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Liebe auf südlichen Straßen

Liebe auf südlichen Straßen

Titel: Liebe auf südlichen Straßen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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erschüttern mich doch. Sie erregen mich so sehr, daß ich kaum begreifen kann, wie ich hier ruhig sitze, ohne zu explodieren und allein oder mit dir zusammen in die Luft zu gehen. Ich könnte etwas Verrücktes tun... Nein, nein, habe keine Furcht, ich tue es nicht. Ich weiß nicht einmal, ob das, was in mir bohrt, Eifersucht ist. Ich glaube es nicht einmal. Ich bin wie verstört. Denn was mich am meisten bei dieser ganzen Geschichte erschreckt, das ist doch das, wie fremd wir uns im Grunde sind! Wie wenig wir voneinander wissen! Und was da noch alles zum Vorschein kommen mag! Wie wir die Vergangenheit mitschleppen, und wie sie plötzlich lebendig wird und sich zwischen uns aufrichtet! Das ist furchtbar...«
    Sie zeichnete mit dem karminfarben lackierten, spitzgeschliffenen Fingernagel das Webmuster der Tischdecke nach, Kette und Schuß, die sich in dem groben Leinen verschlangen. Und sie sah verwirrt und unglücklich aus. Vom Wasser her zog es kühl herauf. Es war die Stunde, in der vor allem die Kinder munter wurden. In den Nachbargärten hörte man sie lärmen, Verstecken spielen, sich jagen, streiten und mit Stimmen, die schon bei den kleinsten von ihnen erstaunlich lautstark und rauh klangen, einander rufen. Lorenz und Elisabeth saßen sich schweigend gegenüber. Er hatte ihren heftigen Ausbruch stumm über sich ergehen lassen, obwohl es im Grunde doch eine Liebeserklärung gewesen war. Sie wußten beide, daß ihr Gespräch weder versickert noch beendet war. sondern daß sie nur Atem für die Entscheidung schöpften. Elisabeth spielte mit einem dreisprachigen Werbeprospekt des Hotels, der dachartig über dem Zahnstocherbehälter stand. Weiß der Himmel, wer den deutschen Text verfaßt haben mochte: »Gargnano ligt an mutig in eine zauberblendende Bucht des Gardasee von Oliven und Lorbeerhainen schwärmerisch umhegt, ist einer der schönster ausgedehnter und hübschen Ausflügen. Das Klima mild und gleichmäßig, besonders im Winter, ist schneefrei mit Strand. Albergo und Restaurante Trota an erster Stelle verfügt über kalten Fremdenzimmern mit flussendem Wasser warm und Kalt nebst allen besten Komfort in Küche und Kellerraum.« Sie schob den Prospekt Lorenz hinüber, und er warf einen flüchtigen Blick hinein. »Wenigstens ein amüsanter Beitrag zur Unterhaltung«, sagte er nicht allzu erheitert und schob die Karte in die Brusttasche. Der Garten leerte sich. Der Kellner Aurelio begann, in seinem Revier die Menagen abzuräumen, die Tischdecken zusammenzulegen und die Birnen, die gelb und rot an unsichtbaren Drähten im Wein- und Spiräenlaub brannten, mit einer scharfen Linksdrehung halb aus dem Gewinde zu schrauben.
    »Sollten wir«, meinte Elisabeth endlich, als suche sie irgendeinen neutralen Fleck, »nicht noch ein wenig durch Gargnano bummeln? Ich glaube, eine kleine Abwechslung täte uns beiden gut...«
    »Ich bin gern dabei...«, murmelte er und winkte Aurelio heran, um sich die Rechnung geben zu lassen. Er zahlte, drückte Aurelio ein großzügiges Trinkgeld in die Hand und half Elisabeth das Jäckchen anzulegen, das sie über einen freien Stuhl gehängt hatte. Sie nahmen die Haupjstraße, auf der noch immer ein lebhafter Verkehr herrschte, und schlugen den Weg nach Gargnano ein. Das Haus, in dem sie Quartier gefunden hatten, war dunkel. Die männerlosen Frauen schienen ihre Betten früh aufzusuchen. Der Mond spiegelte sich eitel in dem Silberlack des Wagens.
    Elisabeth verzögerte den Schritt und legte die Hand auf seinen Arm: »Eigentlich bin ich müde. Und mir tun auch die Füße ein wenig weh. ich fürchte, ich habe diese Schuhe eine halbe Nummer zu klein genommen. — Oder willst du unbedingt noch irgendwo ein Espresso oder ein Glas Vermouth trinken?«
    »Nein, durchaus nicht...«, sagte er etwas gepreßt.
    Elisabeth ging über den weißen Kies voran. Der Mond stand hinter dem Haus und warf den Schatten tintenschwarz auf den Vorplatz. Elisabeth verschwand darin, als hätte sie sich plötzlich in nichts aufgelöst. Lorenz suchte in der Finsternis nach dem Schloß. Er fand es endlich, öffnete die Haustür, und sie stiegen die Treppe zu ihrem Zimmer geräuschlos empor. Es war stockdunkel darin, obwohl das Fenster offenstand und die Bleche der Jalousie schräggestellt waren. Aber der Mond stand zu hoch am Himmel, um eine Lichtbahn auf den Steinboden zu zeichnen. Lorenz tastete nach dem Schalter.
    »Bitte, kein Licht...«, sagte sie leise.
    Er entkleidete sich rasch, fand auf dem Bett den

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