Liebe, fertig, los!: Roman (German Edition)
wie Georgeanne, ihre wahren Gefühle zu verbergen, brachte nur mit Mühe eine Art von Lächeln zustande. Eigentlich war es mehr ein Lippenzucken.
»Das ist Mr. Miner, und du erinnerst dich doch noch an Mr. Kowalsky, nicht wahr, Lexie?«, fragte Georgeanne und setzte die Vorstellungsrunde fort.
»Ja. Hallo.«
»Hallo, Lexie. Wie geht’s dir so?«, fragte John.
»Tja«, legte Lexie mit einem dramatischen Seufzer los. »Gestern hab ich mir zu Hause den Zeh an der Veranda gestoßen und den Ellenbogen echt doll am Tisch angehauen, aber jetzt geht’s mir schon besser.«
John schob die Hände bis zu den Fingerknöcheln in die Vordertaschen seiner Jeans. Er schaute auf Lexie hinab und fragte sich, was Väter zu kleinen Mädchen sagten, die sich die Zehen und Ellenbogen stießen. »Freut mich, dass es dir besser geht«, war alles, was er zustande brachte. Ihm fiel nichts Besseres ein, und deshalb sah er sie nur an. Er tat sich keinen Zwang an und betrachtete sie so eingehend, wie er es sich wünschte, seit er erfahren hatte, dass sie sein Kind war. Er schaute ihr ins Gesicht, das diesmal ohne dicke Schichten aus Lippenstift und Lidschatten war, und sah sie zum ersten Mal richtig. Er entdeckte winzige braune Sommersprossen auf ihrer kleinen geraden Nase. Ihre Haut sah so glatt aus wie Sahne, und ihre Pausbacken waren gerötet, als wäre sie gerade gerannt. Sie hatte einen Schmollmund wie Georgeanne, aber ihre Augen waren seine, von der Farbe angefangen bis hin zu den Wimpern, die er von seiner Mutter geerbt hatte.
»Ich hab ’nen Drachen«, informierte sie ihn.
Ihre dunkelbraunen Haare ringelten sich in Locken unter einem Jeanshut hervor, auf den eine große Sonnenblume genäht war. »Ja? Das ist schön«, stieß er hervor und fragte sich, was, zum Henker, mit ihm los war. Er signierte ständig Tauschkarten für Kinder. Ein paar seiner Teamkameraden brachten ihre Kinder mit zum Training, und er hatte nie Probleme, mit ihnen zu reden. Doch aus irgendeinem Grund fiel ihm nichts ein, was er seinem eigenen Kind sagen konnte.
»Tja, heute ist ein herrlicher Tag für ein Picknick«, trällerte
Georgeanne, und Lexie wandte sich ab. »Wir haben einen kleinen Lunch zusammengestellt. Ich hoffe, die Herren sind hungrig.«
»Ich sterbe vor Hunger«, gestand Hugh.
»Was ist mit dir, John?«
Als Lexie auf ihre Mutter zuging, fielen John hinten auf ihrem Jeanskleid Grasflecken auf. »Was soll mit mir sein?«, fragte er und blickte auf.
Georgeanne lief um das entgegengesetzte Ende des Tisches und schaute zu ihm hinüber. »Hast du Hunger?«
»Nein.«
»Möchtest du ein Glas Eistee?«
»Nein. Keinen Tee.«
»Na schön«, meinte Georgeanne, und ihr Lächeln geriet ins Wanken. »Lexie, reichst du bitte Mae und Hugh einen Teller, während ich den Tee eingieße?«
Seine Antwort verärgerte Georgeanne offensichtlich, aber das war ihm egal. Er fühlte sich wie kurz vor einem Spiel. Lexie machte ihm höllische Angst, und er wusste nicht, warum.
In seinem Leben hatte er schon den härtesten Guards gegenübergestanden, die die NHL auf ihn losgelassen hatte. Er hatte sich das Handgelenk und den Fußknöchel gebrochen, sein Schlüsselbein war zweimal durchgeknackst wie ein Zweig, und er konnte mit fünf Stichen in der linken Augenbraue, mit sechs auf der rechten Kopfhälfte und vierzehn im Mund aufwarten. Und das waren nur die Verletzungen, die ihm momentan einfielen. Doch nach jedem Unfall hatte er sich nach der Erholungsphase seinen Schläger geschnappt und war furchtlos wieder aufs Eis gelaufen.
»Mr. Wall, willste ’nen Saft?«, fragte Lexie und kletterte auf die Bank.
Er sah ihre dünnen Beinchen und zarten Knie von hinten und fühlte sich, als hätte ihm jemand den Ellbogen in den Bauch gerammt. »Was denn für Saft?«
»Blaubeere oder Erdbeere.«
»Blaubeere«, antwortete er. Lexie hopste wieder von der Bank und rannte um den Tisch zu einer Kühltasche.
»Hey, Wall, du solltest diese Lachs-Spargel-Dinger probieren«, riet Hugh ihm, der sich genüsslich den Mund damit vollstopfte, während er zu ihnen geschlendert kam und sich John gegenüber neben Georgeanne stellte.
»Freut mich, dass sie Ihnen schmecken.« Georgeanne wandte sich lächelnd an Hugh, und es war nicht das falsche Lächeln, mit dem sie John bedacht hatte. »Ich war mir nicht sicher, ob ich den Lachs dünn genug geschnitten habe. Ach ja, Sie müssen unbedingt noch die Rippchen probieren. Die Pflaumen-Barbecue-Soße haut einen um.« Sie warf ihrer Freundin,
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