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Liebe auf südlichen Straßen

Liebe auf südlichen Straßen

Titel: Liebe auf südlichen Straßen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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vierzehn oder fünfzehn herum sein.«
    »Dann würde ich dir raten, schon ein paar Jahre früher mit dem Fischessen aufzuhören. Stell dir vor, was passiert, wenn du vielleicht schon sechzehn bist!«
    »Madonna mia!« stieß er erblassend hervor, als wäre es mit ihm schon soweit, »du hast natürlich recht, Maresciallo! Daran habe ich nicht gedacht. Ich danke dir! Und werde mich für deinen Rat erkenntlich erweisen. Brauchst du irgend etwas? Ein Mädchen vielleicht? Ich habe da eine ragazza aus Livorno auf Lager, einfach Zucker! Und bestimmt noch vor drei Monaten Jungfrau gewesen!«
    Ich verzichtete höflich, um ihn nicht zu beleidigen, auf die ehemalige Jungfrau aus Livorno und gähnte laut, wie es Leute mit feinen Umgangsformen tun, die gern ins Bett möchten. Er stand auch auf, aber an der Tür blieb er noch einmal stehen.
    »Ich habe gehört, Maresciallo, daß du die Gruppe gegen die Partisanen führst...«
    »Na und?« fragte ich.
    »Ihr lauft euch die Sohlen vergeblich ab, nicht wahr?«
    »Komm, laß mir mein Geschäft, und ich laß dir deins.«
    »Wozu so hitzig, Maresciallo?« sagte er liebenswürdig, »wir sind doch Freunde. — Sie halten noch eine Menge von euren Leuten in den Bergen gefangen. Wie wäre es, wenn du ein ganzes Nest von ihnen ausräuchern würdest? Es liegt in der Nähe von Castellano, einem Gutshof in den Bergen, nicht weit von hier. Sie halten den Pächter unter Druck. Er muß ihnen liefern, was sie gerade brauchen. So viele Schweinchen, so viele Hühner, so viele Eier! Er getraut sich nicht einmal, mir etwas abzugeben, obwohl ich ihm anständige Preise geboten habe, und ich könnte allein von diesem Gut euer ganzes Regiment versorgen!«
    Ich spielte mit der Zunge an der Wange.
    »Na, denk mal darüber nach, Maresciallo!« sagte er.
    »Wenn die merken, daß du mir den Wink gegeben hast, dann hast du die Partisanen auf dem Hals.«
    »Das wird an dir liegen, Maresciallo, daß sie es nicht merken, wer sie verpfiffen hat. Aber ich kann die Kerle nicht ausstehen, besonders die mit den roten Halstüchern nicht. Und außerdem stören sie mir das Geschäft.«
    Ein paar Tage später kreisten wir mit vier starken und gut bewaffneten Gruppen ein unzugängliches, von Schluchten durchzogenes Waldgebiet in der Gegend von San Adrea ein. Wir erhielten Feuer und knallten wild in das verfilzte Unterholz hinein, zogen die Schlinge enger und stellten schließlich eine Partisanengruppe von dreißig Mann, die sich verzweifelt verteidigten, ehe sie sich aus Munitionsmangel ergaben. Kaum einer der Männer war ohne schwere Verwundungen. Leider hatte auch einer meiner Männer einen Lungenschuß abbekommen. Wir trugen ihn, während die anderen Gruppen die Gefangenen abführten, auf einer improvisierten Bahre zurück und landeten schließlich auf einem Gutshof. Es war Castellano, von dem Peppino mir schon erzählt hatte.
    Das Hauptgebäude, ein altes Kastell aus dem 14. oder 15. Jahrhundert, stand wuchtig und grau, mit vier zinnenbewehrten Türmen an den Ecken eines zyklopischen Quaders, auf einer vorspringenden Felsnase. Unterhalb dieser beherrschenden Anlage befand sich das Haus des Pächters mit den Hof- und Stallgebäuden. Er war ein dicker kleiner Mann mit pechschwarzen Augenbrauen, dichtem eisengrauem Haar und den Bewegungen eines Operntenors. Die Schießerei in der Nähe des Gutes schien ihn nervös gemacht zu haben, und er empfing uns mit Zurückhaltung. Ich stellte mich ihm vor, und er nannte mir seinen Namen, Emilio Berra.
    »Wir haben einen Schwerverwundeten, Signor Berra. Können Sie mir ein bequemeres Lager als diese Bahre für ihn zur Verfügung stellen? Wir erwarten das Sanitätsauto.«
    Er führte uns zögernd in das Haus.
    »Nicht daß Sie denken, ich hätte etwas gegen die Deutschen, Maresciallo!« murmelte er, »aber meine Situation ist nicht angenehm. Ich nehme den Verwundeten selbstverständlich auf, auch wenn es mich den Hals kostet. Zum mindesten fürchte ich, daß die Partisanen mir die Scheunen anzünden werden.«
    »Sie sind aufgerieben, Signor Berra«, tröstete ich ihn.
    »Das Meer hat viele Fische!« sagte er, »bilden Sie sich ja nicht ein. Sie hätten es ausgeleert, wenn Sie ein Netz gut gefüllt heraufziehen!«
    »Trotzdem glaube ich nicht, daß Sie etwas zu befürchten haben. Die Partisanen werden nicht so dumm sein, ihre beste Versorgungsbasis zu zerstören.«
    »Signor maresciallo!« rief er entrüstet, »Sie wollen damit doch nicht etwa sagen...«
    »Ich mache Ihnen keinen

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