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Liebe auf südlichen Straßen

Liebe auf südlichen Straßen

Titel: Liebe auf südlichen Straßen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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schrie der Unteroffizier zurück, »das ist ja eine schöne Schweinerei! Wer ist der Kerl?«
    »Tot...«, meldete der andere, »drei Einschüsse, davon einer glatt durch den Schädel!« Und nach einer kleinen Weile, nachdem er die Papiere des Toten gefunden hatte »Sauerei! Er heißt Antonio Salvioli und hat militärische Entlassungspapiere. Ein ehemaliger Gefreiter vom elfen Schützenregiment...«
    »Was muß der Idiot sich auch hier herumtreiben!« brüllte der Capo wütend zurück, »laß den Mann jetzt liegen, wie er liegt! Wir holen ihn später ab.«
    »Und der andere Kerl, der mit ihm war?«
    »Halt das Maul von deinen Hirngespinsten! Es hat keinen zweiten gegeben. Oder willst du vielleicht noch einen alten Soldaten umlegen?«
    Ich lag bewegungslos in der Schwärze meines Verstecks. Die ungeheure Spannung ließ langsam nach. Ernst Becker tot... Noch ein Opfer dieses Irrsinns. Die Männer, die ihn erschossen hatten, entfernten sich. In meinem Oberschenkel begann sich der Schmerz bemerkbar zu machen. Ich tastete das Bein ab und zog die Hand warm und klebrig naß zurück. Der Blutverlust begann mich zu schwächen. Ich zog den Gürtel aus der Hose und umschnürte das Bein über der Wunde. Und kurz darauf wurde ich ohnmächtig. Einmal erwachte ich. Es war noch Nacht. Ich mußte erbrechen und schnatterte vor Kälte oder vor Fieber. Und dann rief ich nach Ernst, bis mir einfiel, daß er mir nicht mehr helfen konnte. Neue Ohnmacht und neues Erwachen. Im Bein tobte der Schmerz, und ich litt einen rasenden Durst. Der Himmel begann sich zu lichten. Ich nahm die letzte Kraft zusammen und versuchte, aus dem Dickicht zu kriechen, aber ich brach nach kurzer Zeit zusammen. Immerhin konnte ich das Bein bewegen. Der Knochen schien unverletzt zu sein.
    Als ich wieder erwachte, lag ich in einem fensterlosen, zellenartigen Raum und glaubte im ersten Augenblick tatsächlich, mich in einem Gefängnis zu befinden. Durch einen Mauerschlitz kam ein wenig Licht, und es sickerte auch durch die Ritzen einer kunstlos gezimmerten Tür, an der sich kein Schloß befand. Sie schien von außen zugeriegelt zu sein. Gartengeräte standen herum und hingen neben alten Arbeitsgewändern an den Mauern. Es war ein Geräteschuppen, aber ich konnte mich nicht erinnern, mich aus eigener Kraft hierhergeschleppt zu haben. Meine Erinnerung brach dort ab, wo ich mich über die Mauer geschwungen und davor gebangt hatte, entdeckt zu werden.
    Ich lag auf einem knisternden Strohlager am Boden, und neben mir stand ein Steinkrug mit kühlem Brunnenwasser. Meine Kehle war wie ausgedörrt, und ich trank den Krug, ohne im Augenblick danach zu fragen, wer ihn mir hingestellt hatte, bis zur Neige leer. Das Wasser schmeckte köstlich und gab mir das Leben zurück. Und dann zuckte der Schmerz in meinem Bein bei einer unvorsichtigen Bewegung auf, und plötzlich standen die Ereignisse der letzten Stunden klar vor mir. Jemand hatte mich in diese Gerätekammer geschleppt und auf dieses Maisstrohlager gebettet. Ich lag unter einer groben Wolldecke. Meine Kleider hingen über mir an einem Nagel an der Wand, und mein Oberschenkel trug einen durchbluteten Leinenverband. Und ich entsann mich auch dunkel eines Gesichtes, das sich über mich gebeugt und einer Gestalt, die mir Wasser einzuflößen versucht hatte. Ich wollte mich aufrichten, aber der tobende Schmerz unter dem Verband zwang mich, ruhig und flach liegenzubleiben. Und dann ging die Tür auf, und die Fülle des eindringenden Lichtes blendete meine Augen so sehr, daß ich nur die Umrisse einer Frau gewahrte, die im hellen Rechteck stand.
    »Ah, er ist zu sich gekommen!« sagte sie mit einer tiefen rauhe Stimme, und ich wußte nicht, ob sie zu mir oder zu jemand sprach, der hinter ihr stand.
    Ich fragte sie, wo ich sei...
    »Bei guten Leuten«, antwortete sie und setzte nach einem kleinen Zögern hinzu, »und vorläufig in Sicherheit...«
    Sie trat näher zu mir heran, hob den Krug hoch und stellte fest, daß er leer war.
    »Haben Sie Durst?« fragte sie.
    Ich nickte stumm. Sie verschwand, und ich hörte, daß sie sich draußen mit einem Mann unterhielt.
    »Sind sie da, um mich zu holen?« fragte ich, als sie mit dem frisch gefüllten Krug wieder zu mir zurückkam.
    »Nein«, sagte sie, »es ist Nonno Anselmo, mein Schwiegen .;< mit dem ich gesprochen habe.«
    Sie reichte mir den Krug und setzte ihn mir an die Lippen, als ich bei dem Versuch, mich aufzurichten, mit einem Laut es Schmerzes zurücksank. Das Wasser war noch

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