Liebe für Anfänger
Er zieht diese Guerilla-Nummer durch, schleicht im Wald herum und hinterlässt überall Papierchen von Schokoriegeln. Ich habe extra Wachleute eingestellt, aber die kriegen das Schlitzohr auch nicht zu packen.«
»Sind Sie sicher, dass er nicht gewalttätig ist?«
»Er ist gewaltig gewaltlos. Er macht es mir nur so schwer wie möglich, weil er meine Aufmerksamkeit erregen will.«
Nick machte eine Pause. »Sie müssen ja denken, dass unsere Familie komplett durchgeknallt ist. Mir wäre wohler, wenn ich wüsste, dass Sie auch ein paar Leichen im Keller haben. Können Sie mir nicht eine Anekdote über irgendeinen seltsamen Verwandten erzählen?
»Tut mir Leid«, sagte Billie und lachte. »Meine Verwandtschaft ist total langweilig. Die haben schon Schwierigkeiten, Luftballons platzen zu lassen. Wo sind eigentlich Max‘ Eltern?«
»In Europa. Sie sind zum Irish Derby rübergeflogen und dann weiter nach Südfrankreich. Sie sind in Bezug auf Max und Deedee völlig ahnungslos, weil sie nur selten da waren, als die beiden aufwuchsen. Wissen Sie, Max kam völlig unerwartet, deswegen ist er auch zehn Jahre jünger als seine Schwester. Deedee ist das reizende Dummerchen und Max das exzentrische Genie. Er hat sich mit zwei Jahren selbst das Lesen beigebracht und mit zwölf die Highschool abgeschlossen. In den letzten vier, Jahren hat er von einer renommierten Uni an die nächste gewechselt, weil es ihm überall zu langweilig war.
Max brauchte täglich eine richtige Herausforderung. Komischerweise scheint er mich besonders zu mögen, er möchte immer den Sommer bei mir verbringen. Was bedeutet, dass ich im Moment für ihn verantwortlich bin.« Er formte mit der Hand eine Pistole, setzte sich den Zeigefinger an die Schläfe und drückte ab.
»Sie mögen ihn aber, oder?«
»Ja. Er ist kein schlechter Junge. Er weiß nur mit all seinen Begabungen nicht umzugehen, und seine Eltern haben seine Genialität nie gefördert oder auch nur anerkannt. Für sie ist er bloß eine Belastung.«
»Ich glaube, was Max jetzt am dringendsten braucht, ist eine feste Umarmung und eine Möglichkeit, seine Energien zu bündeln.«
Nick zog die Mundwinkel hoch. Nur Billie konnte für Max eine Umarmung vorschlagen, die er wahrscheinlich tatsächlich am dringendsten benötigte. Er sah sie an, und ihn überkam eine ungewohnte Zärtlichkeit.
Eine halbe Stunde später nahmen sie ihr Eis mit in eine kleine Kammer neben dem Wintergarten, und Nick schob
African Queen
in den Videorekorder.
Billie riss überrascht die Augen auf. »Woher wissen Sie, dass ich Bogart-Fan bin?«
»Gut geraten.«
»Casablanca habe ich bestimmt eine Million Mal gesehen.«
Nick legte den Arm um Billies Schulter und schmiegte sich auf dem weichen Sofa an sie. »Hör mal, Schätzchen …«
»Och nö. Keine Bogart-Imitation bitte.«
»Quatsch. Bogart-Imitationen sind doch total out. Ich mache Woody Allen, der Bogart imitiert. Hör mal, Schätzchen …«
Billie konnte das Lachen nicht mehr zurückhalten. »Hören Sie auf! Das ist ja furchtbar.«
Er tat beleidigt. »Die meisten Frauen macht es ganz verrückt, wenn ich ihnen den Bogart mache.«
Billie kratzte den letzten Rest Eis aus ihrem Schälchen und leckte den Löffel ab. »Die haben sich nur über Sie lustig gemacht, Kaharchek. Suchen Sie sich lieber jemanden, der Ihr Eis zu schätzen weiß.«
»Jemanden wie Sie, vielleicht?«
»Sie sind nicht mein Typ.«
Nick legte die Füße auf den Couchtisch. »Woher wissen Sie denn, dass ich nicht Ihr Typ bin?«
»Tragen Sie riesige, ausgebeulte Boxershorts?«
»Ach ja, das mit den Boxershorts hatte ich schon ganz vergessen.. Ich bin ja durchaus zu Zugeständnissen bereit, aber bei Boxershorts hört der Spaß auf.«
»Glauben Sie, Frankie ist Deedees Typ?«
»Sie wechseln das Thema.«
»Ja, tue ich.«
Er sah nachdenklich aus. »Ich glaube, er ist eher ihr Typ als alle ihre vorherigen Männer.
»Heiraten ist doch eine ernste Angelegenheit. Deedee sollte das nicht so überstürzen.«
»Sie wollen sich doch da wohl nicht einmischen? Denken Sie dran, wenn Deedee nicht heiratet, bleiben Sie auf ihr sitzen.«
»Sie ist gar nicht so übel. Sie hatten Recht, eigentlich ist sie ganz süß. Vielleicht würde eine Therapie ihr ganz gut tun.«
»Wenn Sie es genau wissen wollen, ich glaube, Deedee ist ganz zufrieden mit ihrem Leben. Sie stolpert in ihrer entzückenden Naivität voran, und an Veränderungen wächst sie.«
»Sie finden, ich soll mich da raushalten, nicht
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