verloben. Frau van Eck schien das herausfinden zu wollen, denn sie sagte: «Ja. Der Ansicht bin ich allerdings.»
«Siehst du!» Dan sprach zu Rita. «Du wirst wohl doch allein fahren müssen.»
Deutlicher ging es nicht. Mir tat Rita schon wieder leid. Sicher hatte sie sich ehrlich gefreut, und sicher liebte sie Dan auf ihre Art. Frauen sind komisch. Wenn sie sich einen Mann in den Kopf gesetzt haben, ist da nichts zu machen.
Eine peinliche Pause war entstanden. Herr van Eck beendete sie.
«Erlaubt ihr, daß ich mit Herrn Nogees einmal durch den Garten gehe? Die Viecher nehmen wir mit.»
«Ja, das ist recht. Euer Zigarrenqualm ist keine reine Freude.» Rita sagte nichts.
Herr van Eck rief uns. Moritz war eingeschlafen und rappelte sich mit verklebten Augen hoch. Vom Wintergarten aus konnte man durch ne Glastür ins Freie. Ich lief an Rita vorüber. Ihr Gesicht war blaß und hochmütig, und ihre Mundwinkel zuckten ein bißchen.
Der Park lag in grüner Pracht. Er war etwa doppelt so groß wie der meines Geburtshauses, aber längst nicht so schön und verwildert. Die Luft war schwül, und es roch nach Regen.
Unsere Herren gingen qualmend einen sandigen Weg hinunter. Ich blieb in der Nähe, um verstehen zu können, was sie redeten. «Herr van Eck», fing Dan nach einer Weile an, «wenn ich Rita gekränkt habe, tut es mir leid. Ich lasse mich nicht gern heiraten. Diese Reise ist der Anfang davon.»
Der Fabrikant zog an seiner Zigarre.
«Rita ist ein gutes Mädchen», sagte er nachdenklich. «Bißchen dickköpfig. Hat sie von meiner Frau. Von mir natürlich auch. Einziges Kind. Schwer verzogen. Na, Sie wissen ja.»
Er schwieg. Dan wartete. Ich strich um sie herum wie eine Wanderratte.
«Sie hat einen Narren an Ihnen gefressen. Wo die Liebe hinfällt, da brennt's. Sie ist gewohnt, immer alles zu kriegen, was sie haben will. Vielleicht ganz gut, wenn sie lernt, daß es Dinge gibt, die man nicht kaufen kann.»
Schade um diesen Schwiegervater, dachte ich. Wer weiß, was Eva für einen anbringt. Zu dumm, daß nie alles Gute beisammen ist. Dan schien dasselbe zu empfinden.
Herr van Eck blieb plötzlich stehen. Er nahm seine Zigarre aus dem Mund, und das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht. « Warum wollen Sie Rita nicht heiraten?»
Ich kam näher, als müßte ich Dan helfen. Mein Herz fing an zu klopfen.
«Ich will meinen Beruf nicht aufgeben.»
«Brauchen Sie nicht.»
«Ich will nicht von Ritas Geld leben — beziehungsweise von Ihrem.»
«Sie kriegen keins.»
«Dann kriegt es Rita. Kommt auf dasselbe raus. Mit meinem Gehalt kann ich ihre Ansprüche nicht befriedigen. Sie wird ihren Standard beibehalten und meine Arbeit als Zeitvergeudung ansehen. Ich bin kein Prinzgemahl.»
«Das sind große Worte», sagte der Fabrikant.
«Mag sein. Das ist auch noch nicht alles.»
«Und?»
«Die Liebe langt nicht zum Heiraten.»
Herr van Eck stieß eine Rauchwolke von sich.
«Die Liebe, mein Junge, vergeht sowieso. Oder sie kommt mit der Zeit.»
«Wenn das so wäre, Herr van Eck», sagte Dan, «dann könnte sich Rita mit verbundenen Augen irgend jemanden aussuchen und heiraten. Dann braucht sie mich nicht.»
Der alte Herr sah ihn lange an. Sein Gesicht verzog sich, und er zwinkerte wie ein listiger Faun.
«So. Na, und wie heißt das andere
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