Liebe, die der Teufel schenkt
»Was ist das?« fragte sie.
»Lass dich überraschen.« Es machte ihr nichts aus, dass der Mann sie duzte, so hob sie ihr Glas, wobei die Lippen ein lautloses »Cheerio« formten und dann den Glasrand berührten. Glenda und Eric Turner tranken zur selben Zeit.
»Wie schmeckt dir der Drink?« fragte Eric.
»Gut.«
»Meine Spezialmischung.« Er blieb stehen und drehte das Glas in den Händen.
Glenda wunderte sich. »Willst du dich nicht setzen?« Auch sie duzte den Mann jetzt und hatte nicht einmal ein schlechtes Gewissen dabei bekommen.
»Ich kann es nicht.«
»Wieso das?«
Eric Turner hob die Schultern. »Es ist ganz einfach zu erklären. Die Musik bringt mein Blut in Wallung. Da kann ich alles, nur nicht ruhig sitzen. Du verstehst?«
»Sicher.« Glendas Blick wurde ein wenig verhangen. Sie wusste genau, was der Mann wollte. Und sie wollte es auch! Das war ihr klargeworden. Sie konnte sich diesem fremden Bann einfach nicht entziehen. Hals über Kopf hatte sie sich in Eric Turner verliebt, wobei sie sich selbst eingestand, Wachs in den Händen dieses Mannes zu sein. Als er sein Glas zur Seite stellte und seinen Arm ausstreckte, wusste Glenda sofort, was es zu bedeuten hatte, und sie ergriff die Hand des fremden, ihr dennoch vertraut gewordenen Mannes.
Eine verrückte Situation. Sie kam sich vor wie in einer Schmierenkomödie, in deren Titel auch das Wort Liebe vorkam. Aber sie wehrte sich nicht.
Hinter den Kissen gab es eine freie Fläche, wo auch getanzt werden konnte. Eric führte Glenda dorthin, und sie hatte auch nichts dagegen, als er seinen Arm um sie legte und Tanzhaltung einnahm. Nach den Klängen des Schlagers »Adieu Adeline« begannen sie zu tanzen. Glenda fühlte sich in den Armen des Mannes geborgen. Dass er sie umfangen hielt, kam ihr vor wie ein sicherer Schutz, und sie legte den Kopf zurück, schloss die Augen zur Hälfte, spürte den Körper des anderen dicht an dem ihren und gab sich völlig den Klängen des Klavierspiels hin. Es waren so einschmeichelnde Melodien, dass sie alles andere vergaß. An eine Gefahr dachte sie nicht.
Nur einmal noch an John Sinclair. Wenn er sie jetzt so sehen könnte, er wäre sicherlich eifersüchtig geworden. Fast hätte sie noch gelacht, unterdrückte aber das Gefühl und spürte die Finger des Mannes auf ihrem Körper. Sie hatte nichts dagegen, dass diese auf Wanderschaft gingen und sehr sanft den Rücken streichelten.
Ein Schauer durchrieselte Glenda. Sie drückte sich noch enger an Turner heran. Er sollte ihre Formen spüren, denn sie machte ihm durch diese Geste klar, dass sie nicht mehr gewillt war, noch länger zu warten, denn es brannte bereits in ihr.
Die Hand wanderte wieder höher. Das Kleid besaß zwei dünne Träger, auf dem Rücken einen Reißverschluss. Ihm näherte sich die Hand. Glenda spürte den Ruck kaum, als sich der Verschluss löste und nach unten gezogen wurde. Er endete erst dicht vor ihrem letzten Wirbel, und das Kleid klaffte in zwei Hälften auseinander.
Es machte Glenda nichts aus, die Hand war da und streichelte über die nackte Haut.
Glenda Perkins trug einen dünnen, in der Farbe genau zum Kleid passenden BH, dessen Verschluss ein Könner mit einem Fingerschnippen öffnen konnte. Sicher zählte dieser Eric Turner zu den Könnern. Eine Gänsehaut rann über Glendas Rücken und zeichnete ein Muster auf die nackte Haut, als sich die Finger des Mannes dem Verschluss näherten.
In wenigen Sekunden würde das duftige Dessous fallen, und Glenda hielt die Augen fest geschlossen, um sich nur auf diesen Augenblick zu konzentrieren.
Es kam anders.
Plötzlich berührten sie nicht mehr die Finger, sondern kleine spitze Gegenstände, die in das Fleisch ihres Rückens stachen. Von einer Sekunde zur anderen war der Zauber verflogen. Kurz darauf stieß Eric Glenda so hart gegen die Schulter, dass sie einige Schritte zurücktaumelte und sich nur mit Mühe fangen konnte. Ein böses, grausames Lachen schallte ihr entgegen.
Das war es nicht einmal, was sie so sehr erschreckte. Vielmehr starrte sie auf die rechte Hand des Mannes, die zu einer Reptilienklaue geworden war, und aus ihr schaute lang, schmal und spitz ein Dolch hervor…
***
Ich hörte das Zischen, die Figur wurde glühend heiß, und im nächsten Augenblick schossen Flammen in die Höhe.
Nicht aus der Statue, sondern - ich konnte es kaum fassen - aus dem Körper des Mädchens! Höllenfeuer!
Ich war für eine Sekunde wie vor den Kopf geschlagen. In dieser kurzen Zeitspanne
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