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Liebe deinen Naechsten - und nicht nur Ihn

Liebe deinen Naechsten - und nicht nur Ihn

Titel: Liebe deinen Naechsten - und nicht nur Ihn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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lassen.
    »Warum können wir nicht ein bisschen komfortabler reisen?«, zischte Avery ihrer Mutter zu und stieß sie mit dem Ellbogen in ihren yogagestählten Bizeps.
    Edie schob sich die violette Schlafbrille aus Biobaumwolle auf die Stirn. »Aber es ist doch kein furchtbar langer Flug, Schatz. Und im Internet habe ich gelesen, was für eine unfassbar hohe CO2-Bilanz ein einziger Flug mit einem Privatjet hat und …«
    »Ist mir egal«, unterbrach Avery ihre Mutter und starrte beleidigt auf das hässliche Stoffmuster des Vordersitzes. Hätte Remington nicht einfach Geld an irgendeinen CO2-Emissions-Fonds spenden können?
    »So macht es doch viel mehr Spaß! Und schließlich sind wir keine elitären Snobs.« Edie schüttelte heftig den Kopf, als wäre ihr schon die Vorstellung zuwider. »Außerdem werde ich sowieso die ganze Zeit schlafen.« Sie zog ihre Schlafbrille wieder über die Augen und lehnte sich mit einem zufriedenen Lächeln in den Sitz zurück.
    »Eine Frau mit vielen Talenten.« Remington warf Edie einen zärtlichen Blick zu, die den leisen, vogelgezwitscherähnlichen Pfeifgeräuschen nach zu urteilen offenbar bereits eingeschlafen war.
    »Mhm.« Avery zog die Vogue aus ihrer Tasche und schlug sie auf. Mäntel, Mäntel, Mäntel! … die Überschrift verschwamm vor ihren Augen. Wer brauchte schon Mäntel? Sie wollte diese Woche so viel Zeit wie möglich in ihrem Bikini verbringen und konnte es kaum erwarten, mit einer kühlen Margarita neben sich unter Palmen zu liegen und sich einen schimmernden Urlaubsteint zuzulegen.
    Der Typ vor ihr stellte seinen Sitz zurück und rammte dabei die Lehne gegen ihre Knie, was sie ihm mit einem kleinen, wie aus Versehen ausgeführten Schlag gegen die Sitzrückseite heimzahlte und sich vernehmlich räusperte. Musste er seinen Sitz unbedingt jetzt zurückstellen?
    Als der Motor unter ihnen den Boden zum Vibrieren brachte, schloss sie seufzend die Augen. Sie litt ein klitzekleines bisschen unter Flugangst und musste beim Start und bei der Landung immer die Augen zumachen und an irgendetwas Beruhigendes denken. Normalerweise waren das ein Sonnenuntergang in Nantucket oder ein perfekt strukturierter begehbarer Kleiderschrank. Jetzt tauchte jedoch plötzlich Rhys vor ihrem inneren Auge auf. Ob er eher der Speedo- oder der Surfershortstyp war? Die eng anliegenden Speedos fand sie leicht widerlich, aber Owen meinte, es wäre so eine Art Ehrenkodex, dass jeder Schwimmer seine Speedo wann immer und wo immer trug. In Nantucket hatte er sie sogar anstatt Unterhose unter seinen Jeans angehabt. Avery schüttelte sich innerlich. Trotzdem erfasste sie eine seltsame Erregung, als sie sich Rhys in einer Speedo vorstellte.
    So viel zum Thema beruhigende Gedanken.
    Nachdem sie die Reiseflughöhe erreicht hatten, öffnete sie die Augen wieder und blätterte durch eine ihrer Zeitschriften. Wenigstens würde es kein langer Flug werden.
    »Möchten Sie etwas zu trinken?« Ein superdürrer Flugbegleiter mit kurzen, zu Stacheln gegelten Haaren blickte auf sie hinunter.
    »Schwarztee mit Zitrone und Süßstoff«, orderte Avery und spähte verstohlen zu Remington. Sie hätte sich wahnsinnig gern einen wohlverdienten, den Beginn ihrer Ferien einläutenden Wodka Lemon gegönnt, wollte bei ihm aber keinen falschen Eindruck erwecken.
    »Süßstoff und Zitrone haben wir nicht, nur Zucker.« Der Steward reichte ihr mit einem kaum verhohlenen schadenfrohen Grinsen einen winzigen Styroporbecher. »Salzstangen dazu?«
    »Ein bisschen Obst oder ein Joghurt wären mir lieber«, sagte Avery naserümpfend.
    »Wir sind hier kein Restaurant«, antwortete der Steward laut genug für alle Umsitzenden. »Aber ausnahmsweise gebe ich Ihnen zwei Packungen Salzstangen.«
    »Sehr zuvorkommend«, sagte Avery sarkastisch und sah angewidert auf die beiden Mini-Päckchen billige Salzstangen hinunter, die der Steward auf das Plastiktablett vor ihr geworfen hatte.
    »Das hab ich gesehen.« Remington zog mit gespielter Strenge die grau melierten Brauen hoch und legte eine Hand auf die Salzstangen.
    »Tut mir leid«, sagte Avery halb verlegen, halb wütend. Okay, dann führte sie sich eben wie eine verwöhnte Zicke auf. Und wenn schon. Dass ihre Mutter ausgerechnet jemanden finden musste, der die gleichen Hippie-Ideale wie sie hatte, bedeutete für Avery doppelte Strafe. Sie hatte so sehr gehofft, dass Remingtons Banker-Vergangenheit ein bisschen auf Edie abfärben würde, aber anscheinend stand er genauso auf diesen nervenden

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