Liebe, fertig, los!: Roman (German Edition)
anderen Ende des Schreibtischs.
John sah dem älteren Mann ins Gesicht und wusste sofort, warum er herbeizitiert worden war. Bitterkeit und Erschöpfung ließen die kleinen Tränensäcke unter Virgils Augen ausgeprägter erscheinen, sodass man ihm seine fünfundsiebzig Jahre ansah. John setzte sich in den Ohrensessel aus Leder und wartete.
»Sie schienen neulich ehrlich überrascht, Georgeanne Howard im Fernsehen zu sehen.«
»War ich auch.«
»Sie wussten nicht, dass sie hier in Seattle ihre eigene Sendung hat?«
»Nein.«
»Wie kann das sein, John? Sie beide stehen sich doch ziemlich nahe.«
»So nahe dann wohl doch wieder nicht«, antwortete John und fragte sich, wie viel Virgil wusste.
Virgil nahm ein Blatt Papier in die Hand und reichte es über den Schreibtisch. »Das beweist, dass Sie lügen.«
John nahm das Dokument und überflog die Kopie von Lexies Geburtsurkunde. Er war als Lexies Vater aufgeführt, was
ihn normalerweise gefreut hätte, doch er schätzte es nicht, wenn man in seinem Privatleben herumschnüffelte. Er warf den Zettel wieder auf den Schreibtisch und erwiderte Virgils zornigen Blick. »Woher haben Sie das?«
Virgil tat Johns Frage mit einer wegwerfenden Handbewegung ab. »Stimmt das?«
»Ja. Woher haben Sie das?«
Virgil zuckte mit den Schultern. »Ich habe Georgeanne überprüfen lassen, und Sie können sich meine Überraschung vorstellen, als ich Ihren Namen las.« Er hielt diverse Urkunden, darunter Johns rechtliche Anerkennung der Vaterschaft, hoch. Virgil reichte sie ihm nicht, doch das war auch nicht nötig. John hatte Kopien davon zu Hause. »Anscheinend haben Sie mit Georgeanne ein Kind gezeugt.«
»Sie wissen es doch, warum lassen Sie den Scheiß nicht einfach und kommen auf den Punkt.«
Virgil legte die Papiere wieder hin. »Das ist etwas, das ich schon immer an Ihnen geschätzt habe, John. Sie schleichen nicht wie die Katze um den heißen Brei herum.« Er wandte den Blick nicht von ihm, als er fragte: »Hatten Sie mit meiner Verlobten Sex, bevor oder nachdem sie mich in meinem eigenen Garten versetzt hat und mich aussehen ließ wie einen lächerlichen alten Narren?«
Auch wenn John es nicht schätzte, wenn jemand in seiner Vergangenheit schnüffelte, und ihm diese persönliche Frage unangenehm war, hielt er sie für durchaus gerechtfertigt. Er empfand genug Respekt für Virgil, um ihm das Recht auf eine Antwort zuzugestehen. »Ich habe Georgeanne kennengelernt, als sie die Hochzeit Hals über Kopf verließ. Ich hatte sie nie gesehen, bevor sie aus Ihrem Haus gerannt kam und mich bat, sie mitzunehmen. Sie trug kein Hochzeitskleid, und ich wusste nicht, wer sie war.«
Virgil setzte sich auf seinem Stuhl zurück. »Aber irgendwann wussten Sie es.«
»Ja.«
»Und als Sie herausfanden, wer sie war, haben Sie trotzdem mit ihr geschlafen.«
John runzelte die Stirn. »Offensichtlich.« In seinen Augen hatte er Virgil einen großen Gefallen getan, als er Georgeanne von der Hochzeit wegbrachte. Sie konnte richtiggehend fies werden, und John glaubte nicht, dass der alte Herr damit umgehen könnte, wenn man ihm sagte, dass er im Bett nicht gerade unvergesslich wäre. Nicht so wie John. Virgil war ohne sie besser dran.
»Wie lange waren Sie liiert?«
»Nicht lange.« Er kannte Virgil, und der alte Mann hatte ihn nicht extra über den Sund zu sich zitiert, um pikante Details zu hören. »Kommen Sie auf den Punkt.«
»Sie haben verdammt gutes Eishockey für mich gespielt, und mir war immer egal, wohin Sie Ihren Schwanz stecken. Aber als Sie Georgeanne gefickt haben, haben Sie auch mich gefickt.«
John sprang auf und erwog ernsthaft, über den Schreibtisch zu springen und Virgil zusammenzuschlagen. Wäre Virgil nicht so viel älter gewesen, hätte er es vielleicht sogar getan. Georgeanne war die verführerischste und heißeste Frau, mit der er je zusammen gewesen war, aber sie war nicht nur ein Fick. Sie war mehr für ihn, und sie verdiente es nicht, dass man über sie sprach, als taugte sie nichts. Mit Mühe beherrschte er seine Wut. »Sie sind immer noch nicht auf den Punkt gekommen.«
»Sie können Ihre Karriere bei den Chinooks haben oder Georgeanne. Beides geht nicht.«
Noch weniger, als wenn man in seinem Privatleben herumschnüffelte,
mochte es John, wenn man ihm drohte. »Drohen Sie mir etwa mit einem Wechsel?«
Virgil war todernst, als er knurrte: »Nur wenn Sie mich dazu zwingen.«
John zog in Erwägung, Virgil zu sagen, er solle sich das alles in seinen
Weitere Kostenlose Bücher