Liebe, fertig, los!: Roman (German Edition)
schnitt er sich das linke Ei ab.
»Lexie«, sagte Georgeanne, die im Kücheneingang stand und sich die Hände an einem Handtuch abtrocknete. »Ich glaube nicht, dass John mit dir Barbie spielen will.«
»Bitte«, bettelte Lexie ihn an. »Du darfst auch die schönsten Kleider aussuchen.«
Er schaute in ihr Gesichtchen mit den großen blauen Augen
und den rosigen Wangen und hörte sich sagen: »Okay, aber ich darf Ken sein.«
Lexie sprang aus ihrem Sessel und rannte aus dem Raum. »Ich hab kein’ Ken, weil sein Bein abgebrochen ist«, rief sie über ihre Schulter.
Er warf Georgeanne einen Blick zu, die mit einem mitleidigen Ausdruck in den Augen dort stand und den Kopf schüttelte. Wenigstens ignorierte sie ihn nicht mehr.
»Spielst du auch mit?«, fragte er, in der Hoffnung, sich nach kurzer Zeit ausklinken zu können, wenn Georgeanne mitmachte.
Sie lachte leise und ging zur Couch. »Auf keinen Fall. Du hast das Vorrecht auf alle tollen Klamotten.«
»Ich trete es dir ab«, versprach er.
»Tut mir leid, großer Junge.« Sie nahm eine Zeitschrift in die Hand und setzte sich. »Du bist auf dich gestellt.«
Schwer mit Spielzeug beladen, tauchte Lexie wieder auf, und John hatte das schreckliche Gefühl, in der Falle zu sitzen.
»Du darfst auch Jewel-Hair-Barbie sein«, meinte Lexie großzügig und warf ihm die nackte Puppe zu. Dann öffnete sie die Arme, und pastellfarbenes Plastikmobiliar fiel klappernd zu Boden.
Er setzte sich im Schneidersitz hin, nahm die Puppe in die Hand und unterzog sie einer schnellen Prüfung. Als Kind hätte er so ziemlich alles dafür gegeben, mal eine nackte Barbie anzufassen, doch er hatte nie das Glück gehabt, so nah an eine ranzukommen, um sie auch nur anzusehen. Und jetzt, wo sich ihm die Gelegenheit bot, musste er feststellen, dass sie einen knöchernen Arsch hatte und ihre Knie merkwürdige Knirschgeräusche machten.
Sich in sein Schicksal ergebend, hockte er auf dem Boden
und durchsuchte einen Kleiderhaufen. Er entschied sich für ein Trikot mit Leopardenmuster mit dazu passenden Leggings. »Gibt’s dazu auch eine Handtasche?«, fragte er Lexie, die damit beschäftigt war, den Schönheitssalon aufzubauen.
»Nee, aber Stiefel kannste haben.« Sie durchwühlte ihr Zeug und reichte sie ihm.
Er sah sie sich an. »Genau das, was jede gut angezogene Frau braucht: ein Paar Nuttenstiefel.«
»Was sind Nuttenstiefel?«
»Nicht so wichtig«, mischte sich Georgeanne hinter ihrer Zeitschrift ein.
Mit Puppen zu spielen war eine neue Erfahrung für John. Er hatte keine Schwester oder sonstige enge weibliche Verwandte in seinem Alter. Als Kind hatte er mit Action-Figuren gespielt, aber vor allem Eishockey. Er zog das Trikot über Barbies harte Plastikbrüste und griff nach den Leggings. Als er die Puppe ankleidete, stellte er mehrere Dinge fest. Erstens, dass es echt beschissen war, ein Paar Leggings über Gummibeine zu ziehen, und zweitens, dass Barbie, wenn sie echt wäre, nicht der Typ Frau war, dem er beim An- oder Ausziehen würde helfen wollen. Sie war dürr und hart, und ihre Füße waren spitz. Ihm fiel noch etwas anderes auf. »Ähm, Georgeanne?«
»Hmmm?«
Er wandte sich zu ihr. »Du erzählst doch keinem hiervon, oder?«
Sie ließ die Zeitschrift sinken und schaute ihn mit ihren großen grünen Augen an. »Wovon?«
»Hiervon«, sagte er und deutete auf den Schönheitssalon. »So was könnte meinen Ruf als knallhartes Arschloch ernsthaft gefährden. Oh, Verzeihung«, korrigierte er sich, bevor
eines der beiden weiblichen Wesen Gelegenheit dazu hatte. »So was könnte mir das Leben zur Hölle machen.«
Ihr schadenfrohes Gelächter brachte sie einander wieder näher, und er musste einfach mitlachen. Vermutlich sah er echt albern aus, wie er dort saß und versuchte, einer Barbiepuppe Stiefel anzuwürgen. Dann erstarb Georgeannes Gelächter abrupt, und sie warf die Zeitschrift auf den Beistelltisch. »Ich gehe jetzt duschen«, verkündete sie und stand auf.
»Willst du jetzt deine Dauerwelle?«, fragte Lexie.
John registrierte das Wiegen von Georgeannes Hüften, als sie den Raum verließ. »Muss ich mir denn eine Dauerwelle machen lassen?«, fragte er und wandte seine Aufmerksamkeit wieder seiner Tochter zu.
»Ja.«
John ließ seine Barbie mit den Nuttenstiefeln zum pinkfarbenen Salonstuhl hüpfen. Er wusste nicht viel über Schönheitssalons, hatte aber mal eine Freundin oder auch zwei gehabt, die dort ihre Zeit und sein Geld vergeudet hatten. »Könnten Sie mir
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