LIEBE DEINEN NÄCHSTEN Noah Fitz Thriller (German Edition)
und von Gewissensbissen geplagt, trottete er zur Bundesstraße. Die Hitze schien ihn zu verhöhnen. Andreas war sich seiner Einsamkeit nur allzu bewusst, er hatte nichts zu verlieren, vielleicht war das ja der Grund, warum ihn der Maskierte ausgesucht hatte.
*****
Ein kalter Strahl Wasser holte Jochen wieder zurück in das aus nacktem Stein gebaute, von Gott verlassene alte Gemäuer, welches alte Möbelstücke beherbergte und nach Tod roch. Ein modriger Geruch stieg ihm in die Nase.
Ein kratzendes Gelächter hallte von den nackten Wänden wider und verursachte einen ohrenbetäubenden Lärm. Am liebsten würde Jochen sich die Ohren zuhalten, nur in seiner Position war es mehr als unmöglich. Sein Atem ging schwer, seine Brust hob und senkte sich ruckartig, er dehydrierte.
„Wasser.“
„Was laberst du da? Du musst schon lauter sprechen, damit ich dich verstehe?“, schrie ihn der maskierte Idiot an und zeigte theatralisch auf seine Inohr-Hörer.
Jochen zitterte zuerst leicht, dann verstärkten sich die konvulsivischen Bewegungen, sein Rücken schlug als einziges frei bewegliche Körperteil gegen das Holz. Er rollte seine Augen nach oben, bis man nur das Weiße seiner Augäpfel sah. Jochen hoffte, dass dieser Idiot auf das Schauspiel hereinfiel und ihm seine Aufführung abkaufte. Jochens Kräfte waren aufgebraucht, länger würde er nicht mehr aushalten.
„Hey, hör auf mit dem Scheiß!“, schrie ihn der Typ an und riss sich die Hörer aus den Löchern seiner Maske heraus. Die Öffnungen hatte er nachträglich hereingeschnitten, um sich die Zeit mit etwas Musik zu verkürzen. Ein Büschel braunen Haares lugte aus einem zu groß herausgeschnittenen Ohr heraus. Das rechte menschliche Ohr war durchstochen, zwei Goldringe baumelten daran und spielten mit dem Abendlicht.
„Was willst du erbärmliches Stück Scheiße?“
„Wasser“, krächzte er noch leiser, verdrehte die Augen so gut er nur konnte, der Schmerz war unerträglich, Jochen hechelte noch schneller. Ein Schwindelgefühl kündigte sich an, doch Raphaels Sohn wollte die Show durchziehen, seine Brust bewegte sich schneller, unvermittelt hielt er kurz inne.
„Verdammt, wenn du mir abkratzt, werde ich dort hängen, verdammt, verdammt, verdammt ...“, das eine Wort ständig wiederholend, suchte er nach irgendetwas, gegen seinen Willen entschloss der völlig verzweifelte Typ sich, Jochen direkt aus dem Schlauch trinken zu lassen. Winselnd huschte er unentschlossen hin und her, der Maskierte wusste nicht, was er als Nächstes machen sollte. Panik und Besorgnis stiegen in ihm auf. Ein lautes Pusten unter der Gummimaske war zu vernehmen, der nicht mehr so coole Perverse schwitzte, stellte Jochen fest.
Nach einer Weile hielt er ein Schlauchende an die trockenen und aufgeplatzten Lippen des Gepeinigten. Den Schlauch knickte er ein, damit der Wasserstrahl nicht zu stark war und seine Geisel trinken konnte.
Jochen machte sehr kleine Schlucke und versuchte, dabei den Kehlkopf nicht zu bewegen. Somit gelang es ihm, den Kleinen zu überlisten und den tödlichen Durst zu löschen.
„ Na? Zufrieden, du Arschloch, hast mir gehörig viel Angst eingejagt. Mach es nicht noch mal! Verstanden?!“ Er wollte sich schon wieder die kleinen Dinger in die Ohren stopfen, da begann Jochen wieder zu murmeln. Sein Peiniger schnaubte verärgert. „Was'n nun, verdammt nochmal?“
„Mach die Fesseln lockerer, ich spüre meine Arme und Füße kaum, sind bestimmt blau. Ich bin Musiker. Wenn mir meine Hände absterben, bekommt ihr keinen Cent mehr für mich.“ Jochen bluffte und setzte alles auf eine Karte. Dabei betete er inbrünstig zu Gott, dass die Hände und Füße überhaupt noch dran waren. Es war sein erstes Gebet seit Langem, und sein erstes aufrichtiges überhaupt, stellte Jochen erschrocken fest.
„Die sind locker genug“, war die einzige Antwort.
‚Verdammt‘ , fluchte Jochen innerlich. Der kleine Kerl glänzte nicht mit seinem Verstand, dass wusste Jochen nun. Jochen war allerdings zu erschöpft, um ihn um den Finger zu wickeln. Raphaels Sohn ging nun aufs Ganze.
„Ich muss dir was sagen“, wisperte er übertrieben leise.
„Was?“
„Du musst schon näher treten“, forderte Jochen ihn heraus.
„Was willste von mir, du Hurensohn?“ Einen Hauch von Panik konnte man in seiner Stimme erkennen.
„Komm näher“, sagte der Gepeinigte, „meine Kräfte entschwinden, ich verrate dir etwas, was dich reich machen kann.“ Ein kehliges
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