Liebe auf krummen Beinen
drückte mich und rieb mich, daß meine Haut heiß wurde und mein Fell knisterte. Ich rutschte in die Lücke zwischen seinem rechten Arm und seiner Brust, und mein Kopf lag auf seiner Schulter. So blieb ich liegen, bis ich so warm war wie Dan und das Zittern aufhörte.
Ich merkte, daß er noch nicht wieder eingeschlafen war. Ob ich wieder raus mußte? Ich bemühte mich, so zu tun, als ob ich gar nicht vorhanden wäre.
«So», entschied Dan plötzlich. «Hoffe, daß sich der Herr erwärmt hat. Aber so geht's nicht. Runter mit dir ans Fußende!»
Er hob die Bettdecke an. Blitzschnell kroch ich hinunter in die Wärme. Ich streckte mich lang aus und rollte mich an sein Bein heran. Dann atmete ich tief und schloß die Augen.
Gewonnen! Ich war in seinem Bett! Er hatte mich nicht rausgeworfen. Ob ich jetzt immer bei ihm schlafen durfte?
Ich begann zu verstehen, warum die Menschen das Bett so liebten. Wunderbare Erfindung. Zum erstenmal merkte ich es.
Bei Frau von Quernheim wäre ich niemals dazu gekommen. —
Nur ganz kurz konnte ich mich über mein Glück freuen, so schnell schlief ich ein.
Ich lag noch auf demselben Fleck, als ich erwachte. Auch Dan hatte seine Lage nicht verändert. Nett von ihm, daß er so ruhig schlief und nicht dauernd auf mir herumgetreten hatte. Es verging noch einige Zeit, bis er sich regte. Ich hörte ein herzhaftes Gähnen. Dann streckte er sich, daß das Bett krachte. Das verleitete auch mich dazu; ich drückte das Kreuz durch und stemmte die Pfoten gegen seinen Schenkel. Jetzt schien er erst zu merken, daß ich noch da war.
«Wünsche wohl geruht zu haben! Komm rauf, Bursche!»
Ich kroch nach oben und landete an der alten Stelle, zwischen Brust und Arm. Die Morgensonne staute sich hinter dem Vorhang, und durch das Fenster drang munterer Straßenlärm. Ich gähnte und streckte mich noch einmal. Dan tätschelte meinen Rücken.
«Möchte wissen, wer dir beigebracht hat, nachts in fremde Betten zu steigen.»
Niemand, dachte ich. Reiner Instinkt.
«Werde es deiner vornehmen Zuchtmutti erzählen.»
Dan richtete sich auf und sah nach der Uhr.
«Halb neun. Auf, auf, Kameraden!»
Er schlenkerte die Decke zurück und stieg über mich hinweg. Ich rollte auf den Rücken und blieb liegen. So also schliefen die Menschen. Nicht schlecht. Man fühlte sich ihnen gleich ähnlicher.
Dan ging ins Badezimmer, zog sich an und hantierte anschließend in der Küche. Kaffeeduft quoll durch alle Ritzen.
Wenig später kam er mit einem Tablett herein und rief mich. Ich verließ das Bett mit Bedauern und schlängelte mich ins Wohnzimmer. Das Radio spielte gedämpft heitere Weisen, und zwischendurch sagte ein Herr, daß es jetzt schon wieder später wäre.
Dan löffelte an seinem Ei herum und strich sich ein dickes Butterbrot. Ich setzte mich vor ihn hin und starrte ihn an. Betteln wollte ich nicht direkt. Vielleicht merkte er es auch so. Nach einer Weile erwiderte er meinen Blick.
«Blasius», sagte er mit ernster Miene. «Weißt du nicht, was Frau von Quernheim gesagt hat?»
Ich wußte es wohl. Eine Scheibe Mortadella konnte trotzdem nicht schaden. So fuhr ich fort, ihn anzustarren.
Er strapazierte meine Geduld beträchtlich und tat, als wäre ich nicht vorhanden. Schließlich wurde er doch weich und reichte mir eine Scheibe herunter.
Na also, dachte ich, und fraß. Reine Nervensache.
Während Dan eine Zigarrette rauchte, ging ich auf den Balkon hinaus. Die frische Luft vertrieb den Rest von Müdigkeit aus meinen Gliedern. Noch erreichte die Sonne unseren Balkon kaum, aber zu Mittag würde sie ihn voll treffen, und man würde wunderbar in ihrer Wärme ausruhen können.
Dan baute unser Bett und räumte auf. Dann band er sich eine Krawatte um und zog die Jacke an.
«Auf geht's», sagte er.
Ich folgte ihm hinaus auf den Flur und in den Fahrstuhl. Auf der Straße stand unser Vehikel, wie wir es verlassen hatten. Ich warf einen Blick voll Verachtung darauf. Dan machte keine Anstalten einzusteigen. Er ging vorbei, die Straße hinunter, und ich blieb dicht hinter ihm. Nach einiger Zeit wurde der Betrieb lebendiger, und der Lärm vermehrte sich. Dan nahm mich hoch, als wir die Straße überquerten, und ließ mich nicht mehr herunter. Ich sah viele Gesichter vorbeihasten, fröhliche und mißmutige, und blickte in gewaltige Schaufenster mit komischem Zeug, das mir unbekannt war. Manchmal lächelte ein Mädchen mich an, und dann grinste Dan, obwohl er gar nicht gemeint war, und das Mädchen hörte auf zu
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