Liebe braucht keine Hexerei (German Edition)
da gerade geschehen? Ich hätte niemals vermutet, dass er, nach allem, was geschehen ist, immer noch beabsichtigt, Veronica zu heiraten. Steht er etwa doch in ihrem Bann und kann sich dagegen nicht wehren? Hat meine Tante vielleicht Recht?
Dr. Wilson hält den Wagen vor meinem Haus an und stellt den Motor aus. Mitfühlend beugt er sich zu mir herüber und streicht mir über den Arm.
„Seien Sie unbesorgt, Miss Robertson. Das wird sich schon alles aufklären. Ich bin mir sicher, das alles ganz anders ist, als es den Anschein hat.“
Warum sagt er das? Weiß er mehr, als er zugibt?
„Dr. Wilson, wenn Sie etwas wissen, dann sagen Sie es mir bitte.“
„Ich kann Ihnen nur so viel sagen: Ich mag Sie sehr. Und wenn ich an David Barclays Stelle wäre, dann hätte ich Sie über alles aufgeklärt und Sie nicht so im Unklaren gelassen.“
„Aber wovon reden Sie nur? Bitte sagen Sie mir, was Sie wissen! Sie kannten Veronica doch. Ich hörte von George, dass Sie mit ihr zusammen waren. Sie wissen doch auch, dass sie es nur auf Davids Vermögen abgesehen hat. Warum unternehmen Sie denn nichts?“
„Versuchen Sie jetzt ein bisschen zu schlafen. Morgen wird die Welt schon wieder ganz anders aussehen. Da bin ich mir sicher.“
Er tut genauso geheimnisvoll wie David. Die beiden stecken womöglich unter einer Decke. Unzufrieden steige ich aus seinem Wagen. Es hat keinen Zweck. Er will nicht reden.
„Mein Angebot steht übrigens noch, Miss Robertson. Es wäre schön, wenn Sie für mich arbeiten würden.“
„Danke, Mr. Wilson. Ich werde darüber nachdenken.“
Er nickt und ich lasse die Beifahrertür zufallen. Der Motor springt an und langsam fährt der Wagen die Straße hinunter. Ich sehe ihm nach, bis er nicht mehr zu sehen ist, und setze mich aufgewühlt auf die Stufen des Eingangs. Der Vollmond steht hoch am Himmel und taucht die Gegend in einen silbrigen Schimmer. Sollte David zu seinem Handeln gezwungen worden sein? Darauf hätte ich auch gleich kommen können. Veronica hat ihn in der Hand. Möglicherweise erpresst sie ihn, sodass ihm gar keine andere Wahl blieb. Aber wieso hat er nicht einfach mit mir darüber gesprochen? Es ergibt alles keinen Sinn. In der Ferne sehe ich ein Fahrzeug, das fast im Schritttempo die Straße hochfährt. Seltsamerweise fährt es ohne Licht. Jetzt biegt es ab und fährt aus meinem Blickfeld. Ich vergesse es sogleich wieder und grüble weiter über David nach. Vielleicht sollte ich noch einmal zurückfahren und mit ihm reden. Ich hätte vorhin nicht einfach weglaufen dürfen und mir seine Erklärungen anhören müssen. Also gut, ich kehre noch einmal zurück. Er wird es mir erklären müssen. Ich werde darauf bestehen. Doch kaum habe ich meinen Entschluss gefasst, fällt mir ein, dass mein Wagen immer noch auf dem Hof der Barclays steht. Um diese Uhrzeit bekommt man in dieser Gegend kein Taxi und zu Fuß braucht man für die Strecke länger als eine Stunde. Selbst wenn ich es wollte, ich kann heute Abend nichts mehr ausrichten. Aber ein kleiner Spaziergang würde mir sicher gut tun. Und wenn ich schon mal so dabei bin, könnte ich doch die Richtung zu David einschlagen. Möglicherweise habe ich Glück und George fährt an mir vorbei. Er wohnt in derselben Straße wie ich und dürfte die Veranstaltung sicher auch bald verlassen. Dann könnte er mich einsammeln und dort noch einmal absetzen. Ich erhebe mich und gehe los. Mir ist noch nie aufgefallen, wie ruhig es hier ist. Die Lichter in den Häusern sind längst erloschen und ein paar wenige Straßenlaternen spenden ein düsteres Licht. Ein bisschen unwohl ist mir schon und trotzdem entscheide ich mich weiterzugehen. Schlafen könnte ich jetzt sowieso nicht, also spricht gar nichts dagegen, mir die Nacht mit einem ausgedehnten Spaziergang um die Ohren zu schlagen. Ich wechsle vom unebenen Gehweg auf die Straße. Da nicht damit zu rechnen ist, um diese Uhrzeit auf einen Autokorso zu treffen, kann ich meinen Weg auch bequem auf der Straße fortsetzen. Plötzlich höre ich, wie ein Motor aufheult und ein Auto mit quietschenden Reifen anfährt. Es ist so dunkel, dass ich nichts sehen kann. Aber es hört sich fast so an, als wäre das Auto ganz nah. Ich drehe mich um. Wie aus dem Nichts schießt ein Fahrzeug ohne Licht heran und rast ungebremst auf mich zu. Mein Leben spult sich in einer einzigen Sekunde wie ein Film vor mir ab. Mir bleibt keine Zeit auszuweichen. Mit weit aufgerissenen Augen blicke ich auf den Wagen und warte auf den
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