Liebe auf krummen Beinen
Mädchen?»
Dans Mund öffnete sich ein wenig. Ziemlich einfältig sah er in diesem Augenblick aus. Dann lächelte auch er.
«Das andere Mädchen heißt Eva», sagte er leise.
Herr van Eck nickte schmunzelnd.
«Eva. Hm. Sie sind ein ehrlicher Kerl, Daniel. Ich freue mich, daß Sie so sind. Was glauben Sie, welchen Gestalten ich unter Ritas Verehrern schon begegnet bin: Abziehbildern und Mitgiftjägern.»
Sie setzten ihren Weg fort. Ich lief davon. Was ich hören wollte, hatte ich gehört. Dan war durch.
Ich kann nicht sagen, wie der Nachmittag noch verlaufen wäre, wenn ich mich nicht davongemacht hätte. Durch das, was mir geschah, zog ich die allgemeine Aufmerksamkeit auf mich und lenkte sie von Dan ab. Vielleicht war es gut so. Aber beinahe wäre es mein letzter Spaß geworden.
In der Mitte des Rasens stand Moritz. Er schwenkte seinen Staubwedel und grinste mich an. Dans Worte hatten mich in die beste Laune der Welt versetzt. Ich flitzte auf Moritz los. Er sprang zur Seite, und dann
jagten wir uns im Kreise herum und durch das duftende Gras.
Ein paarmal blieb er plötzlich stehen und machte Front, und dann kugelten wir übereinander. Es war herrlich. Wir gerieten zwischen Bäume und Unterholz. Die Zweige schlugen uns um die Ohren, und der Sand spritzte unter unseren Pfoten. Moritz kannte das Gelände besser als ich, aber ich schlug geschicktere Haken. Gerade versuchte ich, wieder einige Locken aus seiner Schwanzquaste zu reißen, als ein kleines weißes Bündel an uns vorüberschoß.
Ein wildes Kaninchen!
Wir warfen uns herum und sausten hinterher. Die Jagdinstinkte meiner Ahnen erwachten in mir. Ich sah keine Bäume, keinen Himmel mehr. Nur noch einen roten Schleier und dahinter das Kaninchen.
Es schlug so wilde Haken, daß Moritz und ich mehrfach wie zwei Lokomotiven aufeinanderprallten. Das Karnickel gewann an Boden. Aber es war noch sehr jung und lief etwas planlos. Ich kam nahe heran und war drauf und dran, es zu schnappen, als Moritz, dieser Trottel, von der Seite auf uns losstürzte und mich über den Haufen rannte.
Wutentbrannt rappelte ich mich auf. Das weiße Bündel war etwa fünf Meter vor mir. Bevor ich heran war, verschluckte es der Boden wie ein Nachtgespenst.
Der Bau! Kruzitürken, jetzt war es weg!
Im nächsten Augenblick hatte ich die Röhre gefunden. Sie war lausig eng, aber ich hatte zu dieser Zeit meine volle Größe noch nicht erreicht. Ich tauchte hinein.
Es war stockfinster. Der Sand rieb sich von allen Seiten in mein Fell. Das Rohr lief flach unter dem Boden entlang. Ich war etwa einen halben Meter drin, als ich auf einen eisernen Ring stieß. Ein Stück Ofenrohr! Ich wußte von meinem Vater, daß die Kaninchen alles mögliche in ihre Appartements einbauen. Es wurde noch enger und auch unangenehm kalt, aber der Geruch, den ich vor mir witterte, trieb mich voran wie einen Aal durch die Reuse.
Und dann war der Bart ab!
Ich stand in einer spindelartigen Erweiterung des Ganges. Vor mir führte ein einziges Rohr in die Tiefe. Es war halb mit Erde zugeschüttet, so daß ich nur mit dem Kopf hineinkam. Die Schultern gingen nicht durch. Ich fing an zu wühlen, preßte mich mit aller Gewalt hinein: Da krachte der Schacht zusammen, feuchter Sand sperrte mir die Luft ab.
Ich stemmte die Pfoten ein und schob mich zurück. Nichts wie raus!
Ja, Scheibenhonig. Ich stieß an die Ofenröhre. Von vorn war ich reingekommen. Mit dem Hinterteil zuerst ging es nicht. Ich versuchte es auf jede erdenkliche Weise. Nichts zu machen. Umdrehen konnte ich mich auch nicht. Durch den Sand, den ich hinter mich geworfen hatte, war die Röhre so eng geworden, daß ich nicht herumkam. Ich versuchte, ihn wegzuräumen, erreichte aber nur, daß er sich hinter mir anhäufte und das Ofenrohr noch mehr verstopfte.
Gute Nacht!
Ich hielt inne und kauerte mich zusammen. Erst jetzt ließ der Rausch des Jagdfiebers nach. Meine Lunge pustete wie ein Blasebalg, und das Herz dröhnte mir gegen die Rippen. Noch bekam ich genügend Luft, aber wie lange? Wenn der Rest des Schachtes einbrach, brauchte ich nur noch die Augen zuzumachen.
Ich verfluchte das Kaninchen und den unbegabten Moritz. Von draußen klang sein Gebell. Er hatte es gut, er stand in Licht und Luft, und ich saß hier drin wie ein Korken in der Flasche und konnte weder vor noch zurück.
Als mein Puls langsamer ging, versuchte ich noch einmal, rückwärt in das Ofenrohr zu kriechen. Vergebens. Ein Stück weit kam ich rein, dann war's aus. Der Sand
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