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Liebe deinen Naechsten - und nicht nur Ihn

Liebe deinen Naechsten - und nicht nur Ihn

Titel: Liebe deinen Naechsten - und nicht nur Ihn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecily von Ziegesar
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Layla nickte.
    Baby bahnte sich einen Weg um eine sechsköpfige übergewichtige Familie herum, die alle Micky-Mouse-Ohren trugen und Jogginghosen mit Mickeys Gesicht auf dem Hintern anhatten. Sie grinste in sich hinein und wünschte, sie hätte jemanden, mit dem sie darüber lachen konnte. In Momenten wie diesem, wenn sie irgendetwas Witziges oder Skurriles sah, sehnte sie sich nach einem Freund – einem Menschen, mit dem sie sich blind verstand. Trotzdem war es wahrscheinlich besser, dass sie allein war. Nach der langen Beziehung mit ihrem Highschoolfreund Tom und der stürmischen Affäre mit J.P. Cashman war sie völlig zufrieden damit, die Ferien mit ihrer Familie, sich selbst und Nabokov zu verbringen.
    Es gibt doch nichts Schöneres als schwermütige russische Klassiker, die einem nächtens das Herz wärmen.
    Baby betrat die hell erleuchtete Flughafenbuchhandlung und betrachtete die Zeitschriftenauslage, als ihr Blick auf die Bitch fiel. Sydney liebte dieses Magazin und nannte es immer »Die feministische Antwort auf Idioten«. Auf dem knallpinken Cover war eine Barbiepuppe abgebildet, über der in geschwungener weißer Schrift Plastik rockt! stand. Es sah irgendwie cool und subversiv aus. Wenn das Heft trotzdem langweilig war, konnte sie sich immer noch eines der fünf Millionen Modemagazine ihrer Schwester ausleihen. Sie nahm es aus dem Regal und ging damit in Richtung der gewundenen Schlange vor der Kasse.
    »Hoppla – hochexplosive Lektüre, die du da in der Hand hältst. Sollte ich lieber einen Sicherheitsabstand zu dir einhalten?«
    Baby wirbelte herum und erwartete, irgendeinen arroganten Studentenschnösel in einem Abercrombie-Shirt vor sich zu sehen. Stattdessen stand sie einem ziemlich süßen Typ in einem ausgeleierten grünen T-Shirt mit der Aufschrift »ITHACA IS GORGES«, einer schwarzen Röhrenjeans und ehemals weißen Chucks gegenüber.
    »Solltest du. Aber nicht wegen der hochexplosiven Lektüre , sondern wegen deines dämlichen Spruchs«, konterte Baby.
    »Tut mir leid. Ging wohl daneben. Ich finde es nur so absurd, dass an Flughäfen immer alle stumm aneinander vorbeihetzen und keiner mit dem anderen spricht. Deswegen versuche ich manchmal was dagegen zu tun. Auf meine eigene blöde Art.« Er zog verlegen lächelnd die Schultern hoch und schob die Hände in die Hosentaschen.
    »Tja dann«, sagte Baby kühl und drehte sich wieder um. Sie war auf eine Auseinandersetzung gefasst gewesen und von seiner netten Art völlig überrumpelt. Das Mädchen vor ihr in der Schlange hatte das Tütchen Sonnenblumenkerne aufgerissen, wegen dem sie anstand, und ließ die ausgelutschten Schalen einfach auf den Boden fallen.
    »Lust auf einen kleinen Snack?« Der Junge zeigte auf den Boden. »Übrigens«, sagte er und beugte sich vertraulich zu ihr, »ich find die Bitch total super. Manchmal übertreibt sie es ein bisschen mit der dritten Welle der Frauenbewegung. Ich meine, irgendwann wird es einfach langweilig, immer wieder zu lesen, dass Lindsay Lohan nicht als postmodernes feministisches Aushängeschild taugt, verstehst du?« Er lächelte schief und entblößte dabei strahlend weiße Zähne.
    Baby runzelte die Stirn. Was war los mit diesem Typen? Sie warf einen Blick auf die Zeitschriften, die er im Arm hielt. Atlantic Monthly, Esquire, Vanity Fair.
    »Aber davon mal abgesehen, wird sie dir gefallen«, fügte er hinzu und riss ihr die Zeitschrift praktisch aus der Hand. »Als Wiedergutmachung für meinen blöden Spruch eben würde ich sie dir gern kaufen. Sozusagen als vorgezogenes Thanksgiving-Geschenk.«
    »Danke«, sagte Baby. Der Typ hatte zwar eine seltsame Art, eine Unterhaltung zu beginnen, aber er schien immerhin Anstand zu haben. Und sein unverkrampft cooler Style gefiel ihr ziemlich gut. Seine zerzausten dunklen Haare waren auf genau die richtige Art unordentlich und offenbar ohne jedes Stylingprodukt. »Dann will ich dir auch was schenken«, entschied sie spontan. »Sozusagen als Zeichen dafür, dass ich deine Wiedergutmachung annehme. Warte …« Sie sah sich um, bis ihr Blick auf die Stofftiere in dem Regal neben der Kasse fiel.
    »Sie haben nichts gefunden?«, fragte die gelangweilt aussehende Kassiererin.
    »Doch, das hier!«, rief Baby und legte einen faustgroßen glupschäugigen Truthahn auf die Ladentheke.
    »Hey, das ist unfair!«, protestierte der Junge. »Du hast dir dein Geschenk selbst aussuchen dürfen.« Er wandte sich zu der Kassiererin. »Eigentlich wollte sie das hier …«,

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