Liebe, die der Teufel schenkt
Als wir an der Tür waren, flüsterte Dr. Walker: »Sie wird Schmerzen haben, die Wirkung der Spritze lässt allmählich nach.«
»Was können Sie tun?«
»Wir werden zusehen, dass sie bald einschläft. Das ist am besten.«
Einen letzten Blick warf ich noch zurück. Bea war an zahlreiche Geräte angeschlossen, die ihre Körperfunktionen überwachten. Ich war der Meinung, dass sie hier im Krankenhaus in guten Händen war und wandte mich beruhigt ab.
Der Arzt blieb an meiner Seite. »Ich habe ja nun Ihr Gespräch gehört. Sie sprachen vom Teufel und der Hölle. Glauben Sie wirklich daran, Mr. Sinclair?«
»Ja.«
»Das gibt es doch nicht!«
»Schauen Sie sich das Mädchen an. Sie haben mir vorhin noch erklärt, dass Sie sich die Verbrennungen nicht vorstellen können. Sie sind auch nicht durch ein natürliches Feuer entstanden, sondern durch die Flammen der Hölle. Das müssen Sie als Tatsache akzeptieren. Und ich hoffe, dass Beas Haut wieder heilt.«
»Was die Frage ist«, gab der Mediziner ehrlich zu.
»Drücken wir ihr die Daumen.« Danach verabschiedete ich mich von Dr. Walker. Den Weg nach unten fand ich allein. Mein Bentley stand auf dem Parkplatz. Ich wollte erst einmal zum Büro fahren und mit Suko über den Fall reden. Was mit dieser Verbrennung angefangen hatte, konnte Dimensionen annehmen, die wir bisher nicht überblickten. Immer wenn der Satan eingriff, stand Großes auf dem Spiel.
Es wurde wieder zu einer Qual, sich durch den Londoner Mittagsverkehr zu wühlen. Das sonnige Wetter schien die doppelte Anzahl von Fahrzeugen auf die Straßen gelockt zu haben. Ich geriet in einige Staus und erreichte mit ziemlicher Verspätung Scotland Yard. Suko fand ich zeitunglesend hinter dem Schreibtisch. Er hatte die Beine hochgelegt und ließ das Blatt sinken, als ich das Büro betrat.
»Treibt es dich auch mal wieder zurück?« fragte er.
»Sicher«, erwiderte ich und ließ mich auf meinen Stuhl fallen.
Sukos Augen wurden groß. »Was hast du denn mit deinem Jackett gemacht?«
»Es sind Brandspuren.«
»Und wo hast du dir die geholt?«
»Hast du Zeit für eine interessante Geschichte?«
»Immer.«
Ich erzählte. Suko hörte mir schweigend zu, und er nickte ein paar Mal. Vor allen Dingen zuckte er zusammen, als ich die Verbindung Wikka und Asmodis erwähnte.
»Dann steht uns ein harter Strauß bevor.«
»Da sagst du was.«
Suko fing plötzlich an zu grinsen.
»Was ist denn so lustig?«
»Ich denke an diese Kasernenhof-Gymnastik.«
»Wieso?«
»Aerobic, mein Lieber. Etwas anderes als Kasernenhof-Gymnastik ist das ja nicht.«
Da hatte Suko recht. Statt des Feldwebels steht eine Frau vor der Gruppe, macht alles vor, und die Schüler imitieren sie. Eine tolle Art. Als Individuum kommt man dabei zu kurz. Aber die Modekasse stimmt. Schließlich kommt man bei Aerobic mit einem normalen Turnanzug nicht aus.
»Wäre doch auch was für uns, dieses Aerobic«, schlug der Inspektor vor. »Und wie. Wir werden uns den Laden sowieso anschauen.«
Suko hatte einen Einwand. »Aber zwei Männer? Ich weiß nicht so recht. Es sollte zumindest eine Frau dabei sein. Ich könnte Shao mal fragen oder auch Glenda.«
»Ist mir zu gefährlich.« Ich schaute zur Tür. »Ach ja, Glenda, wo steckt sie eigentlich?«
»Das frage ich mich auch«, antwortete Suko. »Sie wollte nur mal kurz weg und sich eine Tote anschauen.«
»Was?«
»Ja, eine Schulfreundin ist ums Leben gekommen. Unfall, wie ich hörte. Muss verdammt schlimm gewesen sein. Wie mir Glenda berichtete, soll sie sogar verbrannt…«
Auf einmal zuckte Suko zusammen, und auch ich schoss von meinem Stuhl hoch. Verbrannt, das war es!
Rita war ebenfalls auf diese schaurige Art und Weise ums Leben gekommen, und Bea wäre es fast ebenso ergangen. Suko und ich saßen uns gegenüber und starrten uns gegenseitig an.
»Verdammt«, flüsterte der Inspektor nur.
Ich musste erst meine Gedanken ordnen »Hat sie gesagt, zu welchem Friedhof sie wollte?«
»Nein.«
»Das kann heiter werden.« Mit der flachen Hand schlug ich auf den Schreibtisch. Es gab in London zahlreiche Friedhöfe. Sie alle abzufahren, hätte zuviel Zeit gekostet, deshalb mussten wir die Fahndung einschalten. Auch musste doch herauszufinden sein, in welches Leichenhaus man eine Frau mit verbranntem Körper eingeliefert hatte. Diese Aufgabe übernahm Suko. Es gibt bei uns einige Spezialisten, die sich um alles kümmern, was eigentlich nicht viel mit Polizeiarbeit zu tun hat, sondern nur Dinge am Rande
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