Liebe, die der Teufel schenkt
Folgen der Verbrennungen werden auch vorbeigehen. Verstehen Sie mich?«
»Ja.«
»Sie wissen, dass ich Polizist bin und einige Fragen stellen muss. Und Sie wissen ferner, dass Sie etwas falsch gemacht haben. Man paktiert nicht mit dem Teufel.«
Als ich das letzte Wort aussprach, verzog sich ihr Gesicht. Ich hatte ins Schwarze getroffen. »Der Teufel ist stark!« hauchte sie. »Er wird mich finden. Ich habe ihm meine Seele verschrieben. Durch die Statuen sind wir miteinander verbunden. Er hat mir seine Liebe geschenkt.«
Ich schüttelte den Kopf. »Der Teufel hat keine Liebe zu verschenken, Bea. Glauben Sie mir, der Satan will nur den Menschen. Und zwar mit Haut und Haaren. Wer sich einmal in seine Klauen begibt, kommt meistens nicht mehr los. Und wenn, dann verliert er sein Leben. Wie Rita. Sie aber haben Glück gehabt, und nun möchte ich Sie bitten, mir zu helfen, damit andere auch dieses Glück haben können. Wir dürfen der Hölle keine Chance lassen.«
Meine Worte waren sehr eindringlich gesprochen, wobei ich hoffte, dass Bea sie auch begriffen hatte.
Sie schwieg zunächst. Auch ich sagte nichts mehr und ließ ihr Zeit. Schließlich flüsterte sie: »Ein Mensch wie du, Bulle, kann nichts gegen ihn ausrichten.«
»Das ist ein Irrtum!« klärte ich sie auf. »Haben Sie nicht gesehen, dass ich die Statue vernichtet habe?«
»Nein…«
»Es stimmt aber. Sie existiert nicht mehr. Damit ist auch der Bann von Ihnen genommen. Der Teufel wird Ihnen nichts mehr tun, Bea. Helfen Sie mir, auch die anderen zu befreien.«
»Wie soll ich das machen?«
»Indem sie mir alles erzählen, Kind. Aber wirklich alles. Wo haben Sie Kontakt aufgenommen?«
»Es war schön, als ich ihn kennen lernte. Er war so nett, so hilfsbereit, so wunderbar.«
»Wer?«
»Eric Turner.«
Den Namen hatte ich noch nie gehört. Das sagte ich dem Mädchen auch. »Wer ist denn dieser Eric Turner?«
»Wir haben uns alle in ihn verliebt. Er beglückt uns mit Worten und mit…«
»Ich weiß schon«, unterbrach ich sie. »Aber er muss euch doch auf irgendeine Art und Weise kennen gelernt haben, oder nicht?«
»Ja, das stimmt. Wir sind zu ihm in den Kursus gegangen.«
»In einen Höllenkursus?« fragte ich skeptisch.
»Aerobic!« flüsterte sie.
Mir ging ein Kronleuchter auf. Ich dachte wieder an die Bücher über Aerobic. Bea hatte sie gesammelt, nicht ohne Grund. Sie beschäftigte sich mit diesem neuen Modetrend. Auch die Hölle war flexibel. Das bekam ich mal wieder bestätigt. Der Teufel hatte es gelernt, sich auf seine ureigenen Eigenschaften zu besinnen. Er trat in der heutigen Zeit so auf, wie er es früher immer getan hatte. Nicht mehr direkt als Höllenfürst, sondern in Verkleidung. Da konnte er sich zahlreiche Masken aussuchen, es gab ja so vielfältige Möglichkeiten, und auch diese Aerobic-Ideologie hatte er sich zu Nutzen gemacht.
»Leitet er den Kursus?« fragte ich.
»Nein.«
»Wer dann?«
»Seine Vertreter und seine Vertreterinnen.«
»Wikka, nicht wahr?«
»Ich habe sie nie direkt gesehen.«
Das konnte ich mir gut vorstellen, denn Wikka hatte einiges zu verbergen. Vor allen Dingen ihr Gesicht, das mit dem Hexenstein Bekanntschaft gemacht hatte und jetzt nur noch eine schwarze, verbrannte Fläche war. Sie konnte sich nicht mehr so unter die Menschen trauen wie früher und musste mehr aus dem Hintergrund agieren. Wikka konnte man ohne weiteres als die rechte Hand des Satans bezeichnen. Sie war ihm treu ergeben und tat alles, um seine und ihre Macht auf der Welt zu festigen. Ein paar Mal war ich bisher mit ihr zusammengetroffen und hatte erleben müssen, wie stark ihre Hexenkräfte waren. Sie stellte damit so manchen großen Dämonen in den Schatten.
Noch etwas hatte sie geschafft.
Auf ihrer Seite befand sich jetzt Jane Collins, die ehemalige Detektivin. Sie war zu Wikkas bester Schülerin aufgestiegen und ging in ihrem Hexenkult völlig auf.
Bea atmete schwer und stöhnte leise. Die Laute drangen aus ihrem geöffneten Mund. Hinter mir bewegte sich der Arzt. »Ich finde, dass es reicht, Mr. Sinclair«, sagte er.
»Ja, nur noch eine Frage hätte ich gerne.« Ich schaute ihn dabei an, und er nickte. »Bea. Sie haben vorhin von dieser Aerobic-Schule gesprochen. Wo kann ich sie finden? Wie heißt sie?«
»In Kensington…«
»Den Namen der Schule bitte.«
Sie atmete röchelnd. »Aerobic Center.«
»Mehr nicht?«
»Nein…«
Der Arzt berührte meine Schulter. Ich verstand ihn, wünschte Bea alles Gute und stand auf.
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