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Liebe braucht keine Hexerei (German Edition)

Liebe braucht keine Hexerei (German Edition)

Titel: Liebe braucht keine Hexerei (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Richling
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lieb ist. Sein Verhalten war furchtbar ungerecht. Auch wenn ich einen Fehler gemacht habe, so gibt es ihm noch lange nicht das Recht, so mit mir umzugehen. Natürlich verstehe ich die Lage, in der er sich gestern befand. Er war in großer Sorge um seine Mutter. Doch wie kommt er nur dazu, mich für alles verantwortlich zu machen? Ich suche meine Sachen zusammen und fahre nach Hause. Kraftlos falle ich auf mein Bett und schlafe auf der Stelle ein.
     
    Ich habe keine Ahnung, wie spät es ist, als mich die Türklingel aus dem Tiefschlaf reißt. Der Wecker befindet sich außerhalb meines Schlafzimmers, da mich sein unentwegtes Ticken für gewöhnlich am Einschlafen hindert. Verschlafen taumle ich zur Haustür, um sie zu öffnen, und kann es kaum glauben, als ich Mr. Barclay plötzlich gegenüberstehe.
    „Mr. Barclay!? Welch Überraschung!“
    Nur bin ich mir noch nicht ganz sicher, ob es eine gute oder schlechte ist. Ich räuspere mich und überlege kurz, wie ich mich verhalten soll. Es gibt eigentlich nur zwei Möglichkeiten. Entweder ich knalle ihm die Tür barsch vor der Nase zu oder ich bitte ihn herein. Es dürfte doch nicht so schwierig sein, sich für eine dieser beiden Varianten zu entscheiden.
    „Wollen Sie mich denn nicht hineinbitten?“, fragt er etwas verwirrt.
    Gute Frage. Ich hätte durchaus noch ein Hühnchen mit dir zu rupfen. Aber ist mir das noch wichtig? Wozu sollte eine Aussprache noch nötig sein? Stumm gebe ich ihm ein Zeichen, die Wohnung zu betreten. Ohne zu zögern, kommt er meiner Aufforderung nach.
    „Möchten Sie vielleicht etwas trinken? Ich kann Ihnen ein Mineralwasser anbieten.“
    Ohne auf meine Frage einzugehen, beginnt er zu reden.
    „Ich komme gerade aus dem Krankenhaus. Sie wissen sicher, dass es meiner Mutter wieder besser geht?“
    Energielos sehe ich zu Boden und gebe ihm keine Antwort. Ich hätte mich für die Türknall-Version entscheiden sollen. Meine Kraft reicht noch nicht für eine weitere Diskussion mit ihm.
    „Die Ärzte berichteten mir, dass meine Schwester die ganze Nacht am Bett meiner Mutter verweilt habe. Sie können sich vorstellen, dass ich etwas verwundert darüber war, von einer Schwester zu erfahren, deren Existenz mir bis dahin nicht bekannt war.“
    „Hören Sie, Mr. Barclay“, gehe ich nun angekratzt dazwischen, während etwas Adrenalin in meine Zellen dringt, das meinen Energiepegel erheblich mobilisiert. „Falls Sie gerade wieder eine Moralpredigt abhalten wollen, weil ich es gewagt habe, mich als Ihre Schwester auszugeben, dann möchte ich Sie bitten, augenblicklich meine Wohnung zu verlassen. Ich bin es nämlich leid, mich mit Ihnen zu streiten. Und ich lege auch keinen gesteigerten Wert mehr darauf, von Ihnen zurechtgewiesen zu werden, geschweige denn mich Ihren ungerechten Anschuldigungen auszusetzen. Ich habe Ihnen bereits gestern Abend gesagt, wie ungeheuer leid es mir tut, dass ich Ihrer Mutter nicht sogleich zu Hilfe geeilt bin. Trotzdem haben Sie kein Recht, mich zu verurteilen. Ich würde niemals einem Menschen absichtlich Schaden zufügen, auch nicht Ihrer Mutter. Daher können Sie mir ruhig glauben, dass ich mindestens genauso froh bin wie Sie, dass es ihr wieder besser geht. Meine Entschuldigung muss Ihnen reichen. Es ist wirklich nicht nötig, heute an der Stelle weiterzumachen, wo Sie gestern aufgehört haben. Ich habe Sie laut und deutlich verstanden. Wahrscheinlich auch alle Menschen im letzten Winkel der Erde. Mein Energiedepot ist fast aufgezehrt. Die letzten Stunden sind auch an mir nicht spurlos vorbeigegangen. Falls es Ihnen also nichts ausmacht, wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie aufhören würden, auf mir herumzuhacken. Ich …“
    „Also, das ist wirklich erstaunlich“, unterbricht er meinen Wortschwall, „wenn man Sie nicht stoppt, dann reden Sie ununterbrochen weiter bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag.“
    Peinlich berührt über diese wahrheitsgetreue Einschätzung meiner Redekünste verordne ich mir ab sofort eine Redepause. Jetzt habe ich zwar all mein Pulver verschossen, aber ich fühle mich auch ungeheuer erleichtert.
    „Ich bin hier, weil ich Ihnen zu großem Dank verpflichtet bin, Miss Robertson. Meine Mutter hat mir von Ihrem Besuch berichtet. Sie haben ihr sehr viel Mut gemacht. Die Ärzte können sich ihre plötzliche Heilung kaum erklären und meine Mutter ist fest davon überzeugt, dass Sie sie durch Ihre Hände geheilt haben. Das gesamte Krankenhaus ist in hellem Aufruhr, nachdem Sie dort ein regelrechtes Wunder

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