Liebe bringt die höchsten Zinsen
eine Disco-Queen, ihr Dekolleté ließ keine Frage unbeantwortet - bis auf eine: die Frage nach ihrer Qualifikation für die Tätigkeit in einer Bank.
Ihre Bleistiftabsätze klackten auf dem burgunderfarbenen Doussee-Parkett, als sie zur Tür stolzierte, um jetzt auch Bertones Notar sowie den Sicherheitschef Alberto Romano einzulassen.
Nur wenige Minuten später läutete das Telefon in Bertones Besucherecke. Romano hob für seinen Chef ab und schaltete gleichzeitig den Monitor der Videoüberwachung ein. Er wählte sich durch alle Fluraufzeichnungen, bis er das Bild aus der Rezeption auf dem Monitor sah. Langsam zoomte er das Überwachungsvideo näher heran.
Entsetzt rief er aus: „Das gibt es doch gar nicht! Mamma mia! Die Tote lebt, schau dir das an."
Er drehte seinen Monitor so, dass Bertone ebenfalls die Aufzeichnung aus dem Erdgeschoss sehen konnte – mit der dunkelhaarigen „Stefanie", die gerade einen kleinen Schminkspiegel aus ihrer Handtasche fischte und einen prüfenden Blick hinein warf. Neben ihr trat Rottmayer von einem Bein auf das andere.
„Wieso erfahr ich erst jetzt, dass die Deutsche lebt?", schnauzte er Romano an. Der wusste keine Antwort. Bertone riss ihm ungeduldig das Telefon aus der Hand und befahl in die Sprechmuschel: „Schick sie hoch!"
Eine Minute später ging die Tür auf und das Paar aus Deutschland trat ein. Für einen Augenblick schien Bertone verwirrt, als ihm die angeblich tote Stefanie gegenüberstand. Ungläubig warf er Alberto Romano einen fragenden Blick zu. Als der ratlos die Schultern hochzog, winkte Bertone nur ärgerlich ab.
Der Raum war kühl, die Stimmung aufgeheizt. Kathi sah den Mann am Schreibtisch an, der überheblich zu ihr hinüberblickte. Das musste Bertone sein. Entschlossen trat sie auf ihn zu - und verpasste ihm eine Ohrfeige. „Die ist für Stefanie. Sie haben sie systematisch belogen und ihr Liebe vorgespielt."
Der Leibwächter Romanow, der sich im Hintergrund gehalten hatte, sprang nach vorn und schirmte seinen Chef mit ausgebreiteten Armen vor weiteren Attacken ab.
Bertone verstand nicht, was dieser Satz bedeuten sollte.
Kathi fiel siedendheiß ein, dass sie ja die Rolle der Stefanie zu spielen hatte. Einen Atemzug später korrigierte sie sich: „Ich rede immer in der dritten Person über mich, wenn ich wütend bin. Und das hier macht mich verdammt wütend!"
Bertone hatte sich wieder gefangen. „Oh, die sanfte, kuhäugige Stefanie. So viel Temperament hab ich dir gar nicht zugetraut."
Kathi explodierte: „Ihr Macho-Gehabe kotzt mich an!"
„Siezen wir uns jetzt wieder?"
„Ich duze mich nicht mit Kriminellen."
Thomas Rottmayer schaltete sich ein: „Auch ich bin mit dir fertig."
Bertone wandte sich seinem ehemaligen Freund mit Nachsicht und Verständnis in der Stimme zu: „Das überrascht mich nicht, mein Kleiner. Du hast weder damals in New York etwas gelernt, noch in Deutschland. Deshalb danke für deinen Hinweis. Du bist mit mir fertig – und ich mit dir. Du ersparst mir deinen Rausschmiss."
Rottmayer brauste auf: „Du hast uns schamlos gelinkt, immer wieder. Die Verträge sind ungültig. Zerreiß sie, bevor es die Gerichte tun."
Bertone blickte Beifall suchend zu Romano: „Hör dir das an. Der Tommy – er droht. Er schüchtert mich geradezu ein..."
Rottmayer ließ sich nicht provozieren: „Du kannst noch einmal darüber nachdenken. Vielleicht hilft dir das hier."
Er öffnete seinen ledernen Aktenkoffer und legte seine gesammelten Recherchen auf den Tisch. „Ich habe alles dokumentiert: die zeitlichen Abläufe, unsere Gespräche und was ich inzwischen alles über dich und deine Betrügereien weiß."
Bertone lächelte mitleidig. „Wie sagt ihr in Deutschland? Papier ist geduldig. Also: Was man behauptet, muss man auch beweisen können. Und das kann unser lieber kleiner Tommy bestimmt nicht. Und falls einmal Aussage gegen Aussage stehen sollte, dann gewinnt mein Wort gegen die Behauptung eines gescheiterten Spekulanten, eines gescheiterten Pleite-Bankiers - eines untreuen Bankangestellten, der Kundengelder verspielt hat."
Rottmayer trafen Bertones Worte wie Schläge ins Gesicht.
Bertone fuhr ungerührt fort: „Wem würde das Gericht wohl mehr glauben? Also: Papier ist geduldig – aber sonst nur ein paar Cent wert."
„Auch Zeitungspapier?"
„Was für
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