Liebe, fertig, los!: Roman (German Edition)
glaubte an »Auge um Auge, Zahn um Zahn«. Doch sie konnte verstehen, wie ein gut aussehender Kerl wie John eine Frau dazu bringen konnte, über einiges hinwegzusehen – wie zum Beispiel nach einem One-Night-Stand am Flughafen abserviert zu werden –, wenn sich die Frau von einem neunzig Kilo schweren Muskelpaket angezogen fühlte, was Mae natürlich nicht tat.
»Er hätte nicht so weit gehen müssen. Ich hab ihm auch so alles gegeben, was er wollte. Jedes Mal, wenn er Lexie sehen wollte, habe ich es arrangiert.« Georgeanne standen vor Wut die Tränen in den Augen. »Er hätte nicht mit mir schlafen müssen. Ich bin kein Sozialfall.«
Selbst an ihrem schlimmsten Scheißtag mit dunklen Augenringen und abgesplitterten Fingernägeln bezweifelte Mae ernsthaft, dass irgendein Mann Georgeanne für einen Sozialfall halten würde. »Glaubst du wirklich, er hat mit dir geschlafen, weil du ihm leidgetan hast?«
Georgeanne zuckte mit den Schultern. »Ich glaube zwar nicht, dass es ein großes Opfer für ihn war, aber ich weiß, dass er mich zufriedenstellen wollte, bis er und sein Anwalt sich zusammensetzen und entscheiden, was sie wegen des Sorgerechts für Lexie unternehmen wollen.« Sie vergrub das Gesicht in den Händen. »Es ist so demütigend.«
»Wie kann ich dir helfen?« Mae beugte sich vor und legte
Georgeanne mitfühlend die Hand auf die Schulter. Sie würde es mit der ganzen Welt aufnehmen, wenn es um die Menschen ging, die sie liebte. In ihrem Leben hatte es Zeiten gegeben, in denen es ihr so vorgekommen war. Als Ray noch am Leben war, hatte sie die Kämpfe für sie beide ausgefochten, besonders an der Highschool, als es großen, eingebildeten Sportlertypen gefallen hatte, ihn mit nassen Handtüchern zu schlagen. Ray hatte den Sportunterricht gehasst, aber Mae hatte die Sportskanonen verabscheut, die in der Turnhalle das Sagen hatten. »Was soll ich tun? Soll ich mit Lexie reden?«
Georgeanne schüttelte den Kopf. »Ich glaube, Lexie braucht Zeit, um das alles zu verdauen.«
»Soll ich mit John reden? Ich könnte ihm deinen Standpunkt erklären, und vielleicht …«
»Nein.« Sie wischte sich mit den Handrücken über die Wangen. »Er soll nicht wissen, wie sehr er mich wieder verletzt hat.«
»Ich könnte jemanden anheuern, der ihm die Kniescheiben zertrümmert.«
Georgeanne schwieg und sagte dann: »Nein. Wir haben nicht genug Geld, um einen professionellen Killer anzuheuern, und ohne das nötige Kleingeld kriegt man nur schwer gutes Personal. Überleg nur, was mit Tonya Harding passiert ist. Aber danke für das Angebot.«
»Ach … Wozu hat man Freunde?«
»Ich habe diesen Kummer mit John schon einmal überwunden. Natürlich war Lexie damals noch kein Thema, aber ich schaffe es auch diesmal. Ich weiß zwar noch nicht, wie, aber ich schaffe es.« Georgeanne zog ihren Morgenrock fest um sich und runzelte die Stirn. »Und dann ist da noch Charles. Was soll ich ihm bloß sagen?«
Mae griff nach ihrem Espresso. »Absolut nichts«, antwortete sie und trank einen Schluck.
»Ich soll ihn anlügen?«
»Nein. Verschweig es ihm einfach.«
»Was soll ich sagen, wenn er mich fragt?«
Sie stellte ihren Kaffee wieder auf den Tisch. »Das hängt davon ab, wie sehr du ihn magst.«
»Ich mag Charles wirklich. Ich weiß, es sieht nicht so aus, aber es stimmt.«
»Dann lüg ihn an.«
Georgeanne ließ die Schultern hängen und seufzte. »Ich hab ein schlechtes Gewissen. Ich kann nicht glauben, dass ich mit John in die Kiste gesprungen bin. Ich hab nicht mal an Charles gedacht. Vielleicht bin ich eine dieser Frauen, über die man in der Cosmo liest, die ihre Beziehungen in den Sand setzen, weil sie tief drinnen davon überzeugt sind, dass sie es nicht wert sind, geliebt zu werden. Vielleicht ist es mir vorherbestimmt, Männer zu lieben, die meine Liebe nicht erwidern.«
»Vielleicht solltest du aufhören, Cosmo zu lesen.«
Georgeanne schüttelte den Kopf. »Ich hab solchen Mist gebaut. Was soll ich bloß tun?«
»Du kommst darüber hinweg. Du bist eine der stärksten Frauen, die ich kenne.« Mae tätschelte Georgeannes Schulter. Sie hatte großes Vertrauen in Georgeannes Stärke und Entschlossenheit. Sie wusste, dass ihre Freundin sich nicht immer als Kämpfernatur sah, aber andererseits sah Georgeanne sich auch nur selten im richtigen oder gar objektiven Licht. »Hey, hab ich dir erzählt, dass Hugh, der Keeper, mich angerufen hat, als du in Oregon warst?«
»Johns Freund? Warum?«
»Er wollte mit mir
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