Liebe auf südlichen Straßen
zusätzliche Lebensmittel einzukaufen, mit leeren Händen — oder überhaupt nicht zurückkamen. Die Bauern wurden scheu und weigerten sich, etwas herzugeben, oder die Partisanen schnappten unsere Leute.
Es dauerte nicht lange, daß die einzelnen, ziemlich weit auseinandergezogenen Batterien den Befehl bekamen, von sich aus gegen die Partisanen vorzugehen. In meiner Batterie wurde eine Gruppe von fünfzehn Mann gestellt, mit Maschinenpistolen und leichten MGs ausgerüstet und speziell zur Bandenbekämpfung ausgebildet. Wir unternahmen verschiedene Streifzüge, die fast ausnahmslos ohne jedes Ergebnis verliefen. Zwar fanden wir in den Bergen verlassene, sozusagen noch warme Lagerstellen und erhielten manchmal auch Feuer, aber es gelang uns nur einmal, drei Männer zu fangen, die der verhältnismäßig harmlosen bandièra liberä angehörten.
Am Abend des erfolgreichen Unternehmens erschien ein zerlumpter barfüßiger Bengel bei uns und schwenkte einen Brief in der Hand, den er dem Signor Commandante abzugeben beauftragt worden war. Es war eine einigermaßen erstaunliche Botschaft, und Hauptmann Södering schwang sich auf sein Bicicletta — denn das Benzinsparen hatte bereits in vollem Umfang eingesetzt, und Motorräder oder gar Kraftwagen gab es nur für Herren vom Abteilungskommandeur an aufwärts — und radelte zunächst nach Recco zur Abteilung und dann weiter zum Regiment in die Nähe von Nervi, um Herrn Oberst v. Krauthaven das Angebot der bandièra libertà zu unterbreiten. Sie waren bereit, sechs namentlich aufgeführte deutsche Soldaten, die sie in Gefangenschaft hielten, gegen die drei von unserer Batterie festgenommenen Leute einzutauschen. Und das kaum Glaubliche geschah und blieb für die Zukunft Regel, daß Gefangene, je nach Rang und Bedeutung zu einem festen Zahlenverhältnis, gewöhnlich eins zu zwei, gegenseitig ausgetauscht wurden.
Eines Tages, ich kehrte wieder einmal von einem ergebnislos verlaufenen Unternehmen aus der Gegend von Caprene und Uscio mit meinen Männern zurück, erwartete mich in meinem Quartier eine ganz besondere Überraschung. Mit dem alten Beutesack zwischen den Knien, wieder einmal in einer zurechtgeschneiderten deutschen Uniform und mit einem blauen Marineschifferl über dem Ohr, saß Peppino auf meinem Bett und hielt mir, als wären wir wieder in Pastola und als wäre inzwischen nichts Besonderes geschehen, ein gerupftes Huhn entgegen.
»Na, was sagst du zu deinem alten Freund Peppino?« grinste er mich an, »und was sagst du dazu, daß ich wieder bei euch bin?«
»Wo kommst du her, du Satansbraten?« fragte ich verblüfft.
»Ganz einfach«, antwortete er mit der Handbewegung eines Zauberkünstlers, dem der große Trick gerade geglückt war, »die Inglesi haben mich auf ihren Panzern und auf ihren Jeeps bis nach Florenz mitgenommen. Ich habe ihnen beigebracht, was alle Schweinereien auf italienisch heißen, und sie haben es mir auf englisch vorgesagt, und so bin ich vorangekommen und habe mich schließlich dünngemacht und bin zu euch marschiert. Da, schau dir meine Schuhe an!«
Sie bestanden tatsächlich nur noch aus dem Oberleder und auch das war durchlöchert wie ein Sieb.
»Nun, maresciallo Lorenzo, habe ich dir. nicht gesagt, daß wir uns wiedersehen werden? — Ecco! Jetzt ist es soweit. Freust du dich, daß ich wieder bei euch bin?«
»Klar, Peppino, daß ich mich freue. Du hast allen alten Leuten von der Batterie mächtig gefehlt. Es sind leider nicht mehr viele davon übriggeblieben.«
»Ich habe es schon gehört, daß so viele tot sind«, sagte er mit verdüstertem Gesicht, »Paolo, capo Otto, und viele, viele... Dieser verfluchte Scheißkrieg...!«
Ich schob ihm eine Zigarette zwischen die Lippen, und er gab mir Feuer. Mit dem Feuerzeug, das ich ihm in Pastola geschenkt hatte! Es funktionierte noch immer auf Anhieb und sah wie neu aus. »Du bist magerer geworden, Maresciallo!« stellte er fest. »Schlechtes Fressen, wie? Ich weiß, die Bauern haben Schiß vor den Partisanen und rücken nichts mehr heraus. Aber warte, Maresciallo, das wird jetzt anders werden!« Er warf mir das Huhn zu, langte in den Sack und zog ein Stück Schinken, eine halbe Salami und ein Dutzend hartgekochte Eier heraus. Ich holte einen Liter Roten und ein Stück Weißbrot aus dem Schrank und wir begannen zur Begrüßung erst einmal richtig zu frühstücken.
»Wie war’s drüben?« fragte ich, »haben dir die Amerikaner und Engländer nicht gefallen?«
»Ach«, meinte er, »es
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