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Liebe braucht keine Hexerei (German Edition)

Liebe braucht keine Hexerei (German Edition)

Titel: Liebe braucht keine Hexerei (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Richling
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Barclay jemals wieder in die Augen zu sehen, werde ich mich wohl für mein Verhalten entschuldigen müssen. Und das ausgerechnet in einer Phase, wo ich doch ein wenig vor mich hinschmollen wollte aufgrund dieser „Geburtstagsangelegenheit“.
    Am Abend, als ich gerade meinen Besen in die Ecke gestellt habe, um Feierabend zu machen, kommt George zu mir in den Stall.
    „Jenny, du sollst Mr. Barclay noch mal einen Besuch in seinem Büro abstatten, bevor du gehst. Was kann er von dir wollen?“, fragt er interessiert. 
    Oh je, jetzt folgt meine Schelte. Ich hab’s ja auch verdient.
    „Danke, George. Ich werd gleich mal rübergehen“, bemerke ich nur, ohne ihm auf seine Frage zu antworten.
    Als ich David Barclays Büro erreicht habe, steht er bereits mit verschränkten Armen an seinen Schreibtisch gelehnt und erwartet mich. Etwas konsterniert betrete ich den Raum und bleibe kurz hinter der Schwelle stehen.
    „Bitte treten Sie doch ganz ein, Miss Robertson, und seien Sie so freundlich und schließen Sie die Tür.“
    Das Schlucken fällt mir plötzlich schwer und meine Knie werden wackelig. Was erwartet mich jetzt? Folgsam schließe ich die Tür und trete etwas näher.
    Eine Weile stehen wir schweigend im Raum und seine tiefdunklen Augen deuten seine missgelaunte Stimmung an.
    „Ich habe gehofft, dass Sie den Anfang machen, Miss Robertson.“
    „Äh … aber … was wollen Sie denn von mir hören?“, frage ich ein wenig unüberlegt, denn eigentlich kann ich mir durchaus denken, was gerade von mir erwartet wird.
    Mr. Barclays Miene wird zusehends düsterer. Abwartend schaut er mich an. Doch es gelingt mir nicht, etwas dazu zu sagen. Mein Mund bleibt verschlossen.
    Auf einmal löst sich Mr. Barclay von seinem Schreibtisch, geht um ihn herum und schaut aus dem Fenster.
    „Sie wären wirklich die Letzte gewesen, der ich ein solch gleichgültiges Verhalten zugetraut hätte, Miss Robertson. Ich hoffe, es hat Ihnen die nötige Freude verschafft, meine Mutter in einer derartig misslichen Situation vorzufinden. Ohne auch nur einen Finger für sie zu krümmen!!! “, brüllt er plötzlich seinen letzten Satz ohne Vorwarnung laut heraus und dreht sich dabei in meine Richtung.
    Erschrocken fahre ich zusammen. Hätte er mir nicht mal ein Zeichen geben können, dass er beabsichtigt, laut zu werden? Da wäre ich ja um ein Haar einem Herzstillstand erlegen.
    „Verflucht noch mal, Miss Robertson! Was hat Sie da nur geritten?“, schimpft er nun wieder etwas leiser, aber immer noch gut hörbar. „Sie sind doch eine Person mit Verstand und Verantwortungsbewusstsein. Wie können ausgerechnet Sie einem hilflosen Menschen die Unterstützung verweigern und sich noch an seinem Unheil erheitern?“
    Erschöpft reibt er sich mit seinen Händen durchs Gesicht und schaut wieder zu mir.
    „Wollen Sie nicht etwas dazu sagen?“, fragt er mich fast beschwörend.
    Seine Mimik lässt nur einen Schluss zu: Er scheint unsagbar enttäuscht von mir zu sein. Aber ich kenne kein Argument, das mein Fehlverhalten entkräften könnte. Es war einfach falsch, was ich gemacht habe. Dafür gibt es keine Entschuldigung.
    „Es tut mir leid“, gebe ich schlicht zur Antwort. Zu mehr reicht es im Augenblick nicht. Ich bin vollkommen betreten über diese Standpauke, die ich mit Recht über mich ergehen lassen muss. Es ist mir fremd, mich anschreien lassen zu müssen, ohne auch nur die geringste Gegenwehr einleiten zu können. Damit muss ich erst mal klarkommen. Für gewöhnlich beginne ich sofort einen vielversprechenden Krieg, wenn mich jemand schlecht behandeln möchte. Aber jetzt habe ich kein Anrecht auf die freie Wahl der Waffen, höchstens den Anspruch, die Art der Züchtigung zu wählen. Vielleicht könnten wir über gewisse Einschränkungen im Vorfelde diskutieren. Daumenschrauben, Streckbänke sowie Peitschenhiebe könnten wir nach meinem Dafürhalten gerne aus dem Züchtigungsrepertoire streichen. Ich lass mich auch gerne noch ein Weilchen anschreien. Nur das nicht.
    Augenblicklich stürzt Mr. Barclay auf mich zu und packt mich unsanft an den Oberarmen.
    „Es tut Ihnen leid?!!“, brüllt er wieder drauflos und schüttelt mich empört. „Haben Sie eigentlich eine Ahnung, was Ihr Nichteingreifen beinahe für Folgen nach sich gezogen hätte? Meine Mutter schwebt in Lebensgefahr aufgrund einer Gehirnblutung und Ihnen tut es leid!!! “
    Oh, mein Gott! Das konnte ich nicht wissen. Meine Güte. Das ist ja schrecklich!
    Bestürzt lasse ich Mr. Barclays

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