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Liebe auf südlichen Straßen

Liebe auf südlichen Straßen

Titel: Liebe auf südlichen Straßen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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Italien wieder stabilisierten, in der Nähe von Terracina - wie er es immer beabsichtigt hatte — eine Tankstelle auf. Der Sohn, den Angela noch in Arezzo gebar, wurde auf den Namen Lorenzo getauft. Der zweite, der in Pastola zur Welt kam, erhielt Hein Puhvogel zu Ehren den Namen Enrico, und inzwischen waren noch zwei Töchter und zwei Söhne dazugekommen.
    Damals stolperte ich mit Hein Puhvogel aus dem Kessel heraus. Die Batterie war bis auf neunzehn Mann restlos zusammengeschlagen worden. Von meinem kleinen Verein stieß ein einziger Mann zu uns; er war hinter ein totes Pferd geschleudert worden, mitten auf der Straße liegengeblieben und wie durch ein Wunder ohne die geringste Verletzung davongekommen. Vier Männer waren tot, vier schwer verwundet und bereits abtransportiert. Hauptmann Södering lebte, allerdings fehlte ihm die Hälfte des rechten Ohrs, und er behauptete, das Trommelfell sei geplatzt. Er trug einen Verband wie einen Heiligenschein um den Kopf, unter dem die Nase blau hervorleuchtete. Auch dem Spieß war nicht viel passiert, er hatte sich nur die linke Hand gebrochen.
    Unser Marschziel war Arezzo. Und nach Arezzo Florenz. Ich hatte Glück. Einmal fand ich ein Motorrad. Der tote Meldefahrer lag daneben. Ein Jabo hatte ihn erwischt. Der Tank war noch halb voll Sprit, und ich kam mit Hein auf dem Sozius fast dreißig Kilometer voran, bis neue Jabos daherbrausten, und zwar nicht uns, dafür aber die Maschine in Brand schossen. Später nahm Hein einem Italiener das Fahrrad ab. Er gab es natürlich nicht freiwillig her. Aber ein sanfter Kinnhaken schickte ihn so lange in das Land der Träume, daß wir weit genug waren, als er wieder erwachte. Das Rad hatte keine Pneus, wir fuhren auf den blanken Felgen, bergab zu zweit, einer, da es ein Damenrad war, im Sattel, der andere auf dem Gepäckträger. Es diente uns bis zu einem Rahmenbruch, bei dem wir fast draufgegangen wären. Denn es passierte, als wir mit irrsinnigem Tempo eine abschüssige Straße hinabrasten. Hein überschlug sich mindestens fünfmal, und ich flog in hohem Bogen auf ihn drauf. Bis auf eine Schulterprellung kam er ohne Schaden davon. Ich hatte mir bei dem Sturz nur zwei Fingernägel abradiert.
    Wir fuhren, solange wir befahren waren, der Batterie als Fouriere und Quartiermacher voran. Hein Puhvogel hatte sich, seit Angela nicht mehr unter uns war, zu einem Entdeckungsgenie entwickelt. Er schien in seinem ewig vor Hunger knurrenden Magen einen Kompaß zu besitzen, der ihn in dieser leergefressenen Landschaft mit unfehlbarer Sicherheit zu einer Höhle führte, in der ein Ochse verborgen stand, zu einem Waldstück, in dem ein paar Schweine nach Eicheln wühlten, oder zu einem Keller, in dem die Bauern ihren Wein und ihre Hühner verbargen. Man mußte sanfte Gewalt anwenden, um etwas aus ihnen herauszukitzeln, und sie spuckten auf die von Tag zu Tag im Werte sinkenden Geldscheine, als ob sie wirklich nichts weiter wären als dreckiges Papier. Ich glaube, sie warteten bereits auf die nachrückenden Engländer und Amerikaner und auf deren gute Dollars und Pfunde. Jedenfalls schmorte am Abend, wenn Hauptmann Södering mit dem Rest der Batterie langsam nachrückte, immer ein Stück Fleisch im Kochtopf, und wenn es von einem gefallenen Pferd war. Das Ohr des Chefs war inzwischen abgeheilt, und er war auch wegen seiner Schönheit beruhigt, nachdem ihm ein Stabsarzt versichert hatte, es gäbe jetzt auch Ohrprothesen, prima aus Hartwachs geformt und so natürlich in der Farbe, sogar mit kleinen Härchen versehen, daß kein Mensch etwas Künstliches daran bemerke.
    »Kanonier Puhvogel«, sagte der Chef wohlwollend und benagte etwas, was er für eine zarte Lammschulter hielt, aber es war nur ein streunender Hund, der Hein vor den Lauf gekommen war, »ich werde dafür sorgen, daß Sie zum Gefreiten befördert werden, sobald wir wieder zur Ruhe kommen.«
    Hein Puhvogel nahm lässig Haltung an und fragte: »Noch ‘n kleiner Schlag gefällig, Herr Hauptmann? Da wär noch ein Beinchen...«
    Aber der Alte rülpste diskret, brannte sich eine Zigarette an und schüttelte den Kopf: »Nee, Puhvogel, schönen Dank. Es war ein prima Hammel. Zart wie Butter. Aber könnten Sie nicht statt des ewigen Hammels für die Batterie mal ‘n paar Damen besorgen? Ich könnte eine kleine Abwechslung und Aufheiterung verdammt gut gebrauchen.«
    Doch für Damen war Hein nicht zuständig. Und überhaupt wollten die Mädchen von uns nichts mehr wissen. Sie warteten schon auf

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